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Der schnellste Motorsport der Welt

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Der schnellste Motorsport der Welt

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    Andy Herrmann prüft noch einmal den Reifendruck und die Spannung der Kette. Dann wird der Motorrad-Dragster mit einem separaten Anlasser gestartet. Erwartungsvoll heult der 450 PS starke Motor auf. Ein kurzer Blick zum Fahrer signalisiert, dass es mit dem Burn Out losgehen kann. Kurz darauf hebt Herrmann die Hand, die Reifen sind heiß: Das Rennen, bei dem Millisekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden, kann starten.

    Mit dem Dragster-Fieber steckte sich Andy Herrmann 1996 bei seinem Freund Christian Jäger an. "Ich habe mich schon immer für Motoren und Technik interessiert, und da kam der Christian an und schlug vor, einen Dragster zu basteln", erinnert sich der Gerchsheimer, der sofort Feuer und Flamme war.

    Als Ausgangsmodell diente eine Suzuki GSX-E 1100, die im Laufe der Jahre immer mehr modifiziert wurde. "Tag und Nacht haben wir gemeinsam mit Florian Herwig, der sich um die Elektronik kümmert, an der Suzuki herumgeschraubt und probiert", erzählt Herrmann. 1997 absolvierte das Team erste Testläufe auf dem Flugplatz in Altfeld, zwei Jahre später startete die Maschine bei den "NitrOlympX" in Hockenheim, Europas größtem Dragster-Rennen.

    Prompt qualifizierte sich die Mannschaft um Fahrer Christian Jäger unter die 16 Besten in Europa. "Mit vergleichsweise primitiver Technik sind wir auf der Viertelmeile unter zehn Sekunden geblieben - für uns ein Riesenerfolg", freut sich Hermann.

    In 1,3 Sekunden von null auf 100

    Mit einem Motorrad im klassischen Sinn hat das Bike so gut wie gar nichts mehr zu tun. "Der Dragster hat es in sich", sagt der 38-Jährige. Der Motor entwickle auf der klassischen Dragster-Distanz von einer Viertelmeile eine enorme Power. Von Null auf 100 Stundenkilometer in 1,3 Sekunden sprechen ihre eigene Sprache. "Lenken kann man das Zweirad nicht mehr. Es ist lediglich dazu gemacht, auf dieser 400-Meter-Strecke geradeaus zu fahren", erläutert der Chefmechaniker.

    Umso wichtiger ist deshalb, dass alles stimmt. "Jeder Staubkrümel, jeder kleinste Fehler kann gravierende Folgen haben."

    Das Set-Up der Maschine sei von Renn-Ingenieur Erik Jennes genau so eingestellt, dass ab dem Start ein 400 Meter langer "Film" ablaufe, bei dem alles exakt zum richtigen Zeitpunkt kommen muss. "Im passenden Moment die Lachgaseinspritzung, zu einer bestimmten Drehzahl der nächste Gang". Sicherheit werde bei diesen Geschwindigkeitsdimensionen - das Zweirad erreicht 270 Stundenkilometer Spitze - groß geschrieben. "Christian muss sich blind auf sein Team verlassen können."

    Inzwischen startet die Maschine des Jäger Racing Teams in der Kategorie der Top Fuel Bikes, der Königsklasse der Motorrad-Dragster. Für Herrmann eine besondere Herausforderung. "Das ist die Formel 1 des Dragracings, der schnellste Motorsport der Welt", schwärmt er. Vier Rennen wurden vergangene Saison absolviert, nach jedem Lauf werten Renn-Ingenieur Jennes und Chefmechaniker Herrmann die vom Erfassungsgerät aufgezeichneten Daten genauestens aus. "Nur so ist es möglich, das Set-Up zu optimieren."

    Die meisten Teile lassen sich die Freaks aus Amerika liefern, wo Dragracing seit Jahren professionell betrieben wird. Kein Wunder also, dass der Extremsport nicht nur Zeit, sondern sehr viel Geld verschlingt. "Die Kosten liegen momentan pro Saison im fünfstelligen Bereich," erzählt Manager "Chicken". Umso glücklicher ist das Team, mit dem Motorradklub Gremium M/C 2005 einen Hauptsponsor gefunden zu haben, der ihnen ganz neue Perspektiven eröffnet. Den jüngsten Erfolg feierten sie bei der Europameisterschaft in Hockenheim. "Wir sind unter die besten acht in Europa gefahren", so Herrmann. Momentan tüftelt die Crew an einem neuen Bike. Pünktlich zum Saisonstart im April soll der Dragster fertig sein. Gemeinsam mit dem Motorradklub verfolgen die Männer das Ziel, aus dem Team eine professionelle Rennabteilung zu formen. "Die erste in Deutschland", schwärmt der Chefmechaniker.

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