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100 Jahre Rhönlied: Hymne vom Stammtisch

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100 Jahre Rhönlied: Hymne vom Stammtisch

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    Am Karttisch: In der nachgebauten Wirtshausszenerie des Heimatmuseums von Kaltennordheim erzählt Klaus Schmidt von der Entstehung des Rhönliedes.
    Am Karttisch: In der nachgebauten Wirtshausszenerie des Heimatmuseums von Kaltennordheim erzählt Klaus Schmidt von der Entstehung des Rhönliedes. Foto: Fotos: Thomas Pfeuffer

    Ich weiß basaltene Bergeshöh'n ...“, diesen Liedanfang kennt wohl jeder Rhöner. „...und wirf die Sorgen ab, marschier zur Rhön hinauf!“ Das hohe E am Ende des so eingängigen Refrains schmetterten und schmettern unzählige Wanderer und Rhönfreunde in geselliger Runde und preisen damit die Schönheiten dieser Region „im Herzen der deutschen Gaun“.

    Ja, nicht nur die Bundesrepublik oder das Land Bayern haben ihre National- oder Landeshymne, auch in der Rhön ragt unter den vielen Heimatliedern eines heraus, das immer wieder als „Hymne der Rhön“ oder „das Rhönlied“ bezeichnet wird.

    Und „Zur Rhön hinauf“, so der ursprüngliche Name des Rhöner-Hits, feiert in diesem Jahr Geburtstag. Das Lied wird stolze 100 Jahre alt. Grund genug, einmal an seine Ursprünge zu erinnern.

    Es war also im Jahr 1912, als das Lied im thüringischen Teil der Rhön, genauer in Kaltennordheim, erstmals erschallte und sich in der Folgezeit rasch in der ganzen Rhön verbreitete. Der Tag seiner Entstehung lässt sich nicht mehr ganz genau rekonstruieren. Ebenso ist unklar, ob die überlieferten Details so ganz den Umständen entsprechen. Da die Entstehungsgeschichte aber recht originell ist, erzählt sie Klaus Schmidt vom Kaltennordheimer Heimat- und Geschichtsverein „Merlins“ (benannt nach der ehemaligen Kaltennordheimer Burg) immer wieder gern.

    Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht der damalige Kaltennordheimer Oberlehrer Andreas Fack. Der Junggeselle, geboren im nahen Merkers, war nicht nur begeisterter Pädagoge, Archäologe, Hobbykoch, Obstbaumzüchter oder Angler, er malte auch und dichtete oder spielte Orgel. Vor allem aber war er ein begeisterter Rhöner, der für sein Leben gerne sang und Lieder komponierte. Die stellte er dann im Kreise der örtlichen Honoratioren vor, zu denen sich von Amts wegen zählen durfte.

    Der Stammtisch mit Forstmeister, Apotheker, Arzt, Fabrikbesitzer oder Amtsgerichtsrat und eben der Lehrerschaft traf sich allabendlich im „Hotel zum Hirsch“, dem ersten Haus im Ort in der Nähe des Kaltennordheimer Schlosses. Das Bier der örtlichen Brauerei sorgte für gute Stimmung, es wurde viel diskutiert und oft auch gesungen. Andreas Fack soll kein Kind von Traurigkeit gewesen sein, allerdings lebte er nach der Devise „Was nach 24 Uhr passiert, ist meist nichts Gutes!“ und verließ die Runde entsprechend früh oder, wenn die Zecherei aus den Fugen zu geraten drohte. Das sollte sich für die spätere Rhön-Hymne als sehr günstig erweisen.

    Irgendwann im Jahr 1912 trug der damals wohl 49-Jährige seinen Stammtischbrüdern wieder einmal den Text eines von ihm neu verfassten Rhönliedes vor. Die sollen von „Und geh' zur Rhön hinauf“ sofort hellauf begeistert gewesen sein. Nachdem er die Verse mehrfach vorgetragen hatte, machte sich eine feuchtfröhliche Runde daran, den Text dann auch zu vertonen.

    Fack summte etwas vor, und der beste Klavierspieler aus der Runde versuchte, ihn zu begleiten. Es waren wohl einige Runden Bier nötig, bis die Melodie mit Unterstützung der gesamten Runde gefunden war. Es wurde immer und immer wieder gesungen, und vor lauter Euphorie soll das neue Rhönlied dann auch noch kräftig begossen worden sein.

    Das hätte sich beinahe bitterlich gerächt. Beim abendlichen Treffen der Stammtischbrüder am nächsten Tag stellte sich nämlich heraus, dass es die Zecher am Vorabend wohl doch übertrieben hatten. Keiner konnte sich mehr so recht an die Melodie erinnern. Das galt auch für den Klavierspieler, der die Noten eigentlich hätte aufschreiben sollen.

    Nun bewährte es sich, dass Andreas Fack nachmitternächtlichen Alkoholexzessen aus dem Weg ging. Er konnte sich zumindest so weit erinnern, dass die Melodie mit einigen Mühen wieder zusammengetragen werden konnte. Alsbald erschien das Rhönlied im Verlag der Rhöndruckerei Carl Kessler in Kaltennordheim. Es wurde sofort populär und bei vielen Rhöntreffen und von vielen Rhönfreunden in ganz Deutschland gesungen. Nicht zuletzt, weil es auch in „Die Rhön“, wie der damalige Name der Mitgliederzeitschrift des Rhönklubs lautete, verbreitet wurde.

    „Es war auch kein Wunder, denn aus jeder Zeile leuchtet die Liebe zur Rhönheimat, und die volkstümlich schlichte Form der Melodie ist so eingängig, dass jedermann Wort und Weise schnell auffassen und mitsingen kann“, fasste später sein Lehrerkollege Fritz Huhn die Gründe für den Erfolg des Liedes zusammen, das seither von Rhönfreunden in ganz Deutschland gesungen wird.

    Der Rhönklub veranstaltet zum 100. Geburtstag des Rhönlieds eine Festveranstaltung. Sie beginnt am Samstag, 17. November, um 18 Uhr in der Festhalle der Rhönbrauerei Kaltennordheim. Passend zur Entstehungsgeschichte findet an diesem Abend gleich ein Doppelbock-Anstich statt.

    ONLINE-TIPP

    Wer das Lied einmal hören möchte, findet ein Video von der Sängerlust Oberthulba unter www.mainpost.de/Franken

    Das Rhönlied

    Ich weiß basaltene Bergeshöhn im Herzen der deutschen Gaun, nicht riesenhoch, doch bezaubernd schön, möcht' immer und immer sie schaun! Und kennst du die herrlichen Berge gehorche dem Freunde, der zu dir spricht:

    Refrain: Zieh an die Wanderschuh'

    und nimm den Rucksack auf

    und wirf die Sorgen ab,

    marschier zur Rhön hinauf'

    Auf hohen Matten der Sonnenschein die kühlenden Lüfte umwehn. Und frei ist der Blick in die Welt hinein, wonnig da droben zu gehn! Und kennst du die herrlichen Matten nicht, gehorche dem Freunde, der zu dir spricht:

    Refrain:

    Ich weiß, wo Bächlein fließen klar durch die Wälder und Wiesenflor, da springt so keck die Forellenschar zur Freude der Angler empor. Und kennst du die Rhönforelle nicht, gehorche dem Freunde, der zu dir spricht:

    Refrain:

    Ich möchte viel noch erzählen dir und singen von Berg und von Tal, doch nein, viel Worte erspar' ich mir und sage nur eins noch einmal: Ja, kennst du die herrliche Rhön noch nicht, gehorche dem Freunde, der zu dir spricht: Refrain:

    Text und Melodie von Andreas Fack, 1912

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