Zwei Tage nach der zerstörerischen Baggerfahrt eines 38-Jährigen in Grünsfeld und Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) verdichten sich die Hinweise auf ein persönliches Motiv des Mannes: Er hatte am Silvestertag gegen 14.30 Uhr auf dem Gelände seines früheren Arbeitgebers, einem Baumaschinen-Verleiher in Grünsfeld, einen Bagger gekapert und damit zunächst auf dem Areal dort großen Schaden angerichtet.
Dann war der frühere Beschäftigte mit dem Bagger nach Tauberbischofsheim gefahren und hatte dort auf dem Gelände eines Autohauses, das ebenfalls dem Inhaber der Baumaschinen-Firma gehört, weitere Schäden verursacht. Dort wurde er von Polizisten durch Schüsse getötet.
Der Firmeninhaber berichtete am Donnerstag im Gespräch mit der Redaktion, der 38-Jährige habe bereits vor zwei Jahren selbst gekündigt und danach bei verschiedenen Firmen der Baubranche gearbeitet. In der Zeit nach seiner Kündigung sei er aber immer wieder auf ihn zugekommen, und das aggressiv, schilderte der Inhaber: "Er hat einen Hausfriedensbruch begangen, hat mich und auch die Kinder auf unserem Grundstück bedroht. Wir haben dann eine einstweilige Verfügung erwirkt, dass er unser Grundstück nicht mehr betreten und sich uns nicht mehr nähern darf."
Inhaber: Früherer Beschäftigter war zuletzt im Oktober auf dem Firmengelände
Alle paar Monate habe der Mann ihn angerufen: "Er hat mich für seine berufliche Situation verantwortlich gemacht. Irgendwas hat in ihm ausgelöst, dass ich der Schuldige bin." Er habe seinem früheren Mitarbeiter gesagt, dass er bei anderen Arbeitgebern keinen Einfluss habe, sagte der Inhaber gegenüber dieser Redaktion. In seinem Dienstleistungsunternehmen beschäftige er insgesamt rund 60 Menschen.

Den Angaben des Unternehmers zufolge hatte sich der 38-Jährige zuletzt am 13. Oktober auf dem Firmengrundstück in Grünsfeld aufgehalten. "Er hat die Lkw-Fahrer gefragt, wo ich wäre. Als sie ihn gefragt haben, was er von mir wolle, hat er gesagt, er will mich abmurksen", sagte er am Donnerstag. Nachts habe der Mann zudem versucht, die installierten Kameras durch Steinwürfe zu beschädigen. Danach habe er ein erneutes Kontaktverbot erwirkt, so der Firmeninhaber. Er sei von dem früheren Mitarbeiter auch mit Sprachnachrichten bedroht worden.

Derzeit werde der materielle Schaden aufgearbeitet. Elf von 13 Baggern seien beschädigt worden. Das Ausmaß der Zerstörung sei verheerend: "Der hat hier auf jeden Bagger drei- bis fünfmal draufgeklopft, auch auf fünf Lkw. Er hat versucht, eine Hebebühne von einem Tieflader zu reißen", schilderte der Inhaber zwei Tage nach der Baggerfahrt. Auch an weiteren Fahrzeugen auf dem Gelände habe er Schäden angerichtet: "Laut Kameraaufzeichnung hat er 30 Minuten am Stück alles zerstört." Den Schaden schätze er auf 10 bis 11 Millionen Euro.
Polizei: Baggerfahrer war "nicht verhandlungswillig"
Zu dem Vorgehen der Polizei und den tödlichen Schüssen sagte der Firmeninhaber gegenüber dieser Redaktion: "Den hätte man nicht erschießen müssen. Man hätte auch auf die Reifen schießen können oder auf Hydraulikschläuche. Nach zwei oder drei Minuten wäre das Öl draußen gewesen." Wie die zuständige Staatsanwaltschaft in Mosbach gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte, gebe es zum derzeitigen Zeitpunkt aber überhaupt keinen Anhaltspunkt für ein Fehlverhalten der Polizei.

Gegenüber der Redaktion äußert sich auch das Polizeipräsidium Heilbronn am Donnerstag zu den Geschehnissen. Auf die Frage, warum zum Einsatz selbst keine psychologisch geschulte Fachkraft hinzugezogen wurde, heißt es: "Wir hatten eine dynamische Lage, der Baggerfahrer war trotz mehrfacher Aufforderung mittels Lautsprecher nicht verhandlungswillig."