Politikerinnen und Politiker müssen sich oft viel anhören. Doch ein Gastronom aus Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) setzt dem Ganzen jetzt die Krone auf: In seinem gleichnamigen Lokal werden weder Landtags-, noch Bundestagsabgeordnete verköstigt oder gar beherbergt. Darauf weist derzeit ein Schild am Eingang der Wirtschaft hin.
Der Inhaber, Andreas Hoch, gilt als bekannter Fladunger Geschäftsmann, Heimatfreund und engagierter Kommunalpolitiker und sorgt mit dieser Aktion für Aufsehen – nicht nur in der Rhön. "Landtags- und Bundestagsabgeordnete werden weder verköstigt noch beherbergt", ist auf dem Schild an der Tür seines Gasthauses zu lesen. Das Pikante dabei: Hoch selbst ist Stadtrat und CSU-Ortsvorsitzender in der nördlichsten Stadt Bayerns.

"Ich schätze die Arbeit von Sandro Kirchner und Dorothee Bär sehr", sagt der 57-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion über die CSU-Abgeordneten aus seinem Wahlkreis. Doch sollte einer der beiden in nächster Zeit in sein neu eröffnetes Gasthaus im Herzen von Fladungen einkehren wollen, würden sie nicht bedient. "Hinsetzen dürfen sie sich, ihr Essen und Trinken müssen sie aber mitbringen", sagt Hoch. Dabei räumt er allerdings ein, dass er das Verbot nicht konsequent kontrollieren könne.
Das erste Schild am Gasthof Krone in Fladungen wurde gestohlen
Der kuriose Hinweis verbreitete sich unter den Gästen – und schnell auch in den sozialen Medien. "Ich wundere mich, dass die Menschen auf so ein Schild reagieren", sagt Andreas Hoch. "Und es sogar klauen." Denn bereits zwei Tage, nachdem der Inhaber das Schild am Eingang seines Gasthofes angebracht hatte, war es auch schon wieder verschwunden.

Seit zwei Wochen hängt ein neues Schild – diebstahlsicher – am Eingang der "Krone". Und sorgt weiter für Gesprächsstoff. "Wir haben eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen", erzählt Wirt Marco "Mocca" Hepp. "Respekt, Hut ab und ihr zeigt Rückgrat", lautete eine der Reaktionen. Oder: "Zehn Daumen nach oben dafür von uns. Wir sind im Moment in Österreich unterwegs und wenn wir nach Deutschland zurückkehren, werden wir einen größeren Umweg fahren, um bei Ihnen zum Essen einzukehren. Ihr Mut ist uns diese 200 km Umweg wert."
Inhaber Andreas Hoch will Familienbetriebe in den Fokus rücken
Andreas Hoch, selbst seit 20 Jahren als CSU-Ortsvorsitzender in Fladungen engagiert, sagt, seine Aktion habe einen ganz einfachen Zweck: dass "Familienbetriebe von der Politik wahrgenommen werden". In den vergangenen 20 Jahren seien alleine in Fladungen 27 Familienunternehmen, darunter neun Gaststätten, verschwunden. Und mit ihnen 300 Arbeitsplätze, so Hoch. "Ich fühle mich als Sprecher dieser verloren gegangenen Familienbetriebe."

Doch das Thema habe in den vergangenen Jahren keinerlei Beachtung mehr gefunden, "weil genug Arbeit in der Industrie da war". So sei das Streutal nach und nach "wirtschaftlich entleert" worden. Dabei sei "ein Arbeitsplatz vor Ort doch ein Traum", sagt der Fladunger Unternehmer. "Aber in der Vergangenheit sind Arbeiten, Wohnen und Freizeit immer weiter auseinander gerückt."
"Wir Fladunger verfahren jeden Monat 30.000 Liter Sprit, um auf die Arbeit zu kommen. Das ist mehr Energie als unser ganzer Stadtwald liefert", sagt Hoch. Dies sei eine Folge der verschwundenen Familienbetriebe: "Mich wundert auch, dass es gesellschaftlich so widerstandslos akzeptiert worden ist, wie viele Familien quasi ihr Existenz verloren haben."
Er selbst habe 2002 unter dem Motto "Arbeit vor Ort und keiner fährt fort" für heimatnahe Arbeitsplätze demonstriert. Doch Bürokratie und ständig neue Auflagen würden die wirtschaftliche Entwicklung von Familienbetrieben bremsen. Deshalb will er diese mit dem Schild wieder mehr in Fokus von Gesellschaft und Politik rücken.
Welche Abgeordnete aus der Region betroffen wären
Im eigenen Wahlkreis in Zukunft nicht mehr im Gasthof Krone bewirtet zu werden - das beträfe in der Rhön die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (CSU), Sabine Dittmar (SPD) und Manuela Rottmann (Bündnis 90/Die Grünen) sowie den Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner (CSU) und aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Gerald Pittner, der für die Freien Wähler in den Landtag gewählt wurde. Keiner der Politiker konnte oder wollte auf Anfrage der Redaktion am späten Dienstagnachmittag kurzfristig zu dem Thema Stellung beziehen.