(lsw) Neuer Schwung im Mannheimer Schloss: Die Verwalterin Sandra Moritz hat nichts von einem ergrauten Historiker an sich. Die adrette 34-Jährige sprüht vor Leidenschaft, denkt betriebswirtschaftlich und will neue Besucher für das Schloss begeistern.
Das mehrfach renovierte Mannheimer Schloss ist für sein modernes Aussehen bekannt. Nicht weniger auf der Höhe der Zeit ist die Verwalterin der ehemaligen Residenz Pfälzer Kurfürsten: Sandra Moritz. Seit zwei Jahren hütet die 34-Jährige das Haus – und hat einiges bewegt.
„Immer wieder mal was Neues“ lautet einer ihrer Leitsätze. Neben der Dauerausstellung „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“ organisiert sie alleine in diesem Jahr über einhundert Sonderführungen, kleinere Ausstellungen und Veranstaltungen. „Wir müssen Anreize schaffen, damit sich auch ein zweiter Besuch lohnt“.
Große Anziehungskraft besitzen die beiden großen Festsäle – der Garten- und der Rittersaal, die für Feste und Events genutzt werden. Hier können sich auch Paare trauen lassen. Familienfeste aller Art hat Moritz auf dem Schloss schon erlebt. Zudem nutzen viele Firmen die besondere Kulisse für Tagungen und Kongresse.
Für Schüler hat das Schloss eine Garderobe für „kleine“ Karl Philipps und Karl Theodors eingerichtet. Die Kinder und Jugendlichen können sich dort so kleiden wie die Kurfürsten, für die das Schloss ab 1720 erbaut wurde. Da der Umkleideraum direkt neben dem Büro der Verwalterin liegt, stellen sich bei ihr schon mal fünf bis zehn Kurfürsten am Tag vor.
Integration ist auch Kultur
Die Schlossverwalterin ist eine Quereinsteigerin. Nach ihrer Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellte arbeitet sie ein paar Jahre bei der Deutschen Rentenversicherung in Karlsruhe. Dann reist sie eineinhalb Jahre um die Welt und studiert bei ihrer Rückkehr Allgemeine Finanzverwaltung. „Die Stelle im Schloss war mein großes Glück.“ Mit 34 Jahren gehört sie zu den jungen Verwaltern der staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg. Sie trägt ein Lippenpiercing, auch bei der Arbeit. Die erstaunten Blicke älterer Schlossbesucher, deren Bild sie nicht entspricht, nimmt Moritz gelassen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund widmet sie sich auch dem Thema Integration. Im vergangenen Jahr organisierte sie ein Interkulturelles Fest, zu dem mehr als 20 Migrationsvereine ein buntes Programm und etliche kulinarische Entdeckungen beisteuerten.
Damit will Moritz an die Anfänge des Gebäudes anknüpfen. Besonders Karl Theodor, der das Schloss von Erbauer Karl Philipp von der Pfalz übernahm, legte viel Wert auf Kultur. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aus der Anlage dann der Witwensitz Napoleons Adoptivtochter, Stéphanie de Beauharnais. Ein großer Einschnitt war der Zweite Weltkrieg, als das Schloss stark zerstört wurde. Seitdem fließt viel Geld in die Sanierung.