Neben den letzten drei Mönchen leben im Kloster Bronnbach direkt an der Tauber auch unzählige unerwünschte Gäste: Bereits seit Jahrzehnten fühlen sich der Holzwurm und der Hausbock im Holz der großen Scheune des Klosters so wohl, dass sie sich zu einer gefährlichen Plage ausgeweitet haben. Das Landratsamt des Main-Tauber-Kreises, verantwortlich für das Klostergelände, hat deswegen jetzt Experten für Schädlingsbekämpfung aus Dresden damit beauftragt, sich endgültig um die Schadinsekten zu kümmern.

Marco Müller, Geschäftsführer von Groli, dem beauftragten Unternehmen, erklärte, dass sie dafür das gesamte Gebäude mit Folie abdecken, um dann ein giftiges Gas ins Innere einzuleiten, das sämtliche dort lebende Schädlinge abtöten werde. Weil dieses Verfahren durchaus für Unbehagen bei Anwohnerinnen und Anwohnern sorgen könnte, ging er von sich aus an die Öffentlichkeit. Interessierte und Presse informierte er bei einer öffentlichen Führung vor dem Start der eigentlichen Bekämpfung über Verfahren, Risiken, aber auch allgemein zum Holzwurmbefall.
Von welchen Tieren ist das Gebäude befallen und welche Anzeichen gibt es?
Bei dem Informationstermin am Kloster präsentierte Marco Müller unter anderem eine durchsichtige Röhre. Im Inneren: eine wenige Zentimeter lange Larve des Hausbocks. Eine einzige könne in ihrem bis zu zehn Jahre dauernden Leben so viel Holz fressen, wie in eine Kaffeetasse passt. In der Masse würden sie so zu einer echten Gefahr. Und der Hausbock sei nicht der einzige holzfressende Schädling, der sich in dem hunderte Jahre alten Kloster ausgebreitet hat.

Marco Müller zeigte an betroffenen Holzpfeilern, dass neben den Ausfluglöchern des Hausbocks, auch viele kleinere Löcher auf einen weitreichenden Holzwurmbefall hindeuten. Beide Arten legen ihre Larven ins Holz. Diese fressen sich durch den Naturstoff und entfliegen ihm nach der Verpuppungszeit, um sich weiter fortzupflanzen.
Woran erkennen auch Laien einen Befall und ab wann besteht Grund zur Sorge?
Neben den kleinen und großen Löchern im Holz, gebe es weitere Kriterien, nach denen – auch im eigenen Haus – die Aktualität und Schwere des Befalls abgeschätzt werden können. Marco Müller erklärte, dass der Holzwurm sich durch das Holz fresse und dabei Spuren hinterlasse. "Das ist auch für den Laien erkenntlich", so der Schädlingsbekämpfer, "wenn aus den Löchern frisches Sägemehl rausfällt, sollte man vielleicht einen Fachmann dazu holen".

Wenn der Befall sehr stark sei, würde sich das Holz zunehmend hohl anhören und es könnten ganze Stücke aus dem Holz brechen. Gefahr für die Stabilität eines befallenen Balkens entstehe dann, wenn etwa ein Drittel seines Durchmessers auf diese Art und Weise weggebrochen sei.
Wie bekämpfen die Experten den Schädlingsbefall am Kloster Bronnbach und wie viel kostet das?
Nach der Prüfung aller anderen, weniger extremen Methoden der Schädlingsbekämpfung, kommt am Kloster Sulfurylfluorid (SF) zum Einsatz. Wie Müller erläuterte, habe das Zellgift einen so hohen Druck, dass es auch die Poren von Holz durchdringe. Es sei so giftig, dass es alle Lebewesen töte, die ihm nur wenige Minuten ausgesetzt seien.
"Wenn aus den Löchern frisches Sägemehl rausfällt, sollte man vielleicht einen Fachmann dazu holen."
Marco Müller, Geschäftsführer Groli
Aufgrund dessen ist die Abdichtung des Gebäudes nach Außen, die wichtigste Sicherheitsmaßnahme. Um den Einsatz des Gases auf das Gebäude zu begrenzen, überzogen die Mitarbeiter der Dresdner Firma ab dem 13. September das gesamte Dach des Gebäudes mit einer Spezialfolie und klebten auch Fenster, Türen und Tore ab. Die Steinfassade kann das Gas dagegen nicht durchdringen.

Bis Freitag dauerte die Einhausung der Scheune in Folie. Dass das gesamte Gebäude wirklich dicht abgeschlossen ist, werde vor jeder Gaszufuhr mittels Unterdruck sichergestellt, wie Müller versicherte. Die eigentliche Begasung startete daraufhin am Freitag und soll bis zum 20. September andauern. Mit Abbau der Gerätschaften und Folien werde der gesamte Prozess am Kloster Bronnbach zwei Tage später abgeschlossen, sagt Müller. Laut Landratsamt belaufen sich die Kosten für Gutachten und Planung auf 30.000 Euro, die eigentliche Begasung schlage mit 70.000 Euro zu Buche.
Welche Gefahren und langfristigen Folgen entstehen durch den Einsatz des Gases?
"Das Gas zerfällt beim Kontakt mit der Luft in seine Einzelteile", versicherte Müller, dass außerhalb der Scheune in Bronnbach keinerlei Gefahr entstehen werde. Deswegen werde der Prozess der Begasung durch kräftiges Durchlüften des Gebäudes relativ einfach beendet. Im Inneren der Scheune lagern diverse historische Gerätschaften, viele davon aus Holz. Sie sind ebenfalls befallen und werden direkt mitbehandelt, ohne langfristige Folgen für das Material – außer, dass alle Schädlinge tot sind.