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FRIEDRICHSHAFEN (dpa): Vor 80 Jahren hob die „Hindenburg“ ab

FRIEDRICHSHAFEN (dpa)

Vor 80 Jahren hob die „Hindenburg“ ab

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    Der Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“ über der Südspitze von Manhattan/New York. Der 100 Tonnen schwere, zu seiner Zeit größte Zeppelin der Welt hob vor 80 Jahren zum ersten Mal ab.
    Der Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“ über der Südspitze von Manhattan/New York. Der 100 Tonnen schwere, zu seiner Zeit größte Zeppelin der Welt hob vor 80 Jahren zum ersten Mal ab. Foto: Foto: Dpa

    Die Räume sind großzügig gestaltet, die Tische festlich gedeckt, in der Lounge stehen bequeme Polsterstühle und ein großes schwarzes Piano. Es gibt einen Rauchersalon mit Zeichnungen von Zeppelinen an der Wand, ein Promenadendeck und sogar eine Schreibstube. Das Reisen mit dem Luftschiff „Hindenburg“ muss zur damaligen Zeit ein Ereignis gewesen sein.

    1936 hob die „Titanic“ der Lüfte zu ihrem ersten Probeflug über dem Bodensee ab - um nur ein gutes Jahr später in einem gewaltigen Feuerball zu explodieren. Doch davon ahnt niemand etwas, als die Passagiere am 4. März 1936 gegen 15 Uhr in Friedrichshafen das Luftschiff betreten. 55 Besatzungsmitglieder gehen an Bord, dazu 30 Fahrgäste, wie Barbara Waibel vom Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH sagt. „Darunter sind etliche Ingenieure und Werftpersonal.“ Auch der Luftschiff-Konstrukteur und technische Direktor Ludwig Dürr ist mit dabei. „Er wollte sehen, wie sich sein neustes Schiff verhält.“

    Drei Stunden und sechs Minuten dauerte die Fahrt, dabei legt die „Hindenburg“ etwa 180 Kilometer zurück. „Das war ein Testflug, dabei haben sie alles Mögliche ausprobiert“, sagt Waibel. Ruder wurden geprüft, Drehungen des Zeppelins notiert, die Geschwindigkeit und das Echolot aus 700 Metern getestet.

    „Die genaue Route ist im Fahrtenbericht nicht vermerkt, aber sie sind wohl hauptsächlich über dem Bodensee gekreuzt“, sagt die Archivleiterin. Es gebe nur wenige Bilder von dem Probeflug. „Die erkennt man daran, dass eine richtige Staubwolke weggeweht ist, als das Luftschiff losgefahren ist“, sagt Waibel. „Das war der Hallenstaub, weil das Schiff so eine lange Bauzeit hatte.“

    Die Planungen für den Typ LZ129 hätten bereits ab 1930 begonnen. Der Zeppelin LZ129 war eines der prestigeträchtigsten Luftschiffe, das die deutsche Industrie hervorbrachte. Und es ist nach Angaben Waibels bis heute das größte Luftfahrzeug, das jemals gebaut wurde und geflogen ist. Benannt wurde es nach dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der vier Jahre zuvor Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte.

    Bis zur Katastrophe von Lakehurst 1937 legte der LZ129 auf 63 Fahrten insgesamt 337 129 Kilometer zurück. Die Höchstgeschwindigkeit: 131 Stundenkilometern. Zahlende Passagiere: 3059. Beförderte Personen insgesamt: 7305. Fracht: 9758 Kilogramm. Transportierte Post: 8869 Kilogramm. Insgesamt acht Mal fuhr die LZ 129 nach Südamerika und zurück, elfmal nach Nordamerika. Doch bereits am 6. Mai 1937 findet die „Hindenburg“ ein jähes Ende – und mit ihr die Ära der Zeppeline.

    Das Luftschiff kommt am Abend im amerikanischen Lakehurst an. Die erste Fahrt der Saison war ganz normal verlaufen – doch plötzlich schossen Flammen aus dem Heck. Innerhalb von Sekunden verbrannte das gewaltige Luftschiff, nachdem sich seine Wasserstoffladung entzündet hat. 36 Menschen sterben: 13 Passagiere, 22 Crewmitglieder und ein Mitglied der Bodenmannschaft. Die LZ 129 „Hindenburg“ wird völlig zerstört.

    Es wird mehr als 60 Jahre dauern, bis wieder ein Luftschiff über dem Bodensee aufsteigt. Am 18. September 1997 startet der Zeppelin NT (Neuer Technologie) zu einem 45 Minuten dauernden Jungfernflug über Friedrichshafen. „Die damalige Ära der Luftschiffe war eine unglaubliche technische Errungenschaft“, sagt der Geschäftsführer der Deutschen Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen, Thomas Brandt. „Wir sind stolz darauf, heute, 80 Jahre später, regelmäßigen Passagierflugbetrieb als einmaliges Erlebnis anbieten zu können.“

    Von seinen Großvätern ist der neue Zeppelin NT allerdings weit entfernt. Das Volumen umfasst gut 8000 Kubikmeter - statt 200 000 wie bei der „Hindenburg“. Auch der Inhalt ist ein anderer: Statt Wasserstoff wird Helium verwendet. Übrigens sind die wenigsten Luftschiffe, die heutzutage unterwegs sind, auch wirklich Zeppeline: Der Name ist markenrechtlich geschützt für die Zeppelin Luftschifftechnik am Bodenee.

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