Mit Würzburg ist der Landkreis Main-Spessart Nachbar einer Studentenstadt. Viele junge Leute ziehen für ihr Studium in die Stadt, jedoch wächst der Anteil derer, die in ihrem Heimatort bleiben und zur Uni pendeln. Das ergibt eine Analyse des Zentrums für Hochschulentwicklung. Worin liegen die Vorteile, zur Uni zu pendeln und im Elternhaus wohnen zu bleiben? Und gibt es auch Nachteile?
1. Sanna Keller (19) aus Arnstein: "Zuhause ist der Kühlschrank immer voll"

"Seit diesem Oktober studiere ich Kommunikationsdesign in Würzburg. Mit dem Studienbeginn kam so viel Neues dazu, da wollte ich nicht auch noch meinen Wohnort wechseln. Ich fahre mit dem Auto 30 Minuten zur Uni, weil die Busverbindung kompliziert ist und sich das Zugfahren, durch die aktuellen Baustellen, nicht rentiert. Dadurch bin ich flexibel und habe auch nicht den Druck, in die Stadt zu ziehen. Außerdem muss ich zu Hause die Einkäufe nicht bezahlen und der Kühlschrank ist immer voll. Für das erste Semester bleibe ich auf jeden Fall in Arnstein wohnen, aber wenn sich später etwas Gutes in Würzburg findet, kann ich mir auch vorstellen, in der Stadt zu leben, um selbstständiger zu sein".

2. Annika Sauer (19) aus Binsfeld: "Das Stadtleben ist nichts für mich"

"Ich studiere Grundschullehramt im dritten Semester an der Uni Würzburg und ich habe nicht vor, im Laufe meines Studiums noch in die Stadt zu ziehen. Entweder fahre ich mit dem Auto oder dem Zug nach Würzburg. Das sind zwar jeden Tag 60 Kilometer hin und zurück, aber der Sprit ist viel günstiger, als die hohen Mieten in der Stadt. Außerdem verbringe ich viel Zeit mit meinen Hobbys, Freunden und Familie hier in Binsfeld und würde auch, wenn ich in Würzburg wohnen würde, oft nach Hause fahren. Das Stadtleben ist nicht wirklich was für mich, ich lebe gerne in einer ländlichen Gegend".
3. Frieda Wecklein aus Binsbach: "Ich war viel am Reisen und hatte keine Zeit, mir eine Wohnung zu suchen"

"Dieses Jahr habe ich begonnen, Political and Social Studies an der Uni Würzburg zu studieren. Davor war ich viel im Ausland unterwegs und hatte keine Zeit, mir eine Wohnung in Würzburg zu suchen. Deshalb wohne ich noch zu Hause in Binsbach und ich bin glücklich damit. Hier zu leben ist nicht nur günstiger, sondern ich habe auch meine besten Freunde in der Nachbarschaft. Das Pendeln nervt zwar manchmal, aber es funktioniert. Mit dem Auto brauche ich 30 bis 45 Minuten in die Uni und mit dem Bus oder Zug kann es schon mal eineinhalb Stunden dauern. Außerdem habe ich im Studium schon gute Freunde gefunden. Oft kann ich Wartezeiten oder Freistunden zusammen mit ihnen in einem Café oder der Unibibliothek verbringen und wenn es mal spät wird, kann ich auch in der WG einer Freundin übernachten. Trotzdem schließe ich nicht aus, im Laufe meines Studiums nach Würzburg zu ziehen, aber aktuell suche ich nicht aktiv nach einer WG".
4. Vanessa Kreß aus Heugrumbach: "Hier kann ich ruhig schlafen"

"Ich studiere bereits im dritten Semester Medienmanagement in Würzburg. Vor kurzem bin ich zu meinem Freund nach Arnstein gezogen und muss dort keine Miete zahlen. Ich bin gezwungen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Uni zu fahren, weil es kaum Studentenparkplätze gibt. Das Pendeln ist anstrengend und wenn ich in Würzburg wohnen würde, hätte ich bestimmt weniger Stress mit Zugverspätungen und -ausfällen. Trotzdem lebe ich gerne in Arnstein: Ich bin ein Dorfkind und werde hier nicht mit den Problemen der lauten, anonymen und hektischen Großstadt konfrontiert. Das lässt mich auch besser schlafen. Einkaufsmöglichkeiten habe ich ausreichend hier im Ort und außerdem bin ich fast jeden Tag in Würzburg und kann dort Besorgungen machen. Mein Freund und ich haben uns hier schön eingerichtet und auch aufgrund der weniger werdenden Stunden in meinem Studium, will ich in Zukunft nicht nach Würzburg ziehen".