Die Unterbringung von geflüchteten Menschen und Asylbewerbern stellt viele Kommunen derzeit vor enorme Herausforderungen. Auch die Gesamtgemeinde Großrinderfeld ist betroffen. Um den steigenden Bedarf an Wohnraum für Geflüchtete zu decken, fasste der Gemeinderat am 7. Januar einen Beschluss. Er vergab Aufträge zur Errichtung einer Containerwohnanlage in Großrinderfeld mit einem Investitionsvolumen von mehr als 442.000 Euro. Die Firma Ela-Container aus Billigheim im Neckar-Odenwald-Kreis wird die Anlage errichten.
Die Problematik der Unterbringung wurde bereits im vergangenen Jahr mehrfach intensiv beraten. Schnell war klar, dass eine dauerhafte Lösung mit den begrenzten Ressourcen der Gemeinde nicht sofort realisierbar ist. Daher entschied man sich für den pragmatischen Weg einer temporären Containerlösung, die sowohl in Großrinderfeld als auch im Ortsteil Gerchsheim entstehen soll. Da die Containeranlage in Großrinderfeld durch Fördermittel des Landes Baden-Württemberg und der L-Bank mit rund 260.000 Euro unterstützt wird, wurde dieser Standort priorisiert.
Sport- und Festhallen bleiben offen
Andere Unterbringungsmöglichkeiten in kommunalen Liegenschaften waren vorher ausgelotet worden. Man entschied sich bewusst, die Sport- und Festhallen in den Ortsteilen nicht als Notunterkünfte heranzuziehen. Auch die Suche nach privaten Vermietern von Wohnraum hatte keinen Erfolg gebracht, sagte Bürgermeister Johannes Leibold bereits in einer früheren Gemeinderatssitzung.
Die geplante Containeranlage umfasst eine Fläche von etwa 355 Quadratmetern und bietet Platz für maximal 22 Personen. Nach enger Abstimmung mit Architekten, Brandschutzplanern und dem Landratsamt des Main-Tauber-Kreises wurden verschiedene Anbieter angefragt. Drei Unternehmen reichten fristgerecht Angebote ein. Gebrauchte Container standen trotz Nachfrage nicht zur Verfügung, obwohl ein Anbieter einen Preisnachlass von 1500 Euro pro Modul angeboten hätte.
Gemeindeanteil liegt bei 182.000 Euro
Das Angebot von Ela-Container überzeugte mit einem Gesamtpreis von 442.174,25 Euro brutto und erfüllte die strengen Anforderungen an den Brandschutz sowie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) 2024. Ein weiteres Angebot wurde wegen unvollständiger Unterlagen ausgeschlossen, während das dritte Angebot nicht vergleichbar war. Für die Gemeinde belaufen sich die Kosten nach Abzug der Fördermittel auf rund 182.000 Euro. Zusätzlich müssen Planungs- und Genehmigungskosten berücksichtigt werden, welche Ralf Schieß mit etwa 100.000 Euro ansetzte.
Bürgermeister Johannes Leibold betonte die Bedeutung dieser Entscheidung: "Die Unterbringung geflüchteter Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle fordert. Mit dieser Lösung schaffen wir sicheren und menschenwürdigen Wohnraum und kommen unserer Verantwortung trotz angespannter finanzieller Spielräume nach."
Baubeginn schon im ersten Quartal
Viele Kommunen im Bundesgebiet verfügen derzeit über nicht genug Unterbringungskapazitäten. Steigende Flüchtlingszahlen, fehlende Fördermittel und lange Genehmigungsprozesse erschweren schnelle Lösungen. Hinzu kommt die Verteilung der Geflüchteten nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, der die Aufnahmequote anhand der Einwohnerzahl und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Bundesländer festlegt. Für Gemeinden wie Großrinderfeld bedeutet dies, dass sie trotz begrenzter Ressourcen eine festgelegte Anzahl von Menschen aufnehmen müssen. Der Baubeginn der Containeranlage in Großrinderfeld ist für das erste Quartal 2025 geplant.