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Tauberbischofsheim: Per App metergenau zum Unfallort in Wald oder Feld

Tauberbischofsheim

Per App metergenau zum Unfallort in Wald oder Feld

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    Kreisbrandmeister Andreas Geyer und Leitstellenleiter Matthias Hofmann zeigten dem Ersten Landesbeamten Florian Busch (von rechts), wie in der Integrierten Leitstelle Rettungsfahrzeuge exakt an den genauen Zielpunkt navigiert werden können.
    Kreisbrandmeister Andreas Geyer und Leitstellenleiter Matthias Hofmann zeigten dem Ersten Landesbeamten Florian Busch (von rechts), wie in der Integrierten Leitstelle Rettungsfahrzeuge exakt an den genauen Zielpunkt navigiert werden können. Foto: Markus Moll, Landratsamt Main-Tauber-Kreis

    Unfälle verlangen oft schnelle medizinische Hilfe. Hierbei hilft die AML-Technik („Advanced Mobile Location“). Durch diese erhält die Integrierte Leitstelle Main-Tauber-Kreis von Personen, die per Smartphone einen Notruf absetzen, Standortdaten – selbst wenn sich der Standort mitten in der Natur befindet. Darüber berichtet das Landratsamt Main-Tauber-Kreis in einer Pressemeldung.

    Durch die AML-Technik werden die genauen Standortdaten einer Person, die eine Notrufnummer gewählt hat, übermittelt.  AML ist in den Betriebssystemen moderner Smartphones enthalten, sowohl bei Android- als auch bei iOS-Geräten. Die Anruferin oder der Anrufer muss nichts tun, außer die Notrufnummer 112 zu wählen und das Anliegen zu schildern. Während des Anrufs werden die Standortdaten vom Smartphone an die Leitstelle gesendet, so dass die Anruferin oder der Anrufer beispielsweise durch einen Rettungswagen zielgenau angesteuert werden können.

    Leitstellenleiter Matthias Hofmann macht in der Mitteilung weiter deutlich, dass damit noch nicht alle hilfesuchenden Personen lokalisiert werden können. Immerhin würden derzeit bei 60 bis 70 Prozent der mobilen Notrufe AML-Daten übermittelt. In den anderen 30 bis 40 Prozent der Fälle seien die Notrufenden Roaming-Teilnehmer, Nutzer von Fremdnetzen, die außerhalb des Netzes des eigenen Mobilfunkanbieters liegen, und Personen, die sehr schnell wieder auflegen. Ist die Anrufzeit zu kurz, versendet das Smartphone keine AML-Daten.

    „Der Empfang der AML-Daten ist eine tolle Sache, aber nicht in jedem Fall möglich“, so Hofmann in der Mitteilung. So könne es in Wald und Feld immer sein, dass das gebuchte Mobilfunknetz nicht erreichbar ist, ein Notruf über ein fremdes Netz erfolgt und dann keine Datenübertragung stattfindet. Auch seien viele Situationen denkbar, in denen der Rettungsdienst gar nicht an den Ort gelotst werden soll, an dem sich der Anrufer befindet, sondern an eine andere Stelle.

    Mit älteren Smartphones nicht möglich

    Auch ältere Smartphones, beispielsweise ältere Geräte als das iPhone 6s, können gemäß der Mitteilung keine AML-Daten versenden. Ebenso wenig Geräte, deren Akku-Ladestand  unter fünf Prozent liegt, weil ansonsten der Sprachanruf gefährdet werden könne. Bei Android-Geräten sei es zudem möglich, AML zu deaktivieren, heißt es weiter in der Mitteilung. Die Leitstelle rät hiervon ausdrücklich ab. Ebenfalls keine AML-Datenübertragung gibt es bei Notrufenden mit Providern ohne eigene Mobilfunknetze, welche diese Funktion noch nicht unterstützen.

    Hoffmann und der Erste Landesbeamte Florian Busch sowie Kreisbrandmeister Andreas Geyer empfehlen daher, die kostenfreie App „What3Words“ auf dem Smartphone zu installieren. Mit dieser  ist es möglich, den Aufenthaltsort einer Person auf drei Meter genau zu bestimmen.

    Die Welt in drei mal drei Meter großen Quadraten

    Die Macherinnen und Macher von „What3Words“, heißt es weiter in dem Schreiben, haben die ganze Welt in drei mal drei Meter große Quadrate eingeteilt und jedes dieser Quadrate mit einer eindeutigen Adresse aus drei Wörtern bezeichnet. Beispielsweise liegt der Eingang der Integrierten Leitstelle in der Bad Mergentheimer Rotkreuzstraße im Quadrat mit der Drei-Wort-Adresse „messer.abriss.einreise.“ Ein Notrufender, der die App auf dem Mobiltelefon installiert hat, kann die Drei-Wort-Adresse für seinen Standort einfach ablesen und der Leitstelle telefonisch durchgeben. Dies funktioniert auch offline, ohne Internetverbindung.

    Außerdem kann die Leitstelle eine SMS an die Anruferin oder den Anrufer mit einem „FindMe-Link“ versenden. Über diesen kann die richtige „What3Words“-Adresse angezeigt und vorgelesen werden. Auch ist es möglich, dass die Anruferin oder der Anrufer über die Karte in der App einen gewünschten Zielpunkt für den Rettungswagen aussucht und die entsprechende Drei-Wort-Adresse durchgibt.

    Forst-Rettungspunkte nicht immer praktikabel

    Weniger geeignet für die Personenrettung sind dagegen, so die Überzeugung von Hoffmann, Busch und Geyer, die Forst-Rettungspunkte im Main-Tauber-Kreis. Diese Lotsenpunkte sind zwar in Karten der Forstverwaltung verzeichnet und auch der Leitstelle bekannt, aber oftmals nicht öffentlich ausgeschildert. Sie lägen häufig kilometerweit auseinander.

    Dem System liegt der Gedanke zugrunde, dass Forstwirtinnen und Forstwirte in der Regel mindestens zu dritt im Wald arbeiten. Verletzt sich eine Person, bleibt die zweite bei ihr und leistet Erste Hilfe. Die dritte fährt zum Lotsenpunkt – beispielsweise an einem markanten Gebäude in einer Ortschaft –, trifft sich dort mit dem Rettungsfahrzeug und navigiert dieses zur Unfallstelle im Wald. „Radfahrern und Wanderern, die alleine unterwegs sind, hilft dieses System in der Regel nicht weiter“, verdeutlicht Geyer. Weder sei klar, wie weitere, nachrückende Fahrzeuge zum Unfallort gelangen, noch sei es für den Einsatz von Rettungshubschraubern praktikabel. Daher setze der Rettungsdienst im Landkreis auf AML und „What3Words“.

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