Der Tauberbischofsheimer Marktplatz hat sich erneut als erstklassiger "Konzertsaal" bewährt. Über 500 Besucher erlebten vor der Kulisse des markanten neugotischen Rathauses und der Fachwerkhäuser eine prachtvolle Aufführung von Giuseppe Verdis Opern-Klassiker "Nabucco". Für diesen Open-Air-Kulturgenuss sorgten die renommierte Festspieloper Prag und das Braunschweiger Veranstaltungsbüro Paulis. Unterstützung bekamen sie von Tourismus-Stabstelle und Bauhof im Tauberbischofsheimer Rathaus. Auch die Witterung hatte es mit dem Opernpublikum gut gemeint. Bei milden Abendtemperaturen war es bis in die Nacht trocken geblieben.
Skeptiker, die bei diesem Gastspiel eine abgespeckte Version dieser Oper erwartet hatten, wurden überrascht. Unter der Leitung von Martin Doubravsky trat ein stattliches Ensemble von 50 Sängerinnen und Sänger sowie 30 Musikerinnen und Musikern auf. Sie alle boten Verdis Opernklassiker in italienischer Originalsprache auf hohem künstlerischem Niveau, in prächtigen Kostümen und vor einem eindrucksvollen Bühnenbild dar.
Im zweiten Anlauf hat es mit der Aufführung geklappt
Die Besucher konnten erleben, warum Nabucco die Oper ist, die Verdis Ruf als Komponist dauerhaft begründet hat. Dieses Spiel um Liebe und Macht verfolgt die Notlage der Juden, als sie vom babylonischen König Nabucco (Nebukadnezar II.) angegriffen, erobert und aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Die historischen Ereignisse dienen als Hintergrund für eine romantische und politische Handlung. Die bekannteste Nummer der Oper ist der "Chor der hebräischen Sklaven" ("Va, pensiero, sull'ali dorate" / "Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln"). Als "Gefangenenchor" wird er in aller Welt gespielt und gesungen. Kein Wunder, dass auch den Tauberbischofsheimer Konzertbesuchern diese Melodie auf ihrem Heimweg nicht mehr aus dem Kopf ging.
Tauberbischofsheims Bürgermeisterin Anette Schmidt hatte schon tagsüber von ihrem "Logenplatz" im Rathaus aus erlebt, wie ein 25-köpfiges Team Bühne, Zelte und Technik für die Aufführung am Abend aufbaute. Schmidt freute sich bei der Konzerteröffnung, dass es – nach der Absage im Vorjahr – im zweiten Versuch gelungen war, die Festspieloper Prag in ihre Stadt zu holen. Sie dankte den benachbarten Geschäftsleuten und Anliegern für ihr Verständnis. Sie hatten an diesem Tag einige Einschränkungen hinnehmen müssen. Schon drei Stunden nach Ende der Aufführung war der Marktplatz wieder frei. Die Truppe hatte schon abgebaut und war zur Vorstellung des nächsten Tages weitergezogen. Im thüringischen Apolda durfte man sich schon auf "Nabucco" freuen.
