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MELLRICHSTADT: 300 Seiten für ein lebens- und liebenswertes Streutal

MELLRICHSTADT

300 Seiten für ein lebens- und liebenswertes Streutal

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    Die elf Bürgermeister der Streutal-Allianz präsentieren stolz den 300 Seiten starken ILEK-Katalog: (von links) Florian Liening-Ewert (Hendungen), Eberhard Streit (Mellrichstadt), Ulrich Waldsachs (Ostheim), Fridolin Link (Hausen), Martin Link (Stockheim), Thomas Fischer (Nordheim), Anja Seufert (Bastheim), Matthias Liebst (Oberstreu), Reimund Voß (Willmars), Agathe Heuser-Panten (Fladungen) und Thilo Wehner (Sondheim/Rhön).
    Die elf Bürgermeister der Streutal-Allianz präsentieren stolz den 300 Seiten starken ILEK-Katalog: (von links) Florian Liening-Ewert (Hendungen), Eberhard Streit (Mellrichstadt), Ulrich Waldsachs (Ostheim), Fridolin Link (Hausen), Martin Link (Stockheim), Thomas Fischer (Nordheim), Anja Seufert (Bastheim), Matthias Liebst (Oberstreu), Reimund Voß (Willmars), Agathe Heuser-Panten (Fladungen) und Thilo Wehner (Sondheim/Rhön). Foto: Foto: Simone Stock

    „Wos hessd denn des ILEK? Internationaler Leistungskurs? Oder Intelligentes Leben entdeckt Kreistag?“ Die Gäste in der Mellrichstädter Oskar-Herbig-Halle durften bei der Abschlusspräsentation des Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts für die Streutalgemeinden am Dienstagabend herzhaft lachen.

    Mit ihrem Sketch zur Streutal-Allianz sorgten Heike und Ralf Hartmann gleich zu Beginn dafür, dass die offizielle Veranstaltung in Mellrichstadt keine steife Sache wurde. Im Gegenteil, die satirischen Spitzen des Frickenhäuser Ehepaars zum ILEK-Prozess legten den Grundstein für eine aufgelockerte Stimmung im Saal.

    Einfallsreiche Konzept-Präsentation

    Die Überraschung war gelungen: So einfallsreich und mit Pointen gespickt hat noch keine Allianz ihr Konzept präsentiert, da waren sich die Ehrengäste des Abends, allen voran die Vertreter des Amts für Ländliche Entwicklung, einig. Die Bürgermeister der elf Gemeinden, die sich zur Streutal-Allianz zusammengeschlossen haben, waren denn auch echt froh, dass ihnen als „Elf fürs Streutal“ einiges zugetraut wird – im Gegensatz zur „Gurkentruppe, die Deutschland nach Rußland geschickt hat“.

    Klar, dass die Hartmanns, die sich als Zeitung lesendes Ehepaar auf der Bühne witzig, frech, zuweilen auch bissig die Bälle zuwarfen, mit viel Applaus belohnt wurden – auch wenn sie sich eingangs auf einer Veranstaltung der Winterdienst-Vereinigung „Streusalz-Allianz“ wähnten. Und als sie später noch zur Melodie von „Muss i denn“ ein Lied auf die Allianz anstimmten, bei dem die Gäste zum Mitsingen aufgefordert waren, sagte Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit sichtlich stolz: „Wir haben zwar noch kein Logo, aber schon eine Hymne.“

    Projektkatalog mit 300 Seiten

    Eberhard Streit, Sprecher der Streutal-Allianz, freute sich sichtlich über das Geleistete. „Nach vier Jahren gemeinsamer Arbeit ist ein Entwicklungskonzept entstanden, in dem wir Antworten auf die Fragen unserer Zeit gesucht haben, die wir gemeinsam besser meistern können, als wenn es jeder für sich alleine versucht.“ Dass das nicht immer einfach war und auch heute noch Reibung im System ist, wollte Streit nicht verschweigen. Ebenso sind sich die Verantwortlichen bewusst, dass vielen Bürgern auch heute noch nicht klar ist, was das ILEK überhaupt bedeutet. Daran gilt es nun zu arbeiten, denn der 300 Seiten umfassende Katalog zum Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept enthält viele Projekte, die in Expertenrunden und Workshops erarbeitet wurden und nun auf ihre Umsetzung warten.

    Schade war es daher, dass im gut gefüllten Saal mit Vertretern der Behörden, Bürgermeistern, Stadt- und Gemeinderatsmitgliedern sowie Verwaltungsmitarbeitern nur wenige Bürger zu finden waren. Und das, obwohl einige in den Workshops – von den Hartmanns augenzwinkernd als Würchshops bezeichnet – am ILEK mitgearbeitet haben.

    Fridolin Links Idee zündete

    Nordheims Bürgermeister Thomas Fischer blickte auf die Entstehung der kommunalen Allianz zurück. Auf Initiative von Hausens Gemeinde-Chef Fridolin Link, der auch gleich die Kontakte zu den entsprechenden Behörden knüpfte, war 2014 der Grundstein für die Streutal-Allianz gelegt worden. In der folgenden Zeit gab es unter anderem zahlreiche Expertenrunden, Projektwerkstätten mit Bürgerbeteiligung und Lenkungsgruppensitzungen, in denen sich Bürgermeister, Planer und Behördenvertreter intensiv beraten haben. „Gestritten wurde nie, manchmal nur ein wenig gezofft“, sagte Fischer augenzwinkernd. „Das gehört aber dazu, wenn man etwas erreichen will.“ Das sahen auch die Hartmanns in ihrem Sketch so: „Endlich passiert amoi wos in dere Region.“

    Landrat Thomas Habermann beglückwünschte die Streutal-Gemeinden zu ihrem Entschluss, gemeinsam die Herausforderungen der Zeit anzupacken. „Ein Landkreis ist nur so stark wie seine Gemeinden, und diese sind umso stärker, je besser sie zusammenarbeiten.“ Er bot den Streutal-Gemeinden fachkundige Beratung und Förderung vonseiten des Landratsamts bei den kommenden Aufgaben an, denn „gemeinsames Denken stärkt die ganze Region“. Den 300 Seiten starken ILEK-Katalog nannte Habermann ein „Kochbuch für die Zukunft“. Er rief die Bürger auf, sich stärker in die Entwicklung der Gemeinden einzubringen. „Wir prägen unsere Heimat selbst“, so der Kreischef.

    Auf die Kreativität vor Ort setzen

    Viel Lob für die gute Unterstützung auf dem langen Weg zur Streutal-Allianz gab es für Alexander Zeller von der Regierung von Unterfranken und natürlich für die Vertreter des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) in Würzburg. Leitender Baudirektor Ottmar Porzelt und Bauoberrat Michael Kuhn gaben in Mellrichstadt den Dank an die Vertreter der Gemeinden zurück, allen voran an Fridolin Link, der mit vollem Einsatz dafür gekämpft habe, dass eine kommunale Allianz entsteht. Gemeinsam habe man erste konzeptionelle Schritte erarbeitet, wobei das ALE ausschließlich auf die Kreativität vor Ort setze. Nun, da erste Projekte angepackt werden sollen, beginne die eigentliche Arbeit der Allianz, so Porzelt.

    Welche Starterprojekte ausgewählt wurden und was noch alles folgen soll in den kommenden Jahren, zeigten die Planer Sigrid Ziesel vom Büro WGF aus Nürnberg und Johannes Klüpfel vom Planungsbüro Schirmer aus Würzburg auf, die von Anfang an am Planungsprozess zum ILEK beteiligt waren. Als größtes Problem für die Gemeinden erweise sich der demografische Wandel, dem man im Streutal aktiv entgegensteuern wolle. Bei einem bildlichen Spaziergang durch das Allianzgebiet stellten sie die Potenziale der Gemeinden heraus und was helfen könnte, wieder mehr Leben in die Orte zu bringen. „Ihr Raum lebt von der Vielfältigkeit, mit überregional bedeutsamen Sehenswürdigkeiten, Kultur und Freizeiteinrichtungen sowie einer schönen Natur. Das gilt es, auszuschöpfen und zu vermarkten“, strichen sie hervor.

    Gesucht: Der Streutaler

    Was fehlt, ist ihrer Meinung nach ein Streutal-Leitprodukt, ein sogenannter Streutaler. „Es gilt, etwas zu finden, was das Streutal verbindet“, so die Planer. Das könne auch ein Alltagsprodukt sein – ein Brot etwa, eine Wurstsorte, ein Bier, etwas, das zur Marke für die ganze Region wird. Bei allem dürfe zudem die Jugend nicht vergessen werden – „wer sich nicht mit der Gegend identifiziert und nach dem Studium abwandert, ist für die Region verloren“, sagte Sigrid Ziesel. Dem entgegenzusteuern, etwa mit offener Jugend-, Bildungs- und Kulturarbeit, ist eine wichtige Aufgabe der Allianz. Weitere Vorschläge für ein lebendiges Streutal: eine Veranstaltungsmeile quer durch alle Gemeinden, die Streu als Gewässer erlebbar machen, ein gutes (Rad-)Wegenetz, das alle Gemeinden verbindet und Freizeitmöglichkeiten, die nicht nur den Tourismus fördern, sondern auch für die einheimische Bevölkerung das Streutal lebenswert machen.

    26 Starterprojekte, die als erste umgesetzt werden sollen, sind definiert. „Da schwirrt einem der Kopf, es gibt viel zu tun in den nächsten Jahren“, so die Planer, deren Arbeit mit der Übergabe des ILEK-Katalogs beendet ist. Nun sind die Gemeinden gefordert, die Maßnahmen anzupacken. Im September treffen sich die Bürgermeister zu einem Seminar in Klosterlangheim, um hier die Weichen zu stellen. Um es mit den Hartmanns zu sagen: Die Bürchermester solle ned so viel schmarr und endlich ma oofang!“

    Streutal-Allianz Elf Gemeinden haben sich zur Streutal-Allianz zusammengeschlossen: Mellrichstadt, Ostheim, Fladungen, Nordheim, Hausen, Sondheim/Rhön, Willmars, Stockheim, Oberstreu, Hendungen und Bastheim. Vor vier Jahren hat Hausens Bürgermeister Fridolin Link die Idee zu einer Allianz der Streutalgemeinden ins Spiel gebracht und hartnäckig verfolgt. 2016 gab es eine Auftaktveranstaltung in Mellrichstadt, zu der neben Gemeinde- und Verwaltungsvertretern viele Bürger kamen. Nach eingehender Analyse von Bestand und Bedarf wurden sechs Handlungsfelder definiert: Wirtschaft und Arbeit, Wohnen und Innenentwicklung, Daseinsfürsorge, Kultur und Identität, Tourismus und Naherholung sowie Land- und Forstwirtschaft. 26 Projekte wurden als Starterprojekte für die Arbeit der Streutal-Allianz definiert, die peu a peu angepackt werden sollen. Laut Ottmar Porzelt, Leitender Baudirektor am Amt für Ländliche Entwicklung, gibt es in ganz Bayern 108 Allianzen mit 830 beteiligten Kommunen. In Unterfranken haben sich 260 Kommunen zu 30 Allianzen zusammengefunden – bei 305 Gemeinden im Bezirk eine beachtliche Zahl, wie Porzelt verkündete. Seit 15 Jahren besteht der Gemeinschaftsgedanke von Allianzen, neben der Streutal-Allianz laufen derzeit im Bezirk zwei weitere kommunale Zusammenschlüsse. Ein Ziel ist, gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen in Städten und ländlichen Gebieten zu schaffen.

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