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MAIN-TAUBER-KREIS: Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda-Königshofen wird G9-Modellschule

MAIN-TAUBER-KREIS

Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda-Königshofen wird G9-Modellschule

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    Angespannte Situation: Abiturienten des achtjährigen Gymnasiums (G8) wie hier bei ihrer Prüfung in der Turnhalle des Anton-Bruckner-Gymnasiums in Straubing (Niederbayern). Am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda kann demnächst wieder nach neun Jahren die Abiturprüfung abgelegt werden.
    Angespannte Situation: Abiturienten des achtjährigen Gymnasiums (G8) wie hier bei ihrer Prüfung in der Turnhalle des Anton-Bruckner-Gymnasiums in Straubing (Niederbayern). Am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda kann demnächst wieder nach neun Jahren die Abiturprüfung abgelegt werden. Foto: Foto: ARchivfoto: Armin Weigel

    Am 1. März lief die Antragsfrist für den Schulversuch „In zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an den allgemein bildenden Gymnasien“ beim baden-württembergischen Kultusministerium ab. Insgesamt bewarben sich 51 Gymnasien, den Zuschlag in der ersten Bewerbungsrunde erhielten allerdings nur 22 Modellschulen. Bei seiner Entscheidung am Mittwoch, achtete das Ministerium vor allem auf eine „ausgewogene regionale Verteilung“ der Versuchsschulen, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

    Auch im Kreis Main-Tauber war das Interesse groß: Von fünf Gymnasien hofften die drei Schulen in Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim und Lauda-Königshofen auf den Zuschlag. Am Ende machte jedoch nur eine Schule das Rennen: das Martin-Schleyer-Gymnasiums in Lauda-Königshofen.

    Der Schulleiter des Martin-Schleyer-Gymnasiums (MSG), Dr. Jürgen Gernert, erhofft sich mit den kommenden G9-Zügen an seiner Schule mehr Freizeit für seine Schüler. Zwar hätten am MSG mit der Zeit immer weniger Schüler ihren G8-Jahrgang vorzeitig verlassen, auch dank zahlreicher Intensivierungsmaßnahmen. Dennoch versteht Gernert den G9-Schulversuch nicht als Ersatz für G8, sondern als sinnvolle Ergänzung: „Im Bemühen, den individuellen Lernbedingungen Rechnung zu tragen, ist es konsequent, dem G8 einen neunjährigen Weg zur Seite zu stellen.“

    Zusätzliche Wochenstunden

    Personell und räumlich sei das drei- bis vierzügige Gymnasium zudem gut auf den Modellversuch vorbereitet. Man habe schon die Bildungspläne von G8 erfolgreich umgesetzt, unter anderem mit Ganztags- und Hausaufgabenbetreuung, Intensivierungsstunden und zentraler und „schülerverträglicher“ Planung der Klassenarbeiten. In den neuen G9-Klassenzügen möchte die Schule nun in der Mittel- und Differenzierungsstufe, also zwischen der siebten und der elften Klasse, ein zusätzliches Jahr einschieben. Dafür erhält das Gymnasium vom Kultusministerium pro neunjährigem Zug zwölf zusätzliche Lehrerwochenstunden.

    Schulleiter Gernert betont: „Allen Schülern, sowohl in G8 als auch in G9, sollen die gleichen Bildungsinhalte vermittelt werden. So werden sie mit den gleichen Voraussetzungen in die Kursstufe geführt.“ Sollten im Einzelfall Probleme bei G8-Schüler auftreten, wäre „nach Prüfung und Beratung“ eine Umorientierung hin zur neunjährigen Variante möglich. Über einen möglichen Ansturm auf die neuen G9-Klassenzüge möchte Gernert indes nicht spekulieren: „Man kann vorher nicht sagen, wie das Verhalten der Eltern sein wird.“

    Zwar hat seine Schule den Zuschlag nicht erhalten, doch ist der Direktor des Matthias-Grünewald-Gymnasiums, Josef Münster, mutiger in seinen Prognosen. Er rechnet mit hohen Anmeldezahlen für die geplanten G9-Jahrgänge. Obwohl das Ministerium mit einer zusätzlichen Poolstunde für die Unterstufe und der Verschlankung der Lehrpläne versuche, G8 zu optimieren, dienten diese Maßnahmen an den meisten Gymnasien in Baden-Württemberg oft nur dazu, vorhandene Defizite zu beheben, kritisiert Münster. Seine Schule versuche deshalb ebenfalls, die Nachteile des achtjährigen Bildungsweges mit Förderangeboten auszugleichen. Die Umwandlung seines Gymnasiums in eine G9-Modellschule hatte Münster daher auch an die Bedingung geknüpft, dass die Durchlässigkeit zwischen G8 und G9 und der Wechsel von einer in die andere Schulart gewährleistet sein müssten.

    Die zweite Schule, deren Antrag abgelehnt wurde, ist das Deutschorden-Gymnasium in Bad Mergentheim. Dessen Schulleiterin Sabine Rühtz sieht ebenfalls Probleme beim G8-System: „Die Motivation, uns beim G9-Schulversuch zu bewerben, war die hohe zeitliche Belastung der Schüler im G8, vor allem in der Mittelstufe“, erklärt sie. Im achtjährigen System fehle schlicht die Übungszeit, der neue Stoff käme viel zu schnell. Den Nachteilen der achtjährigen Gymnasialzeit versuche die Schule deshalb mit vielen Fördermöglichkeiten zu begegnen, welche allerdings die wöchentliche Belastung weiter steigerten. Viele Eltern würden ihre Kinder daher gleich bei einer Realschule anmelden, selbst wenn diese eigentlich für das Gymnasium geeignet wären.

    Aus diesen Gründen hätten sich alle Schulgremien für den Antrag als Modellschule ausgesprochen. „Im G9 hätten die Schüler wieder Zeit für andere Tätigkeiten, die auch zur Persönlichkeitsprägung wichtig sind. Seien es ehrenamtliches Engagement im Verein, privater Musikunterricht, Sport oder Unternehmungen mit der Familie“, sagt Rühtz. Außerdem könne man dann wieder Übungsphasen im Unterricht einrichten, die den Schüler die Möglichkeit gäben, den Stoff richtig zu verarbeiten und anzuwenden. Durch zusätzliche G9-Züge verspricht sich Rühtz zudem steigende Schülerzahlen, möglicherweise auch ein paar aus dem benachbarten Bayern.

    Die erste Runde des Schulversuchs soll nach Angaben des Kultusministeriums zunächst bis zum Schuljahr 2019/20 dauern.

    Die Anmeldung für die ersten G9-Klassenzüge in der Klasse 5 am Martin-Schleyer-Gymnasium ist am Mittwoch, 28. März von 8-18 Uhr und am Donnerstag, 29. März von 8-15 Uhr im Sekretariat des Martin-Schleyer-Gymnasiums, Becksteiner Straße 80 in Lauda, möglich.

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