Normalerweise führt die IG Metall zwei Mal pro Jahr bei allen Firmen, mit denen sie zusammenarbeitet, eine Umfrage über den Stand der Dinge durch. Aber zu Zeiten einer ausgemachten Wirtschaftskrise läuft das anders. Die Umfrage wird zwar wie bisher bei 64 Firmen der Metall- und Holzverarbeitung gemacht, aber ab sofort vierteljährlich. „Weil sich die Situation in den Betrieben von heute auf morgen ändern kann“, begründet Wolfgang Breuer, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim das Vorgehen.
Bevor er und sein Mitarbeiter Gerd Koch die Zahlen im Detail der Öffentlichkeit vorstellen, wollten beide ein paar grundsätzliche Aussagen festgehalten haben: Die Krise ist noch lange nicht vorbei. Es wird noch einiges auf die Beschäftigten zukommen. Kurzarbeit ist immer noch besser als Entlassung. „Ich halte Entlassungen für fatal. Denn wenn es in der Wirtschaft wieder aufwärts geht fehlen die Fachkräfte“, so Breuer. Gleichzeitig machte er deutlich, dass die überwiegende Zahl der Arbeitgeber sowohl im Main-Tauber-Kreis als auch im Neckar-Odenwald-Kreis diesen Sachverhalt erkannt haben. „Deshalb sind wir auch bisher von größeren Entlassungen verschont geblieben.“ Nicht so bei der Firma Weinig. Hier schafft man trotz der Entlassung von 157 Arbeitnehmern und der Aufkündigung der Leiharbeitsverträge trotzdem verkürzt. Die nächste größere Entlassung steht im Neckar-Odenwald-Kreis ins Haus. Die Firma Schimmel ist ein Automobilzulieferer in Adelsheim mit rund 240 Beschäftigten. In Adelsheim wird derzeit über die Entlassung von 69 statt wie angekündigt 90 Arbeitnehmern verhandelt. Ein kleines Novum auf dem Arbeitsmarkt kann die Firma Magna in Assamstadt verzeichnen. Sie stellt Spiegel für die Automobilbranche in ganz Europa her. Bei Magna hat sich die Geschäftsleitung entschlossen, die befristeten Arbeitsverträge zu verlängern. „Und wenn eine komplette Schicht entfällt, werden die frei werdenden Arbeitskräfte anderweitig eingesetzt. Ich halte diesen Weg für sehr passabel“, so Breuer.
Eines darf man aber auf keinen Fall dabei vergessen, gibt Breuer zu bedenken, die Leiharbeit sei in allen Firmen auf Null herunter gefahren: „Das ist immer die erste Maßnahme nach den Auftragseinbrüchen.“
Von den angeschriebenen 58 Metallverarbeitenden Betrieben haben 37 an der Umfrage teilgenommen. Folgende Ergebnisse ergab die Umfrage unter den Firmen in beiden Kreisen:
Die wirtschaftliche Lage als gut bezeichneten zwei Firmen: Lauda Wobser in Lauda und die Firma Getrag Rosenberg in Rosenberg nach ihrer Umstrukturierung. Als befriedigend bezeichneten zwölf Firmen im Main-Tauber-Kreis (MTK) und vier Firmen im Neckar-Odenwald-Kreis (NOK) die Lage. Eine wirtschaftliche schlechte Lage geben 22 Firmen im MTK und acht Firmen im NOK an. Kurzarbeit findet bei neun Firmen im MTK und bei zehn Firmen im NOK statt, allerdings im unterschiedlichen Ausmaß.
Bei der Firma Bartec in Bad Mergentheim laufen derzeit Verhandlungen über mögliche Kurzarbeit. Die Firma Eirich in Hardheim plant dazu Verhandlungen ab Juni.
Für die sechs Holzverarbeitenden Betriebe stellt sich die Situation etwas anders dar. „Die hatten ihren Einbruch ja schon vor drei Jahren. Im Moment ist deren Auftragsvolumen relativ passabel.“ Lediglich bei der Firma Bembé in Bad Mergentheim findet Kurzarbeit statt.
Allerdings gibt Wolfgang Breuer an, dass die erhobene Statistik ein Ergebnis des März-Zustandes ist: „und sich jeden Tag alles ändern kann.“ Gerd Koch: „Für uns ist es ebenso wichtig, dass alle Betriebsräte darauf achten, dass die Übernahme der Auszubildenden gesichert ist und trotz der Krise die Anzahl der Ausbildungsplätze nicht reduziert wird.“
Schon allein deshalb wird sich an der Kundgebung am heutigen Donnerstag in Tauberbischofsheim ein Ortsjugendausschuss mit einer entsprechenden Aktion beteiligen. Breuer und Koch wiesen explizit darauf hin, dass die geplante Veranstaltung nicht nur für organisierte Arbeitnehmer, sondern für alle Arbeitnehmer inklusive ihrer Familien gedacht ist. „Wir laden die ganze Bevölkerung der beiden Kreise dazu ein. Weil es schließlich für jeden wichtig ist, dass der Arbeitsplatz erhalten wird.“
Die Info-Veranstaltung unter dem Motto „Arbeitsplätze sichern – Perspektiven bieten“ der IG Metall findet am 14. Mai, 16 Uhr auf dem Schlossplatz statt. Der Demonstrationszug marschiert zum Markt, um 16.30 Uhr Kundgebung mit Redner: Hubert Dünnemeier von der IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg.