In Bad Mergentheim geboren kam Anneliese Schwender (geborene Luban) durch zahlreiche dienstliche Versetzungen ihres Vaters schließlich nach Oberschlesien. In Gleiwitz und Beuthen begann ihre Ausbildung, die zum Grundstock ihrer späteren Tätigkeit als kirchliche Fürsorgerin werden sollte. Durch die damaligen Kriegswirren wurde auch sie – wie viele andere – zum Flüchtling. Auf abenteuerlichen Wegen schlug sie sich schließlich mit einem Lazarettzug der Wehrmacht bis ins damals völlig zerstörte Würzburg durch. Von hier aus erreichte sie schließlich ihren Heimatort Edelfingen wieder, wo sie zunächst bei Verwandten Unterkunft fand.
Als der evangelische Oberkirchenrat im Jahre 1946 Hilfskräfte für die Flüchtlingsbetreuung suchte, meldete sie sich in Karlsruhe bei Oberkirchenrat Katz. Hier absolvierte sie eine zweijährige Ausbildung. Nach der Zuweisung ihres Einsatzgebietes machte sie sich mit dem Zug auf den Weg nach Karlsruhe, um dort ein Fahrrad mit Hilfsmotor und Dienstanweisungen zu übernehmen. Die Mitarbeiter dort meinten, sie könne mit dem Fahrrad zurück nach Tauberbischofsheim fahren. Ihr neues Dienstfahrzeug gab sie auf der Bahn in Karlsruhe auf und holte dieses auf dem Bahnhof in Lauda ab. Das Dienstrad stellte sie bei Pfarrer Schulze in Lauda ab, um von dort aus die Besuche bei einer der 83 zu betreuenden Gemeinden zu machen.
Dienstlich unterstand sie dem Landeskreisbevollmächtigten, dem in der Kreisstadt Tauberbischofsheim wohnenden Pfarrer Hans Maier. Die Zusammenarbeit mit den einzelnen Pfarrern und Behörden klappte stets gut und so konnte auch manche Angelegenheit auf dem kleinen Dienstweg erledigt werden. Während ihrer gesamten Dienstzeit pflegte sie sehr gute Kontakte zum Jugend-, Sozial- und Arbeitsamt. In Zusammenarbeit mit der Inneren Mission und dem Krankenhaus organisierte sie ebenfalls Kinder- und Mütterverschickungen.
Einmal die Woche hatte die junge Anneliese Luban Sprechstunden im Pfarrbüro in Tauberbischofsheim – je nach Absprache gab es auch Termine in Lauda. Es galt die Not der hilfsbedürftigen Flüchtlinge mit Carepaketen, Kleidung und Möbeln zu lindern. In einer Wertheimer Scheune hatte sie eine Sammelstelle eingerichtet, um von hier aus die notwendigen Güter an die bedürftigen Menschen zu verteilen. Mit so manchem Gespräch erleichterte sie die Seele der durch das Schicksal betroffenen Menschen. So musste auch oft zwischen den Alt- und Neubürger vermittelt werden. Sie half wo immer es ging.
Viele Besuche legte sie zu Fuß, manchmal per Fahrrad, Bahn oder per Anhalter zurück. Es kam auch ab und zu vor, dass der Landrat oder Mitarbeiter der Behörden sie mit dem Auto zu Besuchen in die Ortschaften mitnahmen. Monatlich mussten Einsatzberichte nach Karlsruhe geschickt werden. Wenn nach dem langen Arbeitstag einmal keine Rückreisemöglichkeit bestand, übernachtete sie bei der Pfarrersfamilie Maier in Tauberbischofsheim.
Einmal pro Woche betreute sie auch mehrere kleine Kinder in Dittigheim mit ihren Müttern. Im Wohnzimmer erzählte Anneliese Luban biblische Geschichten, danach gab es mit den Frauen Kaffee und Kuchen. „Einmal wurde ich auch von einem 82-jährigen Mann angesprochen, ob ich als Heiratsvermittlerin fungieren könnte“, erinnerte sich Anneliese Schwender mit einem Lächeln.
Mit ihrer Heirat im Jahr 1953 endete die Arbeit der Kirchlichen Fürsorgerin Anneliese Schwender. Noch heute erinnert sich die 85-jährige gerne an die Anfangsjahre der Diakonie zurück.