Wer an Landwirtschaft denkt, hat derzeit vielleicht noch die Bilder vieler Traktoren auf den Straßen, lautes Hupen und Protestplakate im Kopf. Als die Rückerstattung für Agrardiesel gestrichen werden sollte, machten viele Landwirtinnen und Landwirte deutlich: Die Streichung von Förderungen geht teils an die Existenz von Betrieben. Kein guter Stern, unter dem der Start ins Berufsleben stehen mag, von außen betrachtet. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt organisierte deshalb einen Pressetermin, um die landwirtschaftliche Ausbildung vorzustellen. Fünf angehende Landwirte und Landwirtinnen aus dem Landkreis Main-Spessart und der Stadt Würzburg sprechen darüber, wie sie mit dem Druck umgehen und was sie antreibt.

Sie alle arbeiten derzeit auf dem Betrieb von Martin Scheiner im Karlstadter Stadtteil Stadelhofen mit. Vier von ihnen verbringen dort einmal die Woche ihren Praxistag im Berufsgrundschuljahr. Leo Sauer ist schon einen Schritt weiter – er lebt auf dem Hof und ist an vier Tagen die Woche voll mit dabei.
1. Leo Sauer (19) aus Binsfeld: "Wenn ich keine Lust hätte, müsste ich nicht übernehmen."

"Ich war schon immer an der Landwirtschaft interessiert", sagt Leo Sauer. Mit seinem Vater war er auf Äckern unterwegs oder im Stall, die Familie hat einen Bio-Betrieb mit Mutterkühen und Ackerbau in Binsfeld. Seine kleine Schwester ist ebenfalls interessiert, fährt gern auf dem Traktor mit. "Wenn ich keine Lust hätte, müsste ich nicht übernehmen", sagt er; das hätte sein Vater nie verlangt.
"Grundsätzlich habe ich schon vor, in der Landwirtschaft zu bleiben. Man muss sich einfach anpassen", sagt Sauer. Er spürt den wirtschaftlichen Druck und den Druck der Bestimmungen, an die Landwirte sich halten müssen: "Dann fährt man gerade auf den Acker und denkt sich: Oh, darf ich das jetzt wirklich machen?"

Dass er nach seiner Ausbildung nicht direkt in den Betrieb einsteigen kann, weiß er schon jetzt: "Zu zweit kann man den Betrieb nicht führen", sagt der 19-Jährige. "Ich muss nach der Ausbildung gucken, dass ich irgendwo anders Arbeit finde." Auf der Fachoberschule in Marktheidenfeld belegte er bereits den Agrar-, Biologie- und Umwelt-Zweig. Nach der Ausbildung stünden ihm auch die Meisterschule, Technikerschule oder ein Studium offen.
2. Ronja Götz (17) aus Birkenfeld: "Ich weiß nicht, ob ich die Schulden auf mich nehmen will."

Ferkelerzeugung, Ackerbau und eine Biogasanlage: Das ist die Kombination auf dem Betrieb der Eltern von Ronja Götz. Ob sie das einmal weiterführt oder ihr älter Bruder, der Landmaschinenmechatroniker gelernt hat? "Das wissen wir noch nicht, wie es ausgeht", sagt die 17-Jährige. Ihre Zukunft kann sich Götz auf dem Hof vorstellen, ist aber unsicher, wie es bei der Schweinehaltung weitergeht. Gerade die Schweinehaltung kämpft immer wieder mit der Unwirtschaftlichkeit. Ihre Eltern hätten deshalb eher nicht gewollt, dass sie die Ausbildung zur Landwirtin macht.
Sorgen will sich Götz aber keine machen: "Wie es kommt, kommt es", sagt sie. Aufgrund neuer Regelungen müsse der Stall umgebaut werden, Kostenpunkt: mehr als eine Million Euro. "Danach weiß niemand, was kommt. Ob weiter umgebaut werden muss. Ich weiß nicht, ob ich die Schulden auf mich nehmen will." Ihr Plan B: Sich auf Ackerbau beschränken und eventuell noch anderswo mitarbeiten. Mittlerweile seien ihr Vater und ihr Opa doch ganz glücklich über ihre Berufswahl – und sie ist weiterhin mit ihrer Entscheidung zufrieden.
Dass Eltern mit Betrieb ihren Kindern von einer Ausbildung in der Landwirtschaft abraten, komme öfter vor, weiß ihr Ausbilder Martin Scheiner. Er sagt aber: "Diejenigen, die es dann machen, die beißen sich auch durch."
3. Michael Konrad (16) aus Rieneck: "Irgendwer muss die Flächen hier ja auch bewirtschaften"

Michael Konrad ist zwar mit Tieren aufgewachsen, doch die Familie hat die Rinderhaltung aufgegeben. Übrig blieben Wald und Grünland, das zu bewirtschaften ist – aber "ganz klein und mit sehr alten Maschinen", sagt Konrad. Nach seiner Ausbildung will der 16-Jährige vielleicht irgendwo auf einem Betrieb mithelfen. Eine Chance, sich aus dem eigenen Betrieb heraus eine Existenz zu schaffen, sieht er nicht: "Da müsste man alles umbauen." Eins ist aber sicher: Konrad will später praktisch arbeiten, ein Studium kommt für ihn eher nicht infrage.

Auch dieser Weg funktioniert, sagt Scheiner. "Wir brauchen solche Leute." Mehrere seiner Schulfreunde etwa suchen immer Arbeitskräfte auf ihren Betrieben. Bei Scheiners teilen sich die beiden Brüder die Arbeit auf dem Hof.
Die Stimmung in der Branche nach den Bauernprotesten oder den Druck der günstigen Produktion im Ausland sieht Konrad gelassen: "Irgendwer muss die Flächen hier ja auch bewirtschaften, wir können es ja nicht einfach so lassen und alles verwuchern lassen."
4. Janne Tölke (21) aus Würzburg: "Ich hatte Lust, draußen und praktisch zu arbeiten"

Janne Tölke kommt ursprünglich aus Norddeutschland und ist nach dem Abitur für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr nach Rieneck gezogen. Dort arbeitete sie in der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth mit Menschen mit Behinderung und in der Landwirtschaft – anschließend entschied sie sich für die Ausbildung zur Landwirtin. "Ich habe es von klein auf von zu Hause mitbekommen, weil meine Eltern Agraringenieure sind", sagt sie.
Einen Betrieb hat ihre Familie nicht, den landwirtschaftlichen Alltag kannte sie nur durch Betriebe von Freunden. Sie entschied sich bewusst gegen ein Studium in dem Bereich, zumindest vorerst: "Ich hatte jetzt noch nicht so Lust, mich direkt in einen Saal zu setzen. Ich hatte Lust, draußen und praktisch zu arbeiten – und vielleicht auch etwas zu machen, das andere nicht machen." Die Reaktionen auf ihre Berufswahl seien teils erstaunt, aber auch offen; manchmal ergäben sich dadurch Diskussionen.
Im Anschluss an die Ausbildung plant sie, sich ein Studium im Bereich Agrarwissenschaft oder in Richtung Ökologie zu suchen. Praktisch in der Landwirtschaft zu arbeiten, kann sie sich im Nebenerwerb vorstellen: "Die Tiere würden mir sonst fehlen."
5. Jakob Endres (16) aus Rohrbach: "Landwirt lerne ich, weil ich schon immer dabei bin"

"Landwirt lerne ich, weil ich schon immer dabei bin", sagt Jakob Endres. Die Familie führt seit Generationen einen Betrieb, derzeit hauptsächlich mit Schweinmast und einer Biogasanlage. Seine ältere Schwester habe sich beruflich anders orientiert – wenn der Betrieb weitergeführt wird, dann voraussichtlich mit ihm. Pläne für die Zukunft nach der Ausbildung hat er noch keine; auch für ihn ist unklar, ob die Schweine bleiben.
Die Vorschriften hätten sich vor wenigen Jahren geändert, sodass Investitionen für den Schweinestall ins Haus stünden. Aktuell glaubt er nicht, dass er diesen Schritt machen würde. Auch für ihn wäre die Antwort darauf der Fokus auf den Ackerbau. "Eigentlich hat man die Tiere momentan nur wegen der Biogasanlage", sagt er über die Gewinnverteilung aus den Betriebszweigen.
Mehr Informationen zur Ausbildung in der Landwirtschaft finden sich unter www.aelf-ka.bayern.de/bildung/landwirtschaft