Wenn die Temperaturen weit in die Minusgrade absacken, gehen viele Menschen nicht ohne dicke Jacke, Wollmütze und Schal aus dem Haus. Mitunter kommen auch Thermostiefel und lange Unterhosen zum Einsatz. Manche Menschen meiden an frostigen Tagen die frische Luft und suchen stattdessen die Nähe eines wärmenden Holzofens. Andere Menschen gehen zelten. Jacqueline und Jasmin Storch zum Beispiel.
Die Schwestern dürften am Wochenende in Lohr bei so manchem Passanten für Schaudern oder zumindest Erstaunen gesorgt haben. Die Nacht auf Samstag, mit Temperaturen von unter minus 10 Grad eine der kältesten des Jahres, haben die jungen Frauen aus dem nordhessischen Hofgeismar auf der Lohrer Mainlände im Zelt verbracht.
Das, so erzählen sie am Morgen danach, sei dank eines Zusammenspiels verschiedener Hilfsmittelchen gar kein Problem, sondern ein recht kuscheliges Erlebnis gewesen. Und die Kälte? "Die hat man im Zelt gar nicht gemerkt, es war uns zu keinem Zeitpunkt kalt", sagt Jacqueline Storch.
Dass die 18 und 21 Jahre alten Schwestern in Lohr Station machten, hat mit einem Konzertbesuch in Stuttgart zu tun. Auf dem Weg zum Auftritt des Rappers Mace trafen sich die beiden in Lohr am Samstag mit einer Bekannten. Ihr Übernachtungsquartier hatten die jungen Frauen mitgebracht – in Form eines Dachzeltes, montiert auf einem älteren VW Golf.
Wärmflasche und Kernkissen
Weil den beiden angesichts der Wetterlage klar war, dass die Nacht ziemlich kühl werden würde, hatten sie auf vielfältige Weise vorgesorgt. Etwa mit einer Mikrowelle im Kofferraum. Mit deren Hilfe erwärmten sie Kirschkernkissen, die sie dann mit in den Schlafsack nahmen. Den Strom für den Betrieb der Mikrowelle bezogen sie von einer der auf der Mainlände installierten Anschlussstellen, die eigentlich für Wohnmobilisten gedacht sind.
Auf die gleiche Weise betrieben die Storchs auch einen Wasserkocher. Das heiße Wasser füllten sie in Wärmflaschen, die ebenfalls in die Schlafsäcke wanderten. Die Wärmflaschen, so erzählt Jacqueline Storch, hätten sogar am Ende der Nacht noch Restwärme abgegeben.
Die wohl wichtigste und konstanteste Wärmequelle dürfte aber eine Heizdecke gewesen sein. Sie bildet die Grundlage unter den Schlafsäcken. Zwar habe die Heizdecke eine Abschaltautomatik, die nach vier Stunden greife. "Aber dann schaltet man sie halt wieder an", sagt Jacqueline Storch.
Tierische Wärmequelle
Und schließlich hatten die Geschwister noch eine tierische Wärmequelle dabei: Picasso, einen mittelgroßen Mischlingshund. Auch er spendete, selbst in ein wärmendes Mäntelchen gekleidet, etwas Wärme im Zeltinneren. "Der große Haarige hat viel geholfen", beschreibt Jasmin Storch den Effekt der tierischen Zusatzheizung. Von Grazie, dem nicht viel mehr als handgroßen Terrierwelpen, kann man das nicht behaupten. Der Vierbeiner wuselt am Morgen zwar munter durchs Zelt, durfte in der frostigen Nacht jedoch in einen der Schlafsäcke schlüpfen.

Bei diesen handelt es sich laut Jacqueline Storch "um ganz normale Hüttenschlafsäcke". Die Komfortzone ist für sie eigentlich mit einer Außentemperatur von über plus acht Grad angegeben. Doch zusammen mit den anderen wärmenden Elementen und ein "bisschen Kuscheln" hätten sie es geschafft, dass die Kälte während der Nacht kein Problem war, erzählen die Schwestern. Sie lachen dabei munter aus der Zeltluke über dem Autodach und wirken in der Tat nicht durchgefroren.
Die gelernte Tierpflegerin und die Schreinerin in Ausbildung sagen, dass sie schon immer Camperinnen gewesen seien. Das 1600 Euro teure Dachzelt mit seiner Grundfläche von rund 1,4 mal 2,2 Metern hatten sie in diesem Sommer erstmals im Einsatz.
Der Vorteil solcher Dachzelte sei, so sagt Jacqueline Storch, dass man zum Übernachten nicht auf Campingplätze müsse. Außerdem sei das Zelt in fünf Minuten "aufgebaut". Am Morgen danach klappe man es einfach zusammen und fahre weiter. Man sei damit also "enorm flexibel".
Die nächste Reise mit ihrem Dachzelt hat das Storch-Duo schon geplant: Nach Dänemark, Schweden und Norwegen soll es gehen. Allerdings nicht im Winter, sondern im kommenden Sommer. Auch Island steht auf der Wunschliste der Zielorte. Dort kann es zwar auch im Sommer etwas frischer werden. Doch dank ihrer in Lohr gemachten Erfahrungen wissen die Frauen nun ja, wie sie sich erfolgreich wappnen können.