"Für uns ist SuedLink die einmalige Gelegenheit, die Siedlungsgeschichte in unserem Raum nachzuvollziehen und das in fortlaufenden Siedlungen", freut sich Grabungsleiter Laurin Scheiderer. Er und seine Grabungstruppe sind im Auftrag von TransnetBW (SuedLink) unter fachlicher Aufsicht des Landesamtes für Denkmalpflege (LAD) im Bereich Grünsfeld-Hausen aktiv und sichern die gefundenen archäologischen Fundstücke.
Die Stromtrasse soll in wenigen Jahren als Stromautobahn quer durch Deutschland den windschwachen Süden mit Strom aus dem Norden Deutschlands versorgen. Über 700 Kilometer wird sich ein Band unterirdisch verlegter Stromkabeln von Schleswig-Holstein bis nach Baden-Württemberg ziehen. Während in anderen Bundesländern zum Teil noch kein Baurecht herrscht, ist man in Baden-Württemberg schon weiter. Hier wird gegraben, gespült oder gepresst, um die Stromtrasse danach in Schutzrohren miteinander zu verbinden.
Siedlungen aus der Jungsteinzeit
Bei der Streckenplanung mussten viele Faktoren berücksichtigt werden, unter anderem naturschutzrechtliche, aber eben auch archäologische, verdeutlicht Dr. René Wollenweber, Archäologe der prähistorischen Archäologie und Referent für lineare Projekte am LAD. Das Landesamt war bei allen Planungen und Vorarbeiten mit an Bord und begleitet auch jetzt aktuellen Grabungen bei Grünsfeld-Hausen.

Im Baufenster, das sich als langer Weg durch die Landschaft zieht, gab es schon länger den Verdacht, dass hier prähistorische Fundstellen sein könnten. Und tatsächlich, man stieß auf Hinweise, dass hier schon Menschen in der Jungsteinzeit, dem Neolithikum, gesiedelt haben. Das waren große Langhäuser mit Platz für bis zu 50 Personen, alle mit Ausrichtung von Südost nach Nordwest. Damit, so die Fachleute, konnten die Menschen damals die Sonnenkraft optimal nutzen. "SuedLink bietet uns die Möglichkeit, die Geschichte festzuhalten", findet Wollenweber.
Brandkeramik aus der Zeit von rund 5000 vor Christus
Etwa zwei Meter unter der Erde verstecken sich viele Schätze, denn die Siedlungen waren nur etwa eineinhalb Kilometer voneinander entfernt, in der Gegend der heutigen Hochfläche oberhalb des Taubertals. Gefunden hat man bereits spektakuläre Dinge aus der Zeit der Bandkeramik. Benannt ist die Zeit von 5500 bis 5000 vor Christus nach der typischen Keramik, die damals hergestellt wurde.

Die Menschen siedelten erstmals als Sesshafte. Deshalb lassen sich auch heute noch im Boden Strukturen erkennen, wenn man Fachmann ist. Beim Blick von einem aufgeschütteten Hügel zeigt der Grabungsleiter auf zwei im gebogenen Verlauf liegenden Linien im Boden. "Da stand mal ein Langhaus", ist er sich sicher. Der normale Mensch erkennt zwar eine Verfärbung im Boden, aber auch nicht mehr. Solche Langhäuser hatten eine Größe von etwa 150 Quadratmetern und waren bis zu 30 Meter lang, verdeutlicht Wollenweber die Ausmaße. Auch die Lage der Stützpfeiler erkennt der Fachmann und hier beginnt eine vertiefte Untersuchung des Bodens.

Ausgrabungen dauern voraussichtlich bis Mitte April
Einige Gruben sind in der Ausgrabungsfläche schon zu entdecken, aus denen die Fachfirma bedeutende Funde gemacht hat. Mehrere Scherben von Töpfen, die früher für alle Arten zur Aufbewahrung verwendet wurden, aber auch eine Ahle zum Erzeugen der typischen Einbuchtungen in der Keramik und ein Geweihstück sind bereits aufgetaucht, zudem auch Gewichte für Webarbeiten oder Messer aus Knochenmaterial.

Die Häuser wurden ähnlich wie heute in Holzständerbauweise erstellt, die Zwischenräume mit Ästen verkeilt und zur Abdichtung nahm man Lössmaterial aus Gruben direkt am Haus. Dieses rote Material wurde auch schon mehrfach an dieser Fundstelle gefunden. Auf den Friedhof ist man bisher noch nicht gestoßen. Bis voraussichtlich Mitte April dauern die Ausgrabungen und Dokumentationen noch, dann werden die Schutzrohre für die Stromleitung in diesem Abschnitt verlegt. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit für das Grabungsteam.



