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TAUBERBISCHOFSHEIM: Fecht-Drama: Begegnung im ZDF-Talk bei Markus Lanz

TAUBERBISCHOFSHEIM

Fecht-Drama: Begegnung im ZDF-Talk bei Markus Lanz

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    Fecht-Drama: Begegnung im ZDF-Talk bei Markus Lanz
    Fecht-Drama: Begegnung im ZDF-Talk bei Markus Lanz Foto: ZDF

    Auf diese Umarmung hat Matthias Behr 35 Jahre warten müssen. Erst vor kurzem gelang ihm nach 35 Jahren der Kontakt zu Emma Smirnowa, den er so lange gesucht hatte. Sie ist die Witwe des Russen, der 1982 im sportlichen Duell durch Behrs Waffe getötet worden war.

    Nur wenige Wochen nach dem ersten Treffen in Kiew sahen sich Emma und Behr jetzt in Hamburg wieder und erzählten dem sanften Frager Lanz vor rund 1,5 Millionen Zuschauern im Mitternachtstalk die Geschichte des tragischen Unfalls, von quälender Ungewissheit und langem Warten bis zu einer großherzigen Geste des Verzeihens und der Erlösung von Schuldgefühlen.

    Die Bildes des tragischen Sportunfalls gingen 1982 um die Welt: Emmas Ehemann Wladimir war in Rom bei der Fecht-WM im Duell mit Behr nach einem tragischen Unfall gestorben: Die Klinge des Floretts brach und drang ihm ins Auge. Jahrelang suchte Behr - der sich Vorwürfe machte, obwohl er nichts für den Unfall konnte - nach Smirnows Witwe. Er hatte das Gefühl, ihr den Mann genommen zu haben.

    Er wollte reden, Trost spenden, und nutzte dazu seine Kontakte in der internationalen Sportwelt. Hier und da erntete er oberflächliche Versprechen von Trainern, Sportlern und Funktionären, ihm zu helfen. Doch Behrs Bemühungen liefen ins Leere. Auf seine Briefe kam keine Antwort.

    • Die komplette Sendung in der ZDF-Mediathek

    Erst vor kurzem fand er Emma dann doch noch – und hörte Worte der Versöhnung: „Sie konnten nichts dafür“, und „Wladimir hat Sie sehr geschätzt“. Das Bild der beiden an Smirnows Grab zeugt von Drama, Emotionen, Hartnäckigkeit und der Kraft des Verzeihens. Deshalb wird die tragische Geschichte mit dem rührenden Ende nun von Redaktionen quer durch Deutschland erzählt.

    Bei Lanz erzählte Emma anrührend, wie es ihr nach dem Tod ihres Mannes erging und was sie fühlte, als dreieinhalb Jahrzehnte später Behrs erster Brief sie erreichte. Im Juli stand der einstige Gegner plötzlich vor ihrem Haus in Kiew – und sie bat ihn herein.

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    Foto: ZDF

    Eine illustre Runde ist an dem Abend bei Lanz zu Gast: Ex-Fussballer Thomas Strunz, Moderatoren-Legende Waldemar Hartmann, Spiegel-Redakteur Markus Feldenkirchen und „zwei besondere Gäste“, sagt Lanz.

    Die Sendung läuft schon eine halbe Stunde und es ist nach Mitternacht, ehe Lanz zum Thema der beiden kommt: Alte Filmaufnahmen führen zu dem Turnier in Rom, an dem Behr (damals gerade von einer OP genesen) eher zufällig teilnahm. Er zeigte sich dort fitter als gedacht. Es kam zum direkten Duell des Ranglistenzweiten der Welt gegen die Nummer 1, den Ukrainer Smirnow. Das Duell endet tödlich für den Champion und stürzt Behr in eine tiefe Depression.

    „Wie oft haben Sie sich die Frage gestellt: Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich nicht an diesem Turnier teilgenommen hätte?“, fragt Lanz. „Die Frage kommt immer wieder“, antwortet der heutige Leiter des Olympiastützpunktes.

    Behr muss noch einmal den Unfall schildern, ringt mit Worten. Emma erzählt, wie der Unfall im sowjetischen Fernsehen gar nicht erwähnt wurde. „Keiner hat mich informiert“, erinnert sie sich. „Das Ausmaß der Katastrophe habe ich bis zum Schluss nicht erfahren“.

    Sie wurde hingehalten, konnte sich nicht von ihrem Mann verabschieden. Emma muss schlucken in der Erinnerung daran. Dann kommt Lanz zum Punkt: „Haben Sie Matthias Behr irgendwann innerlich Vorwürfe gemacht, dass er Schuld daran ist, dass Ihr Mann nicht mehr nach Hause kommt?“ Sie antwortet: „Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich ihm Schuld gebe oder böse bin.“

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    Foto: ZDF

    Sie kämpfte mit der Ungewissheit, ihm das nicht vermitteln zu können: „Ich wusste, was für ein schwieriges Gefühl er mit sich herumträgt.“ Da beugt sich Behr zu ihr hinüber und legt ihr gerührt seine Hand auf den Unterarm – eine stille Geste der Dankbarkeit, die in der Plauderrunde besonders intensiv wirkt. „Ich brauchte diese Gnade von Emma“, bekennt Behr – da wirkt selbst Markus Lanz ein wenig angefasst von dem Moment.

    „Es war ein wahnsinnig emotionaler Auftritt“, teilt später ein glücklicher Matthias Behr dem Reporter per SMS mit. Und während die Aufzeichnung der Show im ZDF nach dem Fußballspiel vor großem Publikum läuft, suchen die beiden mit ihrem Schicksal versöhnten in Hamburg ein stilles Lokal, um unter vier Augen über einen Wunsch Behrs zu sprechen: „Mein Ziel ist, dass sie zum Gegenbesuch zu uns kommt, nach Tauberbischofsheim.“

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