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Aschaffenburg/München: "Zeit des Redens ist vorbei": Politiker aus Unterfranken fordern nach Messerattacke härteres Vorgehen in der Asylpraxis

Aschaffenburg/München

"Zeit des Redens ist vorbei": Politiker aus Unterfranken fordern nach Messerattacke härteres Vorgehen in der Asylpraxis

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    Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) verneigt sich nach einer Kranzniederlegung am Ort des Geschehens im Schöntal-Park.
    Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) verneigt sich nach einer Kranzniederlegung am Ort des Geschehens im Schöntal-Park. Foto: Daniel Löb, dpa

    Nur einen Tag nach dem Messerangriff von Aschaffenburg ist eine politische Debatte um Konsequenzen der Tat mit zwei Todesopfern entbrannt. Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) kündigte für den Fall seiner Wahl an, am ersten Tag im Amt Zurückweisungen an den Grenzen anzuordnen. Dagegen warnte SPD-Innenministerin Nancy Faeser vor "populistischen Vorschlägen" und sieht Erklärungsbedarf bei den bayerischen Behörden.

    Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich noch am Mittwochabend mit den Spitzen der Sicherheitsbehörden beraten. Scholz habe die Tat "zutiefst getroffen", sagte der unterfränkische SPD-Chef Bernd Rützel. Der Bundestagsabgeordnete aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) stand zur Tatzeit nur 300 Meter vom Tatort entfernt an einem Wahlkampfstand.

    "Man hätte ihn abschieben oder bis zur Abschiebung einsperren müssen", sagt der unterfränkische SPD-Vorsitzende Bernd Rützel.
    "Man hätte ihn abschieben oder bis zur Abschiebung einsperren müssen", sagt der unterfränkische SPD-Vorsitzende Bernd Rützel. Foto: Carolin Schulte

    Der 28-jährige Täter war ausreisepflichtig. Es gelte zu klären, warum der polizeibekannte Afghane noch im Land war, so Rützel. "Man hätte ihn abschieben oder bis zur Abschiebung einsperren müssen." Die Tat müsse Folgen haben, "die Zeit des Redens ist vorbei".

    Ministerpräsident Söder fordert massive Begrenzung der Zuwanderung

    Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte, eine Messerattacke auf ein kleines Kind sei "mit das schäbigste Verbrechen, das man sich vorstellen kann". Er verstehe die Wut und Empörung der Menschen. Er forderte Entschlossenheit zu einem grundlegenden Wandel der Asylpolitik: "Es reicht, es reicht, was noch?"

    Zuwanderung müsse massiv begrenzt werden. Bayerische Ausländerbehörden könnten derzeit ihre Arbeit nicht tun, "weil der Rechtsrahmen dafür fehlt". Diese Probleme müssten schnell gelöst werden, weil sonst "radikale Kräfte übernehmen", warnte der CSU-Chef.

    Zusammenhang zwischen Migration und innerer Sicherheit

    Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU im Bundestag, Alexander Hoffmann, betonte gegenüber dieser Redaktion einen Zusammenhang zwischen Migration und innerer Sicherheit. "Wenn zu viele Menschen in zu kurzer Zeit zu uns kommen, werden unsere Systeme überlastet. Dann fallen zu viele durchs Raster", sagt der Politiker aus Retzbach (Lkr. Main-Spessart).

    Will mehr Länder zu sicheren Herkunftsstaaten erklären: Alexander Hoffmann, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU im Bundestag.
    Will mehr Länder zu sicheren Herkunftsstaaten erklären: Alexander Hoffmann, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU im Bundestag. Foto: Heiko Becker

    Deswegen brauche es Entlastung, etwa durch mehr Zurückweisungen an den Grenzen, die teilweise Aussetzung des Familiennachzugs oder die Ausweisung von mehr sicheren Herkunftsstaaten. Und Abschiebungen: "Wer eine schwere Straftat begeht oder mehrere kleinere Straftaten, muss das Land verlassen."

    Ähnlich äußerte sich die Aschaffenburger Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz. Sie fordert einen "faktischen Aufnahmestopp" von Asylbewerbern, "wir dürfen die Kommunen nicht länger allein lassen".

    Niklas Wagener: Politischer Wille muss auch Realität werden

    Lindholz kritisiert, dass es nach der Messerattacke von Mannheim erst einen einzigen Abschiebeflug nach Afghanistan gegeben habe. Gleichzeitig hätten seit Juni mehr als 18.000 Afghanen einen Erstantrag auf Asyl gestellt. Ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder sollten in unbefristeten Ausreisearrest genommen werden. Lindholz mahnt, Gefährder stärker in den Blick zu nehmen, das passiere bei psychisch auffälligen Personen bislang zu wenig.

    Fordert "faktischen Aufnahmestopp": Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz.
    Fordert "faktischen Aufnahmestopp": Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz. Foto: Britta Pedersen, dpa

    "Ich halte es für wichtig, erstmal Raum für Trauer und Gedenken zu geben und die Tat nicht zum Spielball politischer Diskussionen im Wahlkampf werden zu lassen", erklärte dagegen der Aschaffenburger Grünen-Abgeordnete Niklas Wagener. "Es ist wichtig, dass die Stadtgesellschaft jetzt zusammenhält."

    Will "Raum für Trauer und Gedenken": der Grünen-Abgeordnete Niklas Wagener.
    Will "Raum für Trauer und Gedenken": der Grünen-Abgeordnete Niklas Wagener. Foto: Thomas Obermeier

    "Dennoch gibt mir die Tat zu denken", so Wagener. Er sei für Überlegungen zur Begrenzung von Migration und zur Abschiebung von straffällig gewordenen Geflüchteten offen. Ob es aber härtere Gesetze brauche, sei fraglich. Vielleicht müsse man sich die Frage stellen, wie politischer Wille auch Realität werde.

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