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TAUBERBISCHOFSHEIM: Ex-Topmodel: „Hatte eine völlig verdrehte Selbstwahrnehmung“

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Ex-Topmodel: „Hatte eine völlig verdrehte Selbstwahrnehmung“

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    Von ihrem Weg in die Essstörung und der Genesung berichtete Kera Rachel Cook (rechts) den zahlreichen Zuhörern in der Mensa des Matthias-Grünewald-Gymnasiums.
    Von ihrem Weg in die Essstörung und der Genesung berichtete Kera Rachel Cook (rechts) den zahlreichen Zuhörern in der Mensa des Matthias-Grünewald-Gymnasiums. Foto: Foto: Ulrich Feuerstein

    Sie lebte den Traum vieler Mädchen. Und war doch unglücklich. Kera Rachel Cook gehörte zu den wenigen Auserwählten, die bei „Germany‘s next Topmodel“ teilnehmen durften. Mit verheerenden Folgen. Von ihren Erfahrungen in der Modeindustrie, ihrem Weg in die Essstörung und der langjährigen Genesung berichtete Kera Rachel Cook den zahlreichen Zuhörern in der Mensa des Matthias-Grünewald-Gymnasiums. Der Vortrag fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum MGG“ statt.

    „Der mediale Einfluss auf das Schönheitsideal spiegelt sich in der Selbstwahrnehmung von Jugendlichen“, erklärte Studiendirektor Tobias Endres. Als Abteilungsleiter ist er für das integrierte Präventionskonzept am Matthias-Grünewald-Gymnasium zuständig. „Alarmierend“ nannte er, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund von Essstörungen sich mehr als verdoppelt habe.

    „Ich habe versucht, jemand anders zu sein, ohne zu realisieren, dass ich gut so bin, wie ich bin.“ Für diese Erkenntnis benötigte Kera Rachel Cook viele Jahre. In jungen Jahren träumte Kera Rachel Cook sie einer Schauspielerkarriere. „Ich war verknallt in Legolas“, erzählte sie. Wie die Figur aus „Herr der Ringe“ wollte sie sein. Ihr Problem: So zart und elfengleich war sie nicht. In der Grundschule überragte sie alle anderen.

    Bei einem Talentworkshop fing Cook Feuer: „Ich habe mich gefühlt wie ein Star.“ Mit 15 bot ihr eine Modelagentur einen Vertrag an. Einzige Bedingung: Sie sollte abnehmen. Sie begann, im Fitnessstudio zu trainieren und Diät zu halten. Manchmal verlor sie aber die Kontrolle. „Dann stopfte ich alles Essbare in mich rein, was ich bekommen konnte.“ Cook gelang es, Gewicht zu verlieren. Die Agentur nahm sie trotzdem nicht unter Vertrag. Cook wollte es allen zeigen und nahm mit 18 an Misswahlen teil, gewann einige Titel. „Ich hatte aber eine völlig verdrehte Selbstwahrnehmung“, sagte sie.

    Nach dem Abitur ging Cook nach Hamburg auf eine Schauspielschule. Es sollte ein Neuanfang sein, und doch wurde alles schlimmer. Sie schluckte Abführmittel- und Appetitzügler, Hunger- und Fressattacken wechselten sich ab. Sie wollte nicht mehr leben, in ihrer Not ließ sie sich für sechs Wochen in eine psychiatrische Klinik einweisen.

    Kaum aus der Klinik entlassen, folgte sie einem Aufruf für „Germany?s next Topmodel“. Um sich zu qualifizieren, unterwarf sie sich mit viel Disziplin einem harten Programm. Nach einem Dreivierteljahr hatte sie 20 Kilo abgenommen, durfte an der fünften Staffel von „GNTM“ teilnehmen. Nach drei Folgen war aber Schluss. Sie schied als 19. aus. Kurz darauf machte Kera Rachel Cook eine irritierende Erfahrung. Agenturen, die sie zuvor abgelehnt hatten, buchten sie jetzt als „Plus-Size-Model“. Für „Übergrößen“ hatte sie offensichtlich eine perfekte Figur. Cook erhielt plötzlich Aufträge in ganz Europa. Die Oberflächlichkeit des Modelgeschäfts jedoch widerte sie an, sie hörte von einem Tag auf den anderen auf.

    Die vor allem weiblichen Zuhörer forderte Cook auf, nicht dieselben Fehler zu machen. „Es gibt wichtigere Dinge, als schön zu sein.“ Wer sich selbst gern habe, entwickle eine innere Schönheit, die nach außen strahlt. „Glücklich“, so Cooks Devise, „ist das neue Schön.“

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