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BAD MERGENTHEIM: Aus dem Reagenzglas ins Knie

BAD MERGENTHEIM

Aus dem Reagenzglas ins Knie

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    Prof. Dr. Christoph Eingartner (links) und Oberarzt Dr. Volker Dotzel erläutern an einem Kniemodell den Eingriff. In das Knie wird körpereigener Knorpel eingesetzt.
    Prof. Dr. Christoph Eingartner (links) und Oberarzt Dr. Volker Dotzel erläutern an einem Kniemodell den Eingriff. In das Knie wird körpereigener Knorpel eingesetzt. Foto: FOTO Caritas-Krankenhaus

    Ziel dieses Eingriffs ist es, Knorpelschäden am Knie durch die Transplantation körpereigenen Gewebes zu beseitigen und dadurch ein künstliches Kniegelenk entweder ganz zu vermeiden oder doch den Zeitpunkt für den Einbau einer Prothese weit hinauszuzögern.

    Knorpelschäden am Knie treten nach den Ausführungen von Dotzel häufig als Folge von Sportverletzungen auf. „Der menschliche Körper ist jedoch nicht in der Lage, herausgebrochenen Gelenkknorpel nachzubilden.“

    Alternative zur Prothese

    Bei den bisher angewandten Operationsverfahren werde das beschädigte Gewebe entfernt und die betroffenen Knorpelstellen geglättet, heißt es in einer Pressemitteilung des Caritas-Krankenhauses. Bei der so genannten Mikrofrakturierung würden darüber hinaus kleine Löcher in die zerstörten Knorpelzonen gebohrt, um die Produktion von Ersatzknorpel zu aktivieren.

    Dotzel: „Beide Verfahren sind jedoch nur bei kleinen Defekten anwendbar und für die Patienten verbessert sich der Zustand oft nur vorübergehend.“ Langfristig bleibe daher oft nur das Einsetzen einer Knieprothese als letzte Wahl. Die weiter entwickelte Autologe Knorpelzelltransplantation biete hier eine Alternative bei der Behandlung von großflächigen Knorpeldefekten.

    Dabei wird dem Patienten während einer Kniespiegelung eine reiskorngroße Menge gesunden Knorpels entnommen, im Labor angezüchtet und vermehrt. Eingebettet in eine Biomatrix wächst das Gewebe heran und wird nach zirka zwei bis drei Wochen bei einer zweiten Operation in die defekte Knorpelstelle genau eingepasst und fixiert.

    Sport ist wieder möglich

    Die eingesetzten Knorpelzellen vermehren sich zunächst weiter und bilden innerhalb von mehreren Wochen neues Knorpelgewebe, das mit dem gesunden Knorpel verwächst. Nach einem Jahr sei praktisch kein Unterschied mehr zwischen ursprünglichem Gewebe und dem Transplantat zu erkennen, heißt es weiter.

    Schon nach zwei Tagen sei das Knie wieder beweglich, nach drei Monaten dürfe es wieder voll belastet werden; nach etwa sechs Monaten seien leichte, nach einem Jahr auch stark belastende Sportarten wie Tennis oder Skifahren wieder möglich.

    Mit dem körpereigenen Gewebe würden Abstoßungsreaktionen vermieden, auch große Knorpeldefekte bis zu zehn Quadratzentimetern könnten therapiert werden, so Dotzel. Die Operationszeit verkürze sich auf weniger als eine Stunde. Allerdings ist das neue Verfahren noch relativ teuer und die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten bisher nur in Einzelfällen.

    Geeignet ist die Autologe Knorpelzelltransplantation vor allem für jüngere Patienten bis zirka 50 Jahren, bei denen der Meniskus noch weitgehend intakt ist. Nicht geeignet ist sie bei Gelenkentzündungen, ausgelöst durch Rheuma oder Gicht.

    Knochen transplantieren

    Die bisherigen Erfahrungen aus klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungen mit der MACT sowie die Erfahrungen in der Orthopädie und Unfallchirurgie am Caritas-Krankenhaus seien sehr positiv. Das Verfahren zeige in mehr als 80 Prozent gute und sehr gute Langzeitergebnisse.

    Einen Ausblick in die Zukunft dieser Methode gab Prof. Dr. Christoph Eingartner, Medizinischer Direktor und Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Caritas-Krankenhaus. So werde derzeit bereits daran gearbeitet, auch andere körpereigene Gewebe wie etwa Knochen im Labor heranzuzüchten und später wieder zu transplantieren, um beschädigte Regionen zu ersetzen.

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