Gemeinsam mit der Gemeinde Igersheim hat die Stadt Grünsfeld seit 1. Januar 2024 eine Klimaschutzmanagerin eingestellt. Nadine Hofmann ist zu 60 Prozent in Igersheim und zu 40 Prozent in Grünsfeld tätig. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag im Rienecksaal berichtete sie über ihre Arbeit, aber auch über die Ziele, die Grünsfeld in den nächsten Jahren noch erreichen muss, um die Vorgabe der Klimaneutralität zu erreichen.
Zudem stellte Jörg Scholtes von der Netze BW die derzeitige Treibhausgasbilanz der Stadt Grünsfeld vor. Hofmann führte aus, dass es in unserer Welt generell wärmer wird und das angepeilte Ziel von maximal 1,5 Grad Temperatursteigerung wohl nicht mehr zu erreichen ist. "Die Erwärmung schreitet schneller voran, als gedacht", so die Klimaschutzmanagerin mahnend. Als Beispiel nannte sie die Veränderungen in den Vegetationsperioden. Mittlerweile setzt das Pflanzenwachstum etwa zwei Wochen früher ein, als bisher. Zu welchen Problemen das führt, können beispielsweise die Winzer nur zu gut berichten, denn die Spätfröste treffen die in Blüte stehenden Reben immer häufiger und führen zu erheblichen Ernteausfällen bis hin zum Totalverlust, wie im Jahr 2024 in einigen Regionen.
Deshalb sei es wichtig, dass man gemeinsam an einem klimaneutralen Land arbeite. Dazu könne viele Maßnahmen beitragen, so Hofmann. Wichtig waren sie und Scholtes sich, dass die Klimaschutzziele nur durch den Einsatz von erneuerbaren Energien zu erreichen sind, fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl lassen die Klimabilanz unweigerlich nach oben steigen. Um klimaneutral zu werden, sind nur noch 0,03 Tonnen CO2 pro Einwohner maximal zulässig, aktuell liegt man in Grünsfeld bei 0,14 Tonnen, hatte Scholtes errechnet. Sein Rat: "Bauen Sie die erneuerbaren Energien aus, sonst werden wir die Klimaneutralität nie schaffen".
Viele weitere Projekte
Dass man in Grünsfeld schon viel unternommen hat, beleuchtete dann Nadine Hofmann. So wurden auf den Gebäuden der Feuerwehr und des Bildungscampus bereits Photovoltaik-Anlagen errichtet, die sich bereits nach zwölf beziehungsweise neun Jahren amortisieren. Weitere Anlagen wie an der Kläranlage sollen folgen, um hohe Zukäufe bei hohen Energieverbräuchen abzufangen. Zudem seien einige Flächen im Stadtgebiet für Flächenphotovoltaik und Windkraftanlagen vorgesehen, beziehungsweise werden schon genutzt.
Hier stellte der Gemeinderat mit dem Beschluss zum imperativen Mandat für die Änderung des Flächennutzungsplanes der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Grünsfeld-Wittighausen die Weichen in die richtige Richtung. Insgesamt sechs Flächen, davon mehrere entlang der Autobahn A81, sollen in Zukunft für Freiflächenphotovoltaik genutzt werden können, hinzu kommen noch etwa sechs Windkraftanlagen, die auf dem Gebiet der Gesamtstadt möglich sind. Damit bringt man etwa fünf Prozent der Fläche in die Energiebilanz ein, weit mehr als die vom Land geforderten zwei Prozent, ergänzte Bürgermeister Joachim Markert.
"Wir wissen jetzt, wir sind auf dem richtigen Weg", fasste er die Aussagen von Hofmann und Scholtes zusammen, was der Gemeinderat goutierte. Man will weiter auf dem Weg zur Klimaneutralität bleiben. Ein weiterer Baustein ist die energetische Sanierung der kommunalen Liegenschaften, eine kommunale Wärmeleitplanung, die im Verbund mit weiteren Kommunen im Main-Tauber-Kreis angegangen wird. Der Aufbau eines Nahwärmenetzes, der Ausbau der Nutzung des E-Car Sharing, das seit etwa einem Jahr in der Stadt in Zusammenarbeit mit der Stadtwerk Tauberfranken angeboten wird und die verstärkte Nutzung des Bürgerbusses. Weitere Ideen aus der Bürgerbeteiligung werden natürlich auch umgesetzt, so Markert.