Als Grund nennt der Landesverband die wirtschaftliche Entwicklung der Jugendherberge, den Investitionsaufwand, um das Haus in einen modernen Standard zu versetzen und den Wechsel der Herbergsleitung in eine andere Jugendherberge.
Der DJH-Landesverband plane aber weiterhin mittelfristig einen neuen Jugendherbergsstandort in Bad Mergentheim, heißt es weiter. Bereits in der Netzplanungsdiskussion 2003 sowie in der aktuellen Fortschreibung 2010 wurde perspektivisch von einer Schließung der Jugendherberge Igersheim ausgegangen. „Wir müssten in Igersheim mindestens zwei bis drei Millionen Euro investieren. Das rechnet sich an diesem Standort nicht“, so Geschäftsführer Karl Rosner. Das Haus in Igersheim sei von seiner Ausstattung her einfach nicht mehr auf dem aktuellen Stand.
„Der Gast erwartet heutzutage einfach etwas anderes“, so Rosner im Gespräch mit der Main-Post. So verfügten in Igersheim längst nicht alle Zimmer über Dusche und WC. Den Anspruch, eine zeitgemäße Ausstattung bieten zu können, stellt das DJH an sich selbst. „Jugendherbergen sollen nicht mehr die klassischen Klischee-Häuser sein“, stellt Rosner klar. „Der Gast soll eine moderne Übernachtungseinrichtung mit pädagogischen Angeboten vorfinden, die trotzdem preiswert ist.“
Die etwas antiquierte Ausstattung der seit 1979 bestehenden Igersheimer Jugendherberge sieht Rosner als Hauptgrund für die geringe Auslastung. Diese betrug 2009 nur 13,37 Prozent – im DJH-Landesverband Baden-Württemberg insgesamt waren es durchschnittlich 35,72 Prozent. Der negative Trend setzte sich damit auch 2009 fort: Im Vergleich zu 2008 ging die Anzahl der Übernachtungen um 20 Prozent zurück.
Dass sich die Jugendherbergsleiter, Jutta und Michael Alexander, dann auch noch anderswo - nämlich in Kehl – um die dortige Leitung der Jugendherberge beworben hatten und genommen wurden, gab den endgültigen Ausschlag zur Schließung. Vor die Frage gestellt, ob die Jugendherberge Igersheim vor dem Hintergrund der Netzdiskussion und der notwendigen Investitionen noch einmal besetzt werden sollte, entschied sich der Vorstand des Landesverbandes für die Schließung.
„Für das DJH sind solche Entscheidungen immer eine Gratwanderung.“
Karl Rosner, Geschäftsführer des DJH-Landesverbandes
Die Netzdiskussion ist das Instrument, mit dem der Landesverband seine strategische Ausrichtung steuert, also die Frage, wo es Herbergen geben soll und wo nicht.
„Für das DJH sind solche Entscheidungen immer eine Gratwanderung“, erläutert Karl Rosner. Denn einerseits will das DJH als gemeinnütziger Verein im Land ein möglichst engmaschiges Netz von Jugendherbergen unterhalten. Andererseits muss aber auch das DJH wirtschaftlich arbeiten. Im Falle von Igersheim seien diese beiden Ansprüche letztendlich zu weit auseinander gedriftet.
Der Landesverband ist im Taubertal noch mit den Jugendherbergen in Creglingen und Wertheim vertreten und glaubt weiterhin an einen dritten Jugendherbergsstandort im Taubertal. Deshalb soll mittelfristig in Bad Mergentheim wieder eine Jugendherberge entstehen. „Die Schiene Wertheim – Bad Mergentheim – Creglingen ist gut“, betont Karl Rosner. Die Standorte und Wertheim und Creglingen sollen nach der Schließung der Tauberbischofsheimer Jugendherberge im Jahr 2008 in jedem Fall erhalten bleiben. So stehe auch in der Jugendherberge in Wertheim demnächst eine Modernisierung an, erklärt Rosner.
Zwar gebe es noch keine konkreten Pläne, doch bestünden bereits Kontakte zur Stadt Bad Mergentheim bezüglich eines Standortes, sagt Rosner. Für Mitte August sei ein weiteres Gespräch mit Oberbürgermeister Lothar Barth geplant. Für das Haus und das Grundstück in Igersheim, die dem DJH-Landesverband gehören, möchte dieser nun einen Käufer finden.