German Brass, nach eigener Aussage Europas erfolgreichstes klassisches Brass-Ensemble, lockte am Freitagabend rund 400 Gäste auf das Musikfest auf Schloss Weikersheim. Die Musiker boten eingängige Melodien und energiegeladene Rhythmen mit reizvollen Kontrasten zwischen verschiedenen musikalischen Stilen oder Genres. Mit fast 30 Instrumenten verpasste die Gruppe bekannten Melodien neue Klanggewänder; passgenau zugeschnitten auf die Trompeten, Posaunen, Tuben und Hörner.
Klaus Wallendorf, früher Hornist der Berliner Philharmoniker, führte mit launigen Versen und Anekdoten voller Sprachwitz durchs Programm. Vor allem aber stimmten seine Ansagen auf die Atmosphäre und den Stil der folgenden Musikstücke ein. Wie exzellent er das Horn beherrschte, war bei fast allen gespielten Stücken herauszuhören, wobei das gesamte Ensemble ausnahmslos hervorragende Solisten in seinen Reihen hatte.
Ins Schwärmen kamen die Zuhörer schon beim Auftakt mit der klaren Gestik des ersten Satzes von Vivaldis G-Dur Konzert, gefolgt von Bachs „Air“ aus der Orchestersuite Nr.3 D-Dur. Mehr als nur reine Unterhaltungsmusik war im Big-Band-Sound „Children of Sanchez“ von Mangione Chuck mit vielen Soloparts von Trompete, Flügelhorn oder Saxophon und einem temperamentvollen Finale.
Verschiedene musikalische Stile und Genres am Samstag
Der Samstag stand unter dem ungewöhnlichen Motto „Sweet & spicy“, passte aber gut zu den fünf Auswahlkonzerten. Dort gab es sowohl eingängige Melodien als auch energiegeladene Rhythmen und Kontraste zwischen verschiedenen musikalischen Stilen oder Genres zu hören.
Im gut besetzten Rittersaal spielte die „Cappella Istropolitana“, ein nur aus Streichern bestehendes Ensemble aus Bratislava. Es überzeugte mit Antonín Dvořáks „Serenade für Streicher in E-Dur op. 22“, ein Werk, das die Virtuosität und Klangschönheit des Streichorchesters besonders hervorzuheben vermochte.

Als „klingendes Gewürzkontor“, das „Leib und Seele verbindet“ präsentierte sich die „Capella de la Torre“. Gespielt wurden Werke des 14. bis 17. Jahrhunderts. Im linken Orangerieflügel spielte das „Joka Quartett“ eine Mixtur von französischen Chansons, Tango-Musik, alten deutschen Schlagern und portugiesischen Liedern.
Solokünstler mit Loop-Station auf dem Musikfest in Weikersheim
Ungewöhnlich gestaltete Vicente Patiz seinen Auftritt als Solokünstler in der Schlosskapelle mit Gitarre, Percussion nebst Loop-Station; ein Equipment, das für eine ganze Band gereicht hätte. Zuvor aufgezeichnete Klänge mit tiefen Tönen lieferten den Hintergrund-Rhythmus und die Bass-Begleitung, während sein Gitarrenspiel mehrstimmig erklang.
„Süß und salzig“ war das Motto des „Trio Piacenca“, das im Gärtnerhaus mit drei Stücken von Fritz Kreisler, der „Café Music“ von Paul Schoenfield und den „Las Cuatro Estaciones Porteñas“ von Astor Piazolla begeisterte. Mit vier Tangos beschrieb der Komponist die vier unterschiedlichen Jahreszeiten auf der Südhalbkugel der Erde.
Über 1000 Gäste zur Abschluss-Operette am Samstag
Ergiebige Regenfällen machten vor allem den Kunsthandwerkern auf dem Marktplatz zu schaffen. Beeindruckend waren die selbstgefertigten Stelzenkostüme der Frankfurter Gagé Stelzenkunst, diesmal mit Filmfiguren wie dem Piraten, dem Vampir und der unverdrossen lustwandelnden Eiskönigin.

Den Abschluss des diesjährigen Musikfestes bildete die konzertanten Operetten-Open-Air-Aufführung „Die Csárdásfürstin“. Über 1000 Gäste folgten der Donau Philharmonie Wien unter der Leitung von Manfred Müssauer. Die Aufführung erfüllte alle komödiantische Erwartungen, weil die Mezzosopranistin Diana Kantner als „Dirigentin“ Manfred Müssauer den Dirigentenstab überließ, und dann den Abend moderierte.
Im Überschwang holte sie manchmal zu weitschweifig aus, doch war es sehr amüsant, von ihr – ironisch kommentiert – zu erfahren, wie gerade der Sachstand dieser Herz- und Schmerz-Operette war, die zu Beginn Ersten Weltkrieges komponiert wurde. Das traditionelle Feuerwerk setzte dem Festival die farbenprächtige Krone auf.








