Ein emotionaler, aber sinnvoller Schritt sei es gewesen, dass Fürst Kraft zu Hohenlohe Langenburg 1967 das Weikersheimer Schloss samt Schlossgarten und Inventar an das Land Baden-Württemberg verkauft hat, so Fürst Philipp, Sohn des letzten Privatbesitzers des Ensembles. Jetzt jährte sich dieser Verkauf zum 50. Mal – und das durch Finanzstaatssekretärin Gisela Splett vertretene Land Baden-Württemberg lud zu einem Festakt in den Rittersaal.
Die zahlreichen hochkarätigen Festgäste hatte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, begrüßt – darunter natürlich das Fürstenpaar. Auch Kirchen, Schulen, historische, touristische und sportliche Verbände sowie die Wirtschaft feierten mit.
Hörrmann würdigte das Ensemble als kulturhistorisch bedeutendes Denkmal mit höchsten Gästebewertungen. Hier sei die Geschichte einer nicht zum Königshaus gehörenden Standesherrschaft im 19. Jahrhundert sichtbar. Weikersheims Bürgermeister Klaus Kornberger würdigte den Ankauf durch das Land als mutigen und weitsichtigen Schritt und „Glücksfall für alle Beteiligten“.
Sehr persönlich blickte Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg zurück: Vor rund einem Jahrhundert ließen seine Ururgroßeltern Fürst Ernst II. und seine Frau Alexandra eine Wohnung inklusive der ersten Badezimmer einbauen, um die Weikersheimer Besitzung nutzen und zu können. Oft habe sich die Familie zur Weinlesezeit mehrere Wochen hier aufgehalten: „Im Vergleich zu Langenburg war Weikersheim eine belebte Metropole,“ so Fürst Philipp augenzwinkernd.
Fünf Jahrzehnte zuvor hatten Fürst Hermann und seine Gemahlin Leopoldine von Baden den Schlossgarten „sehr einfach“ gestalten müssen, da eine Apanage für den älteren Bruder Carl den fürstlichen Etat belastete: Carl hatte aufgrund seiner Liebe zur Weikersheimer Metzgerstochter Marie Gratwohl dem Fürstentitel entsagt. Die erzwungene Sparsamkeit seines Nachfolgers kam letztlich dem Schlossgartenerhalt zugute: Man hatte Brunnen und Bassins zuschütten lassen – konservatorisch ein Glücksfall.
In ihrer Festrede widmete sich Staatssekretärin Gisela Splett der Geschichte des „Nesthäkchens“ im Landesbesitz: Die Staatssekretärin erinnerte an den verheerenden Großbrand in Langenburg, der die dort lebende fürstliche Familie zum Verkauf des Schlosses zwang.
Sie erinnerte an große Leistungen der Familie: so führte Graf Wolfgang II. in seinem Land die Reformation ein und widmete sich als Naturwissenschaftler der Alchemie; Graf Carl Ludwig ließ den Barockgarten anlegen. Und nach Ende des Zweiten Weltkriegs machte sich Prinz Constantin zu Hohenlohe-Langenburg um das Ensemble verdient, das er wieder mit Leben füllte – und so unter anderem die Grundlage für die spätere Ansiedlung der Jeunesses Musicales schuf.
Die Erhaltung historischer Anlagen und Gebäude sei dem Land Pflicht – und ein Kraftakt. In den 70er Jahren erfolgten Sanierungen an Schlossgebäude, Gärtner- und Gewehrhaus, in den 80ern die von Schlossgrabenmauern und Prinzessinnenbau sowie die Neugestaltung des inneren Schlosshofs samt erster Instandsetzung der Museumsräume.
Auch die Gartenwiederherstellung ging man an, „so dass 1996 das Gartenparterre wieder weitgehend so aussah wie zu Zeiten des Grafenpaares im 18. Jahrhundert.“ In den 90ern folgten die Sanierung der Deckenbilder im Rittersaal sowie die der Saalbau-Dachkonstruktion, der dem Marktplatz zugewandten Arkadengebäude und der beiden Orangerie-Flügel – alles in allem Investitionen von rund 30 Millionen Mark in den ersten drei Jahrzehnten nach der Übernahme.
Seit dem Jahrtausendwechsel folgten die Sanierung von Schlosskapelle und Küchengebäude, die Einrichtung der Alchemie-Ausstellung, die Generalsanierung des Gewehrhauses, weitere Dachsanierungen und die Instandsetzung des Pavillons mit Gartengrotte; vor einem Jahr wurde der dank einer Toto-Lotto-Zuwendung frisch restaurierte Herkulesbrunnen wieder in Betrieb genommen. Über acht Millionen Euro investierte das Land seit dem Jahr 2000 – und aktuell laufen Sanierungen in den Appartements. Die Planungsliste sieht vor, das Schloss denkmalgerecht barrierefrei zu gestalten.
Solistinnen des Opernkurses warben am Festabend unter anderem mit Duetten aus der Oper „Hänsel und Gretel“, die am 27. Juli im Schlosshof ihre Premiere erleben wird, für Schloss, Musik und die Jeunesses Musicales.