(lsw) Tragischer Unfall auf dem Verkehrsübungsplatz in Karlsruhe: Eine 34 Jahre alte Frau rutscht mit ihrem Auto in einen Bach und stirbt. Gutachter nehmen jetzt den Wassergraben unter die Lupe.
Ein Bach an einem Verkehrsübungsplatz ist einer 34 Jahre alten Fahranfängerin in Karlsruhe zum Verhängnis geworden. Die Frau übte am Sonntag Ein- und Ausparken, als ihr Auto laut Zeugenaussagen plötzlich zwei Sprünge nach vorne machte, im ersten Gang über eine Wiese direkt auf die Uferböschung zuraste und ins etwa 1,40 Meter tiefe Wasser rutschte. Der Partner der Frau und ihr achtjähriger Sohn konnten rechtzeitig geborgen werden. Für sie selbst kam die Hilfe zu spät.
Einen Tag nach dem tragischen Unfall ist die Betroffenheit groß. „Wir können nur spekulieren, was passiert ist“, sagt Michael Seidl, Geschäftsführer der Verkehrswacht, die den Platz seit mehr als 40 Jahren betreibt. „Sie hat offenbar Gas und Bremse verwechselt, das passiert bei den Anfängern hier immer wieder.“ In der Vergangenheit blieb es in solchen Fällen immer bei Blechschäden. „Manch einer hat auch mal einen Randstein genommen und sich einen Plattfuß eingehandelt“, erzählt Seidl.
Bei dem aktuellen Unfall kamen einige unglückliche Umstände zusammen: Der 26 Jahre alte Partner der Frau konnte offenbar nicht einschreiten und den Fahrfehler verhindern. Ein Busch, den das Auto umfuhr, war nicht stark genug, um die Fahrt zu stoppen. Mit aufjaulendem Motor ging es deshalb weiter über die Wiese. Im Bach landete der Wagen auf der Fahrerseite und drückte die Frau unter Wasser.
Der Mann konnte sich selbst retten. Den herangeeilten Rettungskräften gelang es, einen Arm des Jungen zu fassen, ihn aus dem Auto zu ziehen und wiederzubeleben. Sein Zustand ist nach wir vor kritisch. Die Versuche, seine Mutter unter Wasser zu beatmen, schlugen fehl. Erst als die Feuerwehr das Auto aufrichtete, konnte sie aus dem Wrack befreit werden. Die Reanimationsversuche blieben erfolglos.
Welche Schuld trägt der Graben? Der Bach, der am Gelände vorbeiführt, sei nie ein Problem gewesen, sagt Seidl. Auch die Gutachter, die regelmäßig die Anlage inspizieren, hätten in all den Jahren dort keine Gefahrenquelle erkannt. „Deshalb sind wir jetzt unsicher, was wir mit ihm machen sollen. Die totale Sicherheit kann es ja nicht geben.“
Sachverständige sollen jetzt untersuchen, wie es zu dem Unglück kam und wie solche Unfälle künftig verhindert werden können. Offen ist auch die Haftungsfrage. Die Besucher des Platzes schließen mit ihrer Gebühr automatisch eine Haftpflichtversicherung ab, die allerdings nur Fremdschäden übernimmt. „Zurzeit wird geprüft, was das für den vorliegenden Fall bedeutet“, sagt Seidl.
Die Verkehrswacht hat sich außerdem am Montag entschieden, den Platz nach der Sperrung vom Sonntag wieder zu öffnen. „Am Montag ist eh wenig los und bei Regen noch weniger“, sagt Seidl. „Deshalb haben wir gedacht, dass wir die vier oder fünf Autos zwischen 13 und 18 Uhr fahren lassen sollten.“