Die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen im Bereich der Notfallrettung im Main-Tauber-Kreis sowie insbesondere die Umsetzung des im Juli novellierten baden-württembergischen Rettungsdienstgesetzes waren Hauptthemen eines Gesprächsaustausches zwischen Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (CDU) und Vertretern der Integrierten Leitstelle des Main-Tauber-Kreises (ILS) in Bad Mergentheim.
Wie Leitstellen-Chef Matthias Hofmann laut einer Pressemitteilung des Landtagsbüros erklärte, regelt das neue Gesetz im Kern als Eintreffzeit, dass bei bestimmten Notfallkategorien künftig in 95 Prozent der Fälle innerhalb von zwölf Minuten das erste Rettungsfahrzeug am Notfallort eintreffen soll. Zudem ist für bestimmte Notfalleinsätze die Zeit, bis der Notfallpatient in der Klinik ankommt, nicht mehr als 60 Minuten in 80 Prozent der Fälle betragen soll. Diese ersten 60 Minuten seien aus medizinischer Sicht vor allem bei kardiologischen Notfällen sowie bei Schlaganfällen entscheidend, unterstrich DRK-Präsident Prof. Dr. Thomas Haak, der selbst als Notarzt tätig ist.
"Wir sind der dünnbesiedelste Landkreis im ganzen Land. Eine solche Fläche führt zwangsläufig zu Fahrzeiten", betonte Reinhart. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 habe die zwölfminütige Hilfsfrist in rund 77 Prozent der Fälle erreicht werden können, teilte Leitstellen-Chef Hofmann mit. Bezogen auf die nach alter Rechtslage bis Sommer dieses Jahres maßgebliche 15-minütige Hilfsfrist sei man in neun von zehn Fällen innerhalb der Frist eingetroffen, ergänzte der DRK-Präsident.
Notarzt im Kontakt mit Rettungsdienstpersonal
Wie steht es gerade im ländlichen Raum mit weiten Distanzen um die verstärkte Nutzung der Digitalisierung bei der Notfallrettung? Hier sei vorgesehen, dass Notärzte aus der Ferne mit dem Rettungsdienstpersonal auf digitalem Wege kommunizieren. So ließen sich Behandlung steuern, es könnten auch medizinische Maßnahmen an Notfallsanitäter delegiert werden. Selbst wenn dadurch ein Notarzt vor Ort nicht ersetzt werden könne, sieht Haak darin dennoch eine "sinnvolle Ergänzung".
Das Land werde das telenotärztliche System zunächst an den Standorten Ludwigsburg und Freiburg testen. Unter anderem der Hohenlohekreis sowie der Kreis Schwäbisch Hall sollen 2025 folgen. Im Main-Tauber-Kreis soll die Umsetzung bis 2030 abgeschlossen sein, erläuterte Reinhart. Hofmann begrüßte, dass künftig ein digitaler Versorgungsnachweis als offene Plattform vorzuhalten ist. Dann seien Leitstellen, Einsatzmittel und Krankenhäuser miteinander verknüpft, aktuellen Versorgungskapazitäten der Krankenhäuser könnten unmittelbar eingesehen werden.

Der stellvertretende Leitstellen-Chef Sebastian Adler ergänzte, dass bereits jetzt bei Notfällen, in denen eine Reanimation notwendig erscheint, die ILS bis zum Eintreffen des Rettungswagens mit dem Absender des Notrufs telefonisch in Kontakt bleibt. So ließen sich Schritt für Schritt Anweisungen geben, die im Einzelfall lebensnotwendig sein können.
Wenn Hilfe die Landkreisgrenzen überschreitet
Abschließend dankte Reinhart für die Arbeit, die vor Ort von den Mitarbeitern der Leitstelle geleistet werde. Zudem lobte der Landtagsvizepräsident die landkreisüberschreitende Zusammenarbeit. In deren Rahmen erfolgten in den vergangenen vier Jahren etwa aus dem südlichen Main-Tauber-Kreis über 2.000 Einsätze in Bayern. Umgekehrt kam in fast 1.800 Fällen die Hardheimer Rettungswache in benachbarten Kommunen des Main-Tauber-Kreises zu Hilfe.
Gleiches gelte auch für den Beitrag zur Gesundheitsversorgung, der vom Ärztlichen Bereitschaftsdienst geleistet werde. 2023 wurden in den Bereitschaftspraxen in Bad Mergentheim und Wertheim über 6.700 Patienten behandelt sowie rund 1.400 Fahrtdienste durchgeführt, hob Reinhart abschließend hervor.