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Rettung im Gänsemarsch

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Rettung im Gänsemarsch

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    Los geht's im Gänsemarsch: Ein Kursteilnehmer leitet das Federvieh auf den richtigen Weg.
    Los geht's im Gänsemarsch: Ein Kursteilnehmer leitet das Federvieh auf den richtigen Weg. Foto: Fotos: Jérôme Umminger

    Mit der Rettung von Personen kennen sich Rettungskräfte bestens aus. In regelmäßigen Abständen wird geübt, Menschen aus Gefahrensituationen zu bringen. Mit der Rettung von Tieren sieht es allerdings eher mau aus. Kurse gibt es dazu in Deutschland so gut wie keine. Und das, obwohl das genauso zum Einsatz- und Aufgabengebiet der Rettungsdienste gehört.

    Einer, dem dieser Missstand bewusst wurde, ist der 34-jährige Bad Mergentheimer Christian Meiser. Zwar hat der Referatsleiter Strömungsrettung des DLRG-Landesverbandes Baden-Württemberg in seinem eigentlichen Fachgebiet kaum etwas mit der Tierrettung am Hut, dennoch ist der Lehrgang auf seinem „Mist gewachsen“, wie er selbst sagt.

    Schon als junger Bub tollte Meiser gerne auf dem Bauernhof seines Onkels herum. „Ich bin mit Tieren groß geworden“, erzählt er. Und obwohl bei seinem Onkel nie ein Tier ausgebüxt sei, weiß er doch um die Gefahr, die von freilaufenden Tieren ausgehen kann. „Nicht nur für das Tier“, erklärt Meiser.

    Allerdings gehe die Rettung von Tieren in 99 Prozent der Fälle schief. „Die Retter gehen mit den Tieren falsch um, weil sie die Tiersprachen nicht deuten können oder das Verhalten falsch interpretieren“, berichtet er. Der einmalige Tierrettungslehrgang auf der Katzenberghütte und im Tierpark Bad Mergentheim war nun die logische Konsequenz, um diese Wissenslücke auszumerzen. Neben der Theorie lernten die Teilnehmer im praktischen Teil, Pferde, Rinder, Schafe, Gänse und Ziegen einzufangen beziehungsweise zu führen.

    Das Interesse an dem außergewöhnlichen Kurs war entsprechend groß. Die Teilnehmer kamen nicht nur aus der Region, sondern aus ganz Deutschland. Aus Kassel beispielsweise oder Dessau. Für Jürgen Roll und Frank Reinhard war die Anreise nicht ganz so weit. Der Abteilungskommandant und sein Stellvertreter sind von der Freiwilligen Feuerwehr Freudenberg.

    „Ein entlaufenes Rind kann hoch gefährlich werden.“

    Dr. Benno Neufeld, Veterinär und Referent

    „Hund und Katze sind mittlerweile für keinen mehr ein Problem“, sagt Frank Reinhard, „mit größeren Tieren hatten wir es aber bisher noch nicht zu tun“. Gemeinsam mit den verschiedenen Referenten wollten sie nun praktische Erfahrungen sammeln. Etwas ganz wichtiges haben sie bereits zuvor im Theorieteil gelernt, sagt Abteilungskommandant Jürgen Roll: „In der Ruhe liegt die Kraft.“

    Einer der Referenten war der Rinderexperte Dr. Benno Neufeld. Sein Blasrohr und Beruhigungspfeile hat er immer im Auto. Der Tierarzt aus dem Allgäu weiß: „Ein entlaufenes Rind kann hoch gefährlich werden.“ In 90 Prozent der Fälle könnten entlaufene Tiere aber auch ohne Betäubung wieder eingefangen werden. Beispielsweise mit dem Feuerwehrschlauch.

    Mit dem Feuerwehrschlauch? Ja, genau mit einem für Feuerwehren üblichen Schlauch. Denn Pferde- oder Rindergeschirr gehört in der Regel eher nicht zum Inventar eines Einsatzfahrzeuges. Unter den Augen von Veterinäramtsleiter Dr. Horst Schöntag zeigte Benno Neufeld den neugieren Rettungskräften deshalb, wie sie Pferde, Rinder oder andere Großtiere mit einem Feuerwehrschlauch angurten und zum Mitgehen bewegen können. Natürlich ohne diese dabei zu verletzen.

    Nach dem Anschnall-Crashkurs für Tiere ging es mit Tierpflegemeisterin Sandra Hertweck auf die große Haustierwiese des Wildparks. Einmal das Törchen auf – und schwupp waren die Schafe den Rettungskräften auch schon entwischt. Nun galt es sie wieder einzufangen. Nur wie? Schafe sind Fluchttiere. Deshalb am besten einen weiten Bogen um sie machen und erst dann auf sie zulaufen, wenn die Richtung stimmt, lernten die Rettungskräfte.

    Und noch eine wichtige Erkenntnis machten die Rettungshelfer schnell. Besonders als die Schafe wieder eingefangen waren und Hertweck die Gänse frei ließ. „Jedes Tier verhält sich anders. Bei Gänsen müssen Sie viel näher ran, als bei Schafen“, erklärte Hertweck. Allerdings besser auch nicht zu nah. Denn die meisten Gänse haben den schwarzen Gürtel im Beine-Hacken-Selbstverteidigungskurs.

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