Hans Georg Link und seine Frau Christine wissen, wo die Kundschaft der Schuh drückt. Ein prüfender Blick auf die Füße genügt oftmals, um zu wissen, welches Schuhwerk am besten passt. Das gilt auch fürs Outdoor-Equipment: Wanderausrüstung testen die Chefs selbst, Erfahrungen werden eins zu eins weitergegeben. "Das wichtigste für uns ist die Beratung, dafür nehmen wir uns Zeit", nennt Hans Georg Link seine Firmenphilosophie. Und die zahlt sich aus: Das Schuhhaus Link, heute "Link Schuhe & Outdoor", gibt es seit 150 Jahren in Mellrichstadt. Das nicht alltägliche Jubiläum wird vom 24. bis einschließlich 30. Juni gefeiert.
Hans Georg Link hat das Schuhmacher-Handwerk von der Pike auf gelernt. Es liegt ihm aber auch im Blut. Der 67-Jährige führt sein Geschäft in vierter Generation, und seine Expertise rund um Wander- und Bergschuhe, Kletter- und Outdoor-Ausrüstung wird weithin geschätzt: Die Kundschaft kommt nicht nur aus Rhön und Grabfeld, sondern auch aus Erfurt, Eisenach und Fulda und deckt sich in Mellrichstadt mit Freizeit-Equipment ein.
Viele Outdoor-Aktivisten kommen durch Mundpropaganda
"Wir sind ein Vollversorger rund um die Bereiche Wandern, Fernreisen und Klettern", sagt Link. Aber auch die Bereiche Schuhreparatur und Fußorthopädie sind mittlerweile wieder ein wachsendes Standbein. Die Qualität der Beratung in Mellrichstadt habe sich in der Szene längst herumgesprochen: "Viele Kunden erfahren über Mundpropaganda von unserem Geschäft", berichtet der Chef.

Auf den Outdoor-Bereich hat er sich zu Beginn der 2000-er Jahre spezialisiert, Schuhe bestimmen aber schon sein ganzes Leben. Und das seiner Vorfahren. 1874 wurde das Schuhhaus von Hans Georg Links Urgroßvater Johann gegründet. Er zog von Stockheim nach Mellrichstadt und eröffnete in der unteren Hauptstraße in Mellrichstadt eine Schuhmacherei.
Das Schuhmacher-Handwerk ist Familientradition
Sein Sohn Georg und dessen Frau Emma führten das Geschäft weiter und zogen an den Roßmarkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Georgs Sohn Hans – Hans Georg Links Vater – ins Geschäft ein und erwarb das Anwesen in der Hauptstraße 32 für seine Schuhmacherei samt Schuhhandel. 1969 wurde der Laden mit dem Kauf des Nachbaranwesens in der Hauptstraße 34 vergrößert.

1986 übernahmen Hans Georg Link und seine Frau Christine das Geschäft. In den 1990-er Jahren expandierte das Paar und führte zeitweilig drei Läden in der Region. Ab 2004 konzentrierten sich die Links auf ein Geschäft in Mellrichstadt mit drei Bereichen: dem klassischen Schuhhandel, einer umfassenden Outdoor-Abteilung und einer Werkstatt für Schuhreparaturen und Fußorthopädie.
Viele Kunden kommen von Kindesbeinen an zu "Lurchi"
"Diese Kombination gibt es in keinem anderen Geschäft in der Region", sagt Hans Georg Link. Das soll auch in den kommenden Jahren so bleiben: "Mit unserer Tochter Katharina steht die fünfte Generation bereits in den Startlöchern", verkündet er stolz. Die 30-Jährige wird den Laden mit ihrem Vater weiterführen, wenn Mutter Christine im kommenden Jahr in den Ruhestand geht.

Der gute Kontakt zu den Kunden ist Familie Link wichtig. Viele kennen den Laden seit ihrer Kindheit, haben hier ihre ersten Schuhe bekommen und halten dem "Lurchi", wie Hans Georg Link und auch das Geschäft aufgrund des langjährigen Verkaufs von Salamander-Schuhen gern genannt werden, die Treue. Auch Christine Link kennt ihre Kundschaft sehr genau. Die 63-Jährige weiß oftmals schon bei der Auswahl des Sortiments, welcher Schuh zu welchem Fuß passt. Auf Online-Handel verzichten die Links ganz bewusst. "Der Online-Verkauf bindet zu viel Energie, die wir lieber unseren Kunden vor Ort zukommen lassen wollen."
Hans Georg Links orthopädische Schuhwerkstatt ist gefragt
Das schätzen die Kunden. Wer vom Wandern mit Blasen an den Füßen zurückkehrt, sucht Hans Georg Links Rat. Kleine orthopädische Anpassungen können bei der Passform der Schuhe Wunder bewirken. Mittlerweile bindet auch die Aufarbeitung von Schuhen in der Werkstatt immer mehr Zeit: Qualitativ hochwertige Schuhe, gerade im Outdoor-Bereich, wirft man nicht weg, sondern lässt sie reparieren. "Da es immer weniger klassische Schuhmacher gibt, ist diese Arbeit heute wieder sehr gefragt."

In früheren Zeiten war das gang und gäbe. Als Mellrichstadt Bundeswehr-Standort war, hat sein Vater unzählige Stiefel von Bundeswehrsoldaten repariert, erinnert sich Hans Georg Link. "Die Standortverwaltung hat die Stiefel gesammelt und zum Reparieren gebracht, und mein Vater hat die Schuhe anschließend wieder ausgeliefert."
Der Beruf des Schuhmachers hat sich gewandelt
Viele Schuhmacher sowie Verkäuferinnen und Verkäufer haben im Laufe der Jahre im Schuhhaus Link gearbeitet, und auch Hans Georg Link hat zahlreiche Azubis unter seine Fittiche genommen. "Durch die Massenanfertigung von Schuhen ist der Beruf des klassischen Schuhmachers aber Stück für Stück vom Markt verschwunden. Heute hat sich das Berufsbild komplett in Richtung orthopädische Anfertigung verändert", sagt er.

Was die Beratung zur Outdoor-Ausstattung der Kunden betrifft, setzt die Familie auf ihre eigene Erfahrung: Hans Georg und Christine Link haben selbst viele Touren mit dem Rucksack absolviert, sie wissen, worauf es ankommt. "Wir waren schon in allen Ecken dieser Welt unterwegs, von Norwegen bis Südafrika und Asien, und haben die Ausrüstung unter realen Bedingungen getestet." Diese Geschäftsphilosophie setzt Tochter Katharina fort: "Wenn es in die Ferne geht, dann wird es ein Outdoor-Urlaub. Das wurde mir schon in die Wiege gelegt."