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Tauberbischofsheim: Kabarett im Engelsaal: Christian Ehring mit seinem Programm "Antikörper"

Tauberbischofsheim

Kabarett im Engelsaal: Christian Ehring mit seinem Programm "Antikörper"

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    Der Kabarettist Christian Ehring gastierte jüngst beim Kunstverein Tauberbischofsheim.
    Der Kabarettist Christian Ehring gastierte jüngst beim Kunstverein Tauberbischofsheim. Foto: Ulrich Feuerstein

    Endlich wieder mal ein volles Haus im Engelsaal des Kunstvereins Tauberbischofsheim, zum einen dank der gelockerten Corona-Regimes, aber auch, weil diesmal Christian Ehring zum zweiten Mal zu Gast war. Ehring verfügt offenbar auch südlich des Weißwurst-Äquators über eine stattliche Fangemeinde.

    Der 1972 in Rheinhausen (Duisburg) geborene Kabarettist, Autor und Musiker hat in den vergangenen gut dreißig Jahren als Solist und Ensemblegründer und -mitglied eine beachtliche Karriere hingelegt, die ihn unter anderem mehrfach ans Düsseldorfer "Kommödchen" und schließlich 2009 zur schon längst zur Institution gewordenen "heute show" führte, wo er mit einem satirischen Beitrag dem anscheinend ewig amtierenden türkischen Präsidenten Erdogan übel aufstieß, was zu diplomatischen Verwicklungen führte. Das war im Jahr 2016, eine aus heutiger Sicht fast schon idyllische Phase. Für Spaßmacher und -macherinnen ist heute leider eine schlimme Zeit – angesichts dessen, was gerade in der Ukraine geschieht, möchte jedem der Witz im Mund gefrieren.

    Zurück zu Christian Ehring: Der große, schlaksiger Typ in dunklem Anzug, weißem Hemd, mit kantig-markanten Zügen und neuerdings auch mit seriösem Vollbart geziert, wirkt auf der Bühne mehr wie ein smarter, gewiefter Geschäftsmann oder auch Manager denn wie ein archetypischer Spaßmacher. Trotz dreier deutscher Comedypreise ist er der Typ des seriösen Kabarettisten, rheinisch eloquent, witzig, ironisch, sein Publikum zum Nachdenken auffordernd, auch und gerade mit seinen Pointen, die gleichwohl regelmäßig für Lachsalven im Engelsaal sorgten. Dazwischen wurde es aber immer auch wieder mal still.

    Wieler, Scholz und Putin kriegen ihr Fett weg

    Natürlich spielt in seinem (noch) aktuellen Programm "Antikörper" die immer noch nicht ausgestandene Pandemie eine leitmotivische Rolle, doch dass sie mittlerweile von den jüngsten Ereignissen finster überlagert wird, kann und will auch Christian Ehring nicht ignorieren. So bekommt dieser Abend eine für Kabarettveranstaltungen ungewöhnlich ernsten Grundton. An Witz mangelt es dennoch nicht: Ehring räsoniert brillant über RKI-Chef Wieler und erläutert am Beispiel von Olaf Scholz sarkastisch den Begriff "Besonnenheit"("Lebt der überhaupt noch?"), geißelt den "Loser" Putin, kehrt aber auch immer mal wieder zu zeitlosen Themen zurück wie im selbstkomponierten Song "Ich zahl' Steuern", bei dem er sich auf dem Keyboard begleitet.

    Im Grunde ist Christian Ehrings Botschaft ein Appell an die Vernunft, an den gesunden Menschenverstand, wozu er sich eigens eine fiktive Gegenfigur, den Ossi "Justus" geschaffen hat, einen ehemaligen Maschinenbaustudenten aus Mecklenburg-Vorpommern, der mit zunehmendem Alter immer mehr ins rechtspopulistische Lager abgedriftet ist. Er stellt sozusagen die lebensecht gestaltete Alternativstimme dar, an der sich die eigene Position verdeutlichen lässt, ohne in billige Rechthaberei und Belehrungsmodus zu verfallen. Freilich ganz am Ende kommt auch dieser Abend nicht ganz ohne Belehrung aus, aber die lässt man sich bei soviel Ehring'scher Lockerheit, Gescheitheit und Niveau ganz gerne gefallen.

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