Die deutschen Staatsbäder halten was auf sich. Und ein Stück weit halten sie auch zusammen, um sich in der Masse der deutschen Kurorte zu behaupten, und vor allem, um gegenseitig aus Erfahrungen zu lernen. Jetzt trafen sich Bürgermeister aus 19 deutschen Staatsbädern in Brückenau zur Tagung des Arbeitskreises Staatsbäderstädte.
„Wir verstehen uns als die Premium-Kurorte schlechthin.“ So sieht es Bad Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg. Die Tagung im Nachbarstaatsbad habe gezeigt, dass die Teilprivatisierung, die der Freistaat in Brückenau vorantreibt, eine überlegenswerte Lösung sei. Kurdirektorin Andrea Schallenkammer hatte die Entwicklungen vorgestellt, deren Kernstücke die Verpachtung von Kurhotel und Quellen an Dorint und die Mineralbrunnen AG sind.
„Es ist ganz hervorragend, was die bayerische Staatsregierung hier noch macht.“
Bernd Witzel, Bürgermeister von Bad Nauheim
Privatisierung oder Kommunalisierung ist ein Thema, das die meisten Staatsbäder-Bürgermeister umtreibt. Bislang zeige nur Baden-Württemberg noch keine Ambitionen, seine Bäder Badenweiler und Bad Wildbad zu privatisieren. Und auch Bad Elster in Sachsen muss noch keine Sorge haben, dass sich der Freistaat zurückzieht, berichtete Bürgermeister Christoph Flämig.
Aus Hessen schaut man ein wenig neidisch auf Bayern. „Es ist ganz hervorragend, was die bayerische Staatsregierung hier noch macht“, sagte Bad Nauheims Bürgermeister Bernd Witzel. Hessen hat die Kommunalisierung seiner fünf Staatsbäder bereits abgeschlossen. In Rheinland-Pfalz beginnt sie gerade für die dortigen vier Staatsbäder.
Die fünf Bayern sehen ihre Situation allerdings nicht so rosig, wie der hessische Kollege Witzel angedeutet hat. Der Staat habe zwar formuliert, dass er zu den Liegenschaften steht, aber der wirtschaftliche Druck sei permanent da, fasste es Kurdirektorin Gabriella Squarra aus Bad Reichenhall zusammen.
Auch die Entwicklung der Gästezahlen war Thema unter den Bürgermeistern. Allerdings lassen sie sich da nicht so gern in die Karten schauen, sie diskutieren die Dinge gern unter sich, genauere statistische Angaben wollten sie beim Pressegespräch nicht machen.
Überhaupt ist der Arbeitskreis Staatsbäderstädte eher ein interner Zirkel. Die Bürgermeister besprechen Probleme und tauschen sich darüber aus, wie Kollegen mit infrastrukturellen Entwicklungen umgehen. Häufig geht es um knifflige Themen wie Kurtaxe, Verkehrsregelungen oder Immissionen.
Der Arbeitskreis war in den 50er Jahren innerhalb des Städte- und Gemeindebundes entstanden. Als dieser vor Jahren den Arbeitskreis in einen Tourismusausschuss integrieren wollte, hat sich der Arbeitskreis entschieden, zusammenzubleiben und sich selbst zu führen. Seit 2006 ist Karl-Eugen Engler, der Bürgermeister von Badenweiler, Vorsitzender. 25 deutsche Staatsbäder gehören dem Arbeitskreis an, das sind nahezu alle deutschen Staatsbäder.
Bürgermeister Thomas Ullmann stellte seinen Kollegen die besondere Situation der Zwei-Bäder-Stadt vor. Zwei Badtitel würden keinen Vorteil bringen. Er erwähnte, dass eine komplette Übernahme des Staatsbadbetriebes durch die Stadt, ähnlich Bad Bocklet, nicht möglich gewesen wäre: „Da wären wir platt gewesen.“