Das Landratsamt Main-Tauber-Kreis hat die neue Gemeinschaftsunterkunft fertig gestellt, eine Wohncontainer-Anlage auf dem Gelände des Straßenmeisterei-Stützpunktes Weikersheim. Auf insgesamt 735 Quadratmetern Nutzfläche können ab sofort bis zu 66 geflüchtete Menschen untergebracht werden, informiert das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Ihr sind folgende Informationen entnommen.
Landrat Christoph Schauder besichtigte die Anlage gemeinsam mit Bürgermeister Nick Schuppert, Sozialdezernentin Elisabeth Krug, Finanzdezernent Torsten Hauck sowie den zuständigen Amtsleitern Mathias Gruhl (Soziale Sicherung, Teilhabe und Integration) und Joachim Aragón (Immobilienmanagement). Dabei verwies er auf den weiter steigenden Zugang von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, vor allem aber von Asylantragstellern aus anderen Ländern.
Wurden im vergangenen Jahr von Januar bis August 2022 insgesamt 12.526 Asylsuchende in Baden-Württemberg registriert, stieg deren Zahl in diesem Jahr für den gleichen Zeitraum auf 21.010. Dies entspricht einem Anstieg um zwei Drittel. In den vergangenen drei Wochen kamen durchschnittlich jeweils 960 Personen je Woche in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes an. Allein im August waren es 3941 Personen, ohne Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Entsprechend steigen auch die Zuweisungszahlen für die Stadt- und Landkreise nach wie vor.
"Platzkapazitäten dringend weiter ausbauen"
Dem Main-Tauber-Kreis waren von Januar bis August 2022 339 Personen zugewiesen, inklusive Ukraine-Flüchtlingen. Im laufenden Jahr waren es von Januar bis August bereits 526 Personen, ein Plus von mehr als 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Aus den Zahlen werde deutlich, "dass wir die Platzkapazitäten dringend weiter ausbauen müssen", so Schauder. Er setzt dabei auf eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden. In Weikersheim waren bereits in den Jahren von 2015 bis 2017 zwei Containeranlagen in der Nähe des Bahnhofs aufgestellt.
Gleichwohl machte der Landrat einmal mehr deutlich, dass die europäische und deutsche Asylpolitik dringend reformiert werden müsse, so dass Menschen ohne Bleibeperspektive zügig zurückgeführt und die Menschen mit Bleibeperspektive gleichmäßiger auf die EU-Staaten verteilt werden. Es werde immer schwieriger, neue Unterkünfte zu schaffen.
Ehrenamtlicher Helferkreis bringt sich ein
Da bereits jetzt in den Kommunen aktuell keine weiteren geeigneten Gebäude zur Verfügung stehen, wurde nach Standorten für Containeranlagen gesucht. Auf dem Gelände des Straßenmeisterei-Stützpunktes Weikersheim, das im Besitz des Landes ist, wurden geeignete Flächen gefunden. Nach Abwägung der verschiedenen Möglichkeiten wurde für die Container die Fläche direkt an der Straße vorbereitet. Die Anlage ist als temporäre Unterbringung für einen Zeitraum von 24 Monaten vorgesehen. Mit dieser neuen Gemeinschaftsunterkunft in Weikersheim und der kürzlich fertig gestellten Unterkunft „Zwischen den Bächen“ in Bad Mergentheim stehen im Main-Tauber-Kreis rund 1000 Plätze in 14 Unterkünften zur Verfügung.
Bürgermeister Nick Schuppert würdigte das große Einvernehmen, mit dem der Gemeinderat der Stadt Weikersheim das Projekt unterstützt hat. Das städtische Bauamt habe die technischen Arbeiten begleitet, beispielsweise den Anschluss an die Kanalisation. „Wir bekennen uns dazu, dass auch die kleineren Kommunen im Landkreis an der Flüchtlingsunterbringung mitwirken müssen und nicht nur die großen“, sagte Schuppert. Auch bei der kommunalen Anschlussunterbringung sei die Stadt gut aufgestellt, ein ehrenamtlicher Helferkreis bringe sich engagiert ein. „Hinsichtlich der neuen Gemeinschaftsunterkunft pflegen wir den Austausch mit der Nachbarschaft und hoffen auf eine hohe Akzeptanz. Ebenso wünschen wir uns, dass die Menschen sich gut verhalten, die zu uns kommen“, erklärte der Bürgermeister.

Container für zwei Jahre gemietet
Von den 20 Zimmern in der neuen Gemeinschaftsunterkunft Weikersheim verfügen vier über eine Zwischentüre zu einem nebenan liegenden Zimmer, beispielsweise für die Unterbringung größerer Familien. Alle Zimmer sind mit Betten, Spinden sowie einem Tisch und Stühlen ausgestattet. Die Sanitärräume einschließlich Küche sowie Duschen und Toiletten sind durch eine Brandschutztüre von den Schlafräumen getrennt. Ein Container ist als Büroraum für Sozialarbeiter und Hausmeister vorgesehen. In allen Räumen sind funkvernetzte Rauchmelder vorhanden. Dank der stadtnahen Lage sind Schulen und Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und ÖPNV gut erreichbar.
Die Containeranlage wurde zunächst für zwei Jahre gemietet. Über die Mietkosten hinaus wurden rund 290.000 Euro in das Herrichten der Stellfläche sowie die Bereitstellung der Strom- und Wasserversorgung investiert.