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LANGENBRETTACH: Keine Straßennamen in Neudeck

LANGENBRETTACH

Keine Straßennamen in Neudeck

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    Dorf ohne Straßennamen: Neudeck, ein Ortsteil der Gemeinde Langenbrettach im Landkreis Heilbronn, will auch in Zukunft nur mit Hausnummern auskommen.
    Dorf ohne Straßennamen: Neudeck, ein Ortsteil der Gemeinde Langenbrettach im Landkreis Heilbronn, will auch in Zukunft nur mit Hausnummern auskommen. Foto: Foto: Marijan Murat

    Fast in jedem Ort gibt es sie, nur in ein paar kleinen Weilern nicht: Straßennamen. Das Örtchen Neudeck bei Heilbronn sollte welche einführen, doch die Einwohner wehrten sich – mit Erfolg. In Neudeck bleiben Ortsfremde auch in Zukunft auf dem Holzweg. Denn: Der Gemeinderat von Langenbrettach (Kreis Heilbronn) hat gegen etwas entschieden, das in vielen anderen Gemeinden und Städten selbstverständlich ist: Straßennamen.

    Nach monatelangen Diskussionen wird es sie in dem kleinen Weiler auch in Zukunft nicht geben. „Das Thema ist erledigt, alles bleibt, wie es ist“, sagt Tilman Schmidt, der Bürgermeister von Langenbrettach. Nur ein neuer, in der Nacht beleuchteter Ortsplan werde in Kürze am Dorfeingang aufgestellt. Schuld an dem Aufruhr der vergangenen Monate war ein Rettungsdienst. Er war nach Neudeck gefahren und konnte die richtige Hausnummer nicht finden.

    Die 45 Hauseinheiten in dem kleinen Örtchen sind nämlich nicht der Reihenfolge nach zu finden. Die Hausnummer sind bunt durcheinander gewürfelt. Nummer 9 steht hier beispielsweise neben Nummer 42. Was den rund 100 Bewohnern keine Schwierigkeiten bereitet, entpuppt sich für ortsfremde Personen als das reinste Chaos – erst recht, wenn es in Notsituationen schnell gehen muss.

    Schmidt erzählt, es gebe diese Art von Straßensystem bei kleineren ländlichen Ortsteilen aber „relativ häufig“. Neudeck sei kein Einzelfall. Und dennoch prüfte der Gemeinderat von Langenbrettach den Vorschlag von Bereitschaftsärzten, den Zahlensalat zu entwirren und den Straßen und Wegen in dem kleinen Weiler doch Namen zu geben. Die Einwohner waren entsetzt. Der Verwaltungsaufwand sei viel zu hoch, war eines der Argumente der Straßennamen-Gegner. Briefköpfe hätten ebenso geändert werden müssen wie die Angaben auf Personalausweisen und Pässen.

    Deshalb stemmten sich die meisten Einwohner mit allen Mitteln gegen die Einführung der Straßennamen. Sie sammelten Unterschriften und machten ihren Standpunkt in einer Bürgerinformationsrunde Anfang Februar gegenüber Gemeindevertretern auch noch einmal klar. Es sei eine „sachliche Diskussion“ entstanden, in der verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet worden seien, sagt Schmidt. Zudem wurde ausprobiert, ob die Navigationsgeräte die Hausnummern finden. Die neueren taten es.

    Am Ende erhörte der Gemeinderat deshalb die Bitte der Bürger und stimmte Anfang März gegen die Einführung von Straßennamen. Das Hausnummern-Wirrwarr bleibt. Dafür müssen sich die Einwohner mit Spenden an einem neuen Ortsplan beteiligen. „Wir werden außerdem die Strukturen verbessern und Wegweiser mit Hausnummern aufstellen“, verspricht Ortsvorsteher Jürgen Bayer. Damit dürften sich auch Besucher des Weilers in Zukunft besser zurechtfinden.

    Tilman Schmidt jedenfalls ist froh über das Ende der Diskussionen. Die Lösung sei „sehr gut und im Sinne aller Beteiligten“, meint er. Nach Angaben des Bürgermeisters waren 88 Prozent aller Haushalte in Neudeck gegen Straßennamen gewesen. „Und warum sollte der Gemeinderat dann etwas zwanghaft durchsetzen?“

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