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Wertheim: Bülent Ceylan: Ich will als "ernsthafter" Musiker wahrgenommen werden

Wertheim

Bülent Ceylan: Ich will als "ernsthafter" Musiker wahrgenommen werden

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    Bülent Ceylan spielt mit seiner Band auf der Burg Wertheim. Mit der Musik, sagt er im Interview, erfüllt er sich einen Herzenswunsch.
    Bülent Ceylan spielt mit seiner Band auf der Burg Wertheim. Mit der Musik, sagt er im Interview, erfüllt er sich einen Herzenswunsch. Foto: Daniel Haussmann

    Bülent Ceylan, kam der Wunsch, als Musiker aufzutreten, durch die Teilnahme an der TV-Show "The Masked Singer" 2020 oder gab es den Gedanken schon davor?

    Bülent Ceylan:  In meiner Jugend habe ich in einer Rockband gespielt, die Musik war also sogar schon vor der Comedy präsent. Wir dachten damals, wir werden alle Rockstars (lacht). Doch in Deutschland war es zu der Zeit schwer, sich mit Rockmusik zu etablieren, in den USA wäre es schon eher möglich gewesen, das war die Zeit von Nirvana und Rage Against the Machine. Unsere Band ist schließlich auseinandergegangen und jeder von uns hat seine eigenen Pläne verfolgt. Ich habe mich auf den Comedybereich konzentriert, denn ich finde es toll, Menschen zum Lachen zu bringen. Aber die Musik habe ich immer in mir getragen und bei "The Masked Singer" habe ich dann auch die Bestätigung von außen bekommen. Viele waren überrascht, haben gesagt, das ist ja geil, du kannst singen. Diese Wertschätzung hat mich motiviert, meinen Herzenswunsch umzusetzen.

    Wie ging es nach der TV-Show weiter?

    Ceylan: Ich habe mich mit Michael Herberger von den Söhnen Mannheims zusammengesetzt, der auch Geschäftsführer der Popakademie in Mannheim ist und Ideengeber der Sendung 'Sing meinen Song'. Wir schauten, wer zu meinem Style passt und Produzent des Albums sein könnte. Anschließend haben wir uns mit Henning Verlage von Unheilig, Songwriter Martin Fliegenschmidt und Christian Neander von Selig getroffen und zusammen das Album "Ich liebe Menschen" gemacht. Wir alle sind stolz darauf, denn das Album hat Haltung, ist Musik mit Botschaft. Meine Mutter zum Beispiel mag die Texte sehr. Und neben Heavy Metal–Songs sind ein paar melodischere Stücke dabei. Ich wollte keine Comedy-Musik machen, sondern ich wollte als "ernsthafter" Musiker wahrgenommen werden – was natürlich ein Riesenspagat ist, weil die Leute das bei mir anders im Kopf haben. Aber warum nicht versuchen, Schubladen zu brechen? Inzwischen schreibe ich Whatsapp–Nachrichten mit Peter Maffay und Roland Kaiser über Songideen – wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht?

    Wie sind Sie mit den Erwartungen des Publikums umgegangen?

    Ceylan: Mir war klar, dass ich als Musik–Newcomer starte, und ich mir Anerkennung langsam aufbauen muss – ähnlich wie damals in der Comedybranche, als ich anfangs auf einer Menge Kleinkunstbühnen gespielt habe. Sicher habe ich es heute bei der Musik einfacher, bekomme Aufmerksamkeit durch meine Bekanntheit und so konnten wir zum Beispiel das Wacken Open Air eröffnen. Doch das Publikum will überzeugt werden. Nach und nach gelingt uns das, hauptsächlich bei unseren Live–Auftritten. Mittlerweile gibt es Fans, die kommen zur Comedyshow und zu den Musikauftritten mit der Band.

    Wie unterscheiden sich die Bereiche Comedy und Musik?

    Ceylan: Als Comedian bin ich auf mich alleine gestellt. Als Musiker kann ich mich auch mal zurücknehmen, da ich diese mega gute Band habe. Das sind Menschen, zwischen 22 und 26 Jahre alt. Mich freut zu sehen, wenn diese jungen Wahnsinns–Talente bei ihren akustischen Solos gefeiert werden. Anders in der Musik ist außerdem, dass ich emotionaler sein kann, wie unter anderem damit Wut zu vermitteln, zum Beispiel gegen Hass, Diktatur, Rassismus und Mobbing. Im Gegensatz dazu kann ich Liebeslieder schreiben und die Verbundenheit zu meiner Frau oder meiner ältesten Tochter ausdrücken.

    Das Album heißt ja "Ich liebe Menschen" – was macht Menschen liebenswert?

    Ceylan: Ich möchte damit zeigen, dass Nächstenliebe Priorität haben soll. Etwas, was wir teilweise in der Gesellschaft verloren haben. In dieser Schnelllebigkeit und durch Social Media befeuert, einer Zeit, in der es oft darum geht, was kommt als nächstes, ist uns Empathie abhanden gekommen. Als Familienvater möchte ich meinen Kindern bedingungslose Liebe entgegenbringen und ihnen vorleben, Menschen positiv zu begegnen und optimistisch zu sein. Sicher trifft man immer wieder auf falsche Hunde, von deren negativer Energie ich mich aber lösen will, da die mit sich selbst wahrscheinlich unglücklich sind. Ich wünsche mir Frieden auf dieser Welt und wenn wir keine Haltung für Liebe zeigen, nicht darüber reden, ändert sich nichts. Dabei müssen wir lernen, einander wieder zuzuhören.

    Hat dieses Verständnis von Nächstenliebe mit Ihrem Glauben zu tun?

    Ceylan: Ja, das hat mit meinem evangelischen Glauben zu Gott und zu Jesus Christus zu tun. Ich will niemanden bekehren, das nicht zum Überthema machen. Doch mir gibt mein Glaube sehr viel Kraft. Und wenn mich jemand danach fragt, spreche ich gerne darüber. Mich hat beeindruckt, wie Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye, die Kugelstoßerin, die aus meiner Ecke kommt, das präsentiert. Sie singt in einem Gospelchor und hat ihren Glauben auf eine sehr schöne Art und Weise gezeigt. Ich denke, im Endeffekt geht es um Glückseligkeit und die Frage, wie finde ich die? Ich habe sie im Glauben erfahren.

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