Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Baden-Württemberg
Icon Pfeil nach unten

MANNHEIM: Vom Stripclub zum Szenelokal

MANNHEIM

Vom Stripclub zum Szenelokal

    • |
    • |
    Nur noch Rotlicht und diverse Gegenstände erinnern an den ehemaligen Puff: Drei Frauen sitzen in Mannheim in der „Onkel-Otto-Bar“, einem ehemaligen Bordell, an einem Tisch. Prostituierte, Freier, Zuhälter – sie alle trieben sich früher in der Mannheimer Onkel Otto Bar herum. Heute ist sie ein Szenelokal.
    Nur noch Rotlicht und diverse Gegenstände erinnern an den ehemaligen Puff: Drei Frauen sitzen in Mannheim in der „Onkel-Otto-Bar“, einem ehemaligen Bordell, an einem Tisch. Prostituierte, Freier, Zuhälter – sie alle trieben sich früher in der Mannheimer Onkel Otto Bar herum. Heute ist sie ein Szenelokal. Foto: Foto: DPA

    Prostituierte, Freier, Zuhälter – sie alle trieben sich früher in Mannheims „Susis Bar“ herum. Heute heißt sie „Onkel Otto Bar“ und ist ein Szenelokal. Reger Verkehr herrscht in dem einst sündigen Etablissement freilich noch immer.

    Vor einigen Jahren tanzten noch barbusige Damen auf den Tischen dieses Lokals – heute bewegen sich dagegen zum Beispiel Unternehmensberaterinnen und Kundenbetreuerinnen zu Hits der zurückliegenden Jahrzehnte. An die Vergangenheit als Striplokal und Bordell erinnern in der Onkel Otto Bar nur noch die rote Beleuchtung und Gemälde, die leicht bekleidete Damen zeigen.

    Als die Zwillingsbrüder Martin und Eric Schweppe die Bar in der Nähe des Mannheimer Hafens 2004 übernahmen, sei diese in einem erbärmlichen Zustand gewesen. Bereits bei der Renovierung seien sie immer wieder über die lebhafte Geschichte der Bar gestolpert. „Jeder Handwerker kannte den Laden“, erinnert sich Eric Schweppe. Über der Eingangstür habe noch das Schild von „Susis Bar“ geprangt – den Namen hatte das Lokal bei einem „Tatort“-Dreh bekommen.

    Als die Bar 1954 von „Onkel“ Otto Kögel eröffnet wurde, sei sie zunächst ein Tanzschuppen gewesen. Während der Stadionsprecher der Adler Mannheim die Bar gepachtet hatte, seien Eishockeyspieler ein- und ausgegangen. Und als die Bar in den 1970er-Jahren von einem Boxpromoter betrieben wurde, habe auch der Boxer Charly Graf eine Zeit lang an der Tür gestanden. In den 1980er-Jahren sei es dann bergab gegangen mit der Bar. „Hier war am Schluss richtig Zuhälterei“, sagt Marc Schweppe, „wir spielen mit dem Image, sind aber froh, dass es nicht mehr so ist“. Immer mal wieder verlaufen sich trotzdem noch Freier. „Wenn sie dann fragen, wohin sie sonst gehen können, sage ich ihnen, sie müssen in ein Taxi steigen und woanders hin fahren“, erzählt Türsteher Axel Förster.

    Wo früher die Separees waren, sitzt heute Julia und nippt an ihrem Prosecco. „Es ist schon cool zu wissen, dass das hier mal ein Puff war. Es hat etwas Verruchtes“, sagt die 27-Jährige. Aber insgesamt gehe es ihr hier eher darum, „gesehen zu werden“. Die Onkel Otto Bar ist ein Szenelokal geworden. Die Türpolitik ist streng, wer zu sportlich angezogen oder zu jung ist, kommt nicht rein. Der Inhaber Martin Schweppe kümmert sich selbst um die Musik. Von Rock'n'Roll bis zu den heutigen Charts spielt er alles querbeet. „Wenn du die Leute fragst, was das letzte Lied war, kann dir das sowieso keiner beantworten“, sagt der 43-Jährige. Im Gegensatz zu anderen DJs erfülle er auch gerne Musikwünsche. „Dadurch freut sich mindestens einer über das Lied.“ Inmitten des randvollen Lokals tanzt eine junge Frau zu „All that she wants“ von „Ace of Base“ auf dem Tisch. Ein Mann greift ihr von unten an die Hüfte. Doch im Gegensatz zu früher entscheiden die Damen in der Onkel Otto Bar heute selbst, von wem sie angefasst werden wollen. Und so schiebt sie seine Hand weg und tanzt alleine weiter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden