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Großrinderfeld: Wie man Vandalismus auf dem gemeindlichen Friedhof begegnen will

Großrinderfeld

Wie man Vandalismus auf dem gemeindlichen Friedhof begegnen will

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    Um Vandalismus auf dem Friedhof künftig besser vorzubeugen, wird der Großrinderfelder Friedhof zukünftig nachts verschlossen.
    Um Vandalismus auf dem Friedhof künftig besser vorzubeugen, wird der Großrinderfelder Friedhof zukünftig nachts verschlossen. Foto: Matthias Ernst

    Nach mehreren Vorfällen auf dem Großrinderfelder Friedhof, bei dem Gräber geschändet und Grabschmuck zerstört wurde, ist der Ärger im Dorf groß. Nicht nur nachts, sondern auch am Tag kommt es seit fast einem Jahr vermehrt zu Störungen der Totenruhe. Man könne hier nicht mehr von Jugendstreichen sprechen, so Bürgermeister Johannes Leibold in der Gemeinderatssitzung im Bürger- und Vereinshaus im Ortsteil Ilmspan. Trotz Anzeige der Vorfälle bei der Polizei konnte man die Täter oder Täterinnen bis jetzt nicht ermitteln.

    Nun kam man auf die Idee, den Friedhofsbereich mittels Videoüberwachung zu sichern und damit vielleicht Erkenntnisse über Vandalismus zu erhalten. Bürgermeister Leibold nahm Kontakt mit dem Datenschutzbeauftragten des Landes Baden-Württemberg auf und bat um Beurteilung der Rechtslage. Schließlich ist so eine Überwachung auch immer ein Eingriff in die Persönlichkeit jedes Einzelnen.

    Der Landesdatenschutzbeauftragte regte an, erst mildere Mittel einzusetzen, wie die Überwachung durch den kommunalen Ordnungsdienst. Das wäre in diesem Fall der Bürgermeister selbst. "Dann kann ich mein Büro ja gleich auf dem Friedhof einrichten", scherzte dieser über die weltfremde Aussage. So ein Ordnungsdienst sei in größeren Städten kein Problem, in Großrinderfeld aber etwas überzogen.

    Gespräch mit dem Landesdatenschutzbeauftragten

    Helga Koch berichtete, dass sie von mehreren Bürgern und Bürgerinnen angesprochen worden sei, die mit einer Videoüberwachung einverstanden wären. Als erste Maßnahme sollte man allerdings die Zugänge des Friedhofs nachts absperren. Vielleicht kann man so weitere Straftaten verhindern. Rainer Gerhards sieht schon Bedarf für eine Videoüberwachung. Er plädierte für kleinere Sektoren, da es sich um wenige Bereiche innerhalb des Friedhofsgeländes handelt, in dem Vandalismus herrscht. Sven Schultheiß ergänzte, dass man bei Trauerfeierlichkeiten gegebenenfalls die Überwachung ausschalten kann, um die Trauernden nicht zu stören.

    Ralf Schieß gab zu bedenken, dass eine Kamera nicht reichen wird und man in mehrere investieren müsse. Peter Weingärtner wies in diesem Zusammenhang auf eine möglichst verkürzte Speicherung der Aufnahmen hin, um keine unnötigen Präzedenzfälle zu schaffen. "Bei Grabschändungen sollte man keinen Spaß verstehen".

    Letztlich einigte man sich darauf, nochmals das Gespräch mit dem Landesdatenschutzbeauftragten zu suchen, ihm die Situation in kleinen Gemeinde Großrinderfeld zu erklären und nachts den Friedhof einfach abzusperren. Außerdem soll nochmals im gemeindlichen Mitteilungsblatt auf die Problematik hingewiesen werden, da man die Täter oder Täterinnen im Ort vermutet.

    Neue Bestattungsform unter Bäumen

    Auf einem etwa 40 Hektar großen Waldstück zwischen Großrinderfeld und Ilmspan, im Gewann "Tannenbuckel" soll ein Bestattungswald eingerichtet werden. Aus diesem Grund hat man sich bereits frühzeitig mit möglichen Betreibern dieser Art von Begräbnisstätten in Verbindung gesetzt, um die sonst nötigen Verwaltungstätigkeiten der Gemeinde auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei kam man auf die Firma FriedWald GmbH, die den Bestattungswald gerne betreiben möchte.

    Man plant mit rund 100 Bäumen je Hektar, die aus der Nutzung herausgenommen werden und damit langfristig zu einem Naturwald werden. Aus den bisherigen Erfahrungen mit anderen Bestattungswäldern weiß man jedoch, dass ein Hektar nach etwa drei Jahren belegt sein wird. Die Höchstzahl von 20 Urnen, alle biologisch abbaubar, werde man dabei nicht überschreiten, trotz großer Nachfrage nach dieser Bestattungsform.

    Auf einer kleinen Lichtung im Wald wird ein kleiner Andachtsplatz mit einigen Bänken errichtet und dient bei Beerdigungen als Ort des Innehaltens und des Gebetes. Errichtet werden muss noch ein geschotterter Parkplatz von der künftigen Einfahrt von der K 2882 sowie eine behindertengerechte mobile Toilette. Die bisherigen Wege, die größtenteils geschottert sind, will man weiter verwenden.

    Gemeinde für Verkehrssicherungspflicht zuständig

    Neben dem Abschluss des Vertrages mit FriedWald musste der Gemeinderat auch noch der Beauftragung zur Entnahme von Bodenproben zustimmen. Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg sowie das Umweltschutzamt des Main-Tauber-Kreises baten um eine geologische Abgrenzung des Bestattungswaldgebietes im Hinblick auf die geologischen Schichten im Untergrund. Vor allem die Lehm- und Lößlehm-Schicht ist hier von Interesse. Mit sogenannten "Rammkernsondierungen" wird die Dicke untersucht.

    Die vorhandenen Wege im Wald können auch für den nun beschlossenen Bestattungswald verwendet werden.
    Die vorhandenen Wege im Wald können auch für den nun beschlossenen Bestattungswald verwendet werden. Foto: Matthias Ernst

    Da die Urnen in etwa 80 Zentimeter Tiefe eingebracht werden, ist eine mindestens 1,5 Meter dicke Schicht notwendig, um den Austritt von Schwermetallen in das Grundwasser zu verhindern. Bis auf die Randgebiete ist diese Mindeststärke in fast allen Bereichen gegeben, erläuterte Bürgermeister Johannes Leibold. Den Auftrag für diese Untersuchung übertrug der Gemeinderat auf das Büro Walter und Partner zu einem Angebotspreis von knapp 1600 Euro. Diese Ausgabe sei überplanmäßig, gab der Bürgermeister noch zu bedenken.

    In dem ausgehandelten Vertrag mit der FriedWald GmbH geht es neben der Inventarisierung und Markierung der Bäume auch um die Vermarktung, die Dokumentationen und Datenerfassungen. Die Aufgaben der Gemeinde belaufen sich neben der grundsätzlichen "Verpachtung" der Waldfläche und der Widmung zu einer Begräbnisstätte weiterhin noch auf die Verkehrssicherungspflicht, führte der Bürgermeister aus. Man freut sich im Gemeinderat über die neuen Möglichkeiten der Bestattung, ist Großrinderfeld hier doch mal wieder Vorreiter im Landkreis.

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