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Bad Neustadt: Absatzeinbruch von E-Autos in Deutschland: Kaufen Interessierte jetzt doch lieber einen Verbrenner, Herr Geier?

Bad Neustadt

Absatzeinbruch von E-Autos in Deutschland: Kaufen Interessierte jetzt doch lieber einen Verbrenner, Herr Geier?

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    Rhön-Grabfelds Wirtschaftsförderer Jörg Geier blickt vor der Fahrzeugschau Elektromobilität im Interview unter anderem auf das Thema E-Auto.
    Rhön-Grabfelds Wirtschaftsförderer Jörg Geier blickt vor der Fahrzeugschau Elektromobilität im Interview unter anderem auf das Thema E-Auto. Foto: Silvia Gralla

    Am ersten Maiwochenende (3. und 4. Mai) verwandelt sich der Festplatz von Bad Neustadt wieder in ein Messegelände. Zum insgesamt zwölften Mal findet in der Modellstadt für Elektromobilität die Fahrzeugschau Elektromobilität statt. Bei der Messe geht es um mehr als nur das E-Auto – auch Zweiräder, Fotovoltaik und mögliche Zukunftstechnologien wie Wasserstoff spielen eine Rolle.

    Laut Landratsamt Rhön-Grabfeld werden über 30 Aussteller auf dem Festplatz vertreten sein. Aber was erhofft man sich in Zeiten der Industriekrise, drastischer Absatzeinbrüche von E-Autos und drohender Rezession von der Fahrzeugschau und was erwartet Besucherinnen und Besucher zu? Rhön-Grabfelds Wirtschaftsförderer Jörg Geier gibt Antworten.

    Frage: Auf der Fahrzeugschau Elektromobilität sind nicht nur Autohändler, sondern auch Zweiradhändler vertreten. Warum?

    Jörg Geier: Zweiradhändler hatten wir schon immer dabei. Bei der ersten Fahrzeugschau sind wir ganz bewusst auf die Fahrradhändler zugegangen. Elektromobilität ist ein Thema gewesen, das am Anfang mit Argusaugen beobachtet wurde. In der Regel läuft das in Deutschland so, wie hier am Beispiel VW: Eine neue Entwicklung wird erst im Phaeton eingebaut und dann Stück für Stück in den kleineren Modellen wie dem Passat. Erst am Ende kommt sie in das kleinste Modell, den Lupo. Elektromobilität muss man aber andersherum denken. Das Zweirad war weiter entwickelt als das Auto. Als wir angefangen haben, wurden irgendwelche rollenden Verzichtserklärungen mit Elektroantrieb als Auto bezeichnet. Das war alles nichts, man hat aber schon gesehen, dass da Potenzial drinsteckt. Deshalb waren wir dankbar, dass mit den E-Bikes auf dem Markt praktikable, elektrische Fahrzeuge angeboten werden konnten. Bei den Autos war das damals anders.

    Wie hat sich die Verteilung der Aussteller entwickelt?

    Geier: Im Laufe der Jahre haben wir immer mehr Autohändler gefunden, die hier ausstellen und marktrelevante Produkte bieten können. Viele dieser Produkte sind in dem Sinne nicht mehr super neu oder gar skurril. Das sind etablierte Modelle, die gezeigt werden. Aber: Das ist jetzt nicht mehr das notwendige Schaufenster der Elektromobilität, aber trotzdem ein gutes Meet-and-Greet-Event, das mittlerweile im Jahresrhythmus in der Region nachgefragt und gewünscht wird.

    Dient die Fahrzeugschau dann eher zum Hürdenabbau?

    Geier: Genau. Ich kann da ein Auto testen und komme damit in Berührung. Viele sind mittlerweile auch Schnäppchenjäger, die Messeangebote wahrnehmen, auch im Zweiradbereich. Die Besucher kommen mittlerweile auch von weiter her. Wir nehmen außerdem wahr, dass selbst Menschen kommen, die kein Interesse an der Elektromobilität haben, sich aber die Arbeitgeber anschauen. Außerdem ist es das erste Open-Air-Fest in Bad Neustadt im Jahr. Nicht alle Leute kommen gezielt wegen Elektromobilität, schauen es sich aber trotzdem mal an. Das finde ich nicht schlecht, weil wir damit in der Mitte der Gesellschaft sind.

    Spüren Sie bei den Ausstellern von E-Autos Zurückhaltung aufgrund der aktuellen politischen Situation?

    Geier: Das kann ich nach der Messe sagen. Was unsere Zulassungszahlen angeht, sind die Zulassungen von Elektroautos in den letzten zwei, drei Jahren ziemlich konstant geblieben. Bei den Verbrennern sind sie hingegen geschrumpft. Wir merken, dass in Deutschland weniger Autos gekauft und zugelassen werden. Aber die Anzahl an Elektroautos ist konstant und damit im Verhältnis nach wie vor noch steigend.

    Interessierte können auf der Fahrzeugschau Elektromobilität mit E-Fahrzeugen in Behrührung kommen.
    Interessierte können auf der Fahrzeugschau Elektromobilität mit E-Fahrzeugen in Behrührung kommen. Foto: René Ruprecht (Archivfoto)

    Beim E-Auto-Bauer Tesla brechen aktuell die Verkaufszahlen ein. Wie schätzen Sie die Lage ein?

    Geier: Als Wirtschaftsförderer im Autobauerland Bayern finde ich das per se erstmal nicht schlecht, wobei ich auch sagen muss, wir haben auch hier im Landkreis sogar Automobilzulieferer, die gewisse Zulieferarbeiten für Tesla machen. Tatsächlich sind die Konzerne aus Deutschland eher im Fokus der hiesigen Automobilzulieferer. Unserer Wirtschaft dient es mehr, wenn Autos von deutschen oder amerikanischen Herstellern jenseits von Tesla gekauft werden. So etwas regelt natürlich der Markt.

    Welche Auswirkung hat der Tesla-Einbruch auf die Fahrzeugschau?

    Geier: Ich beurteile nicht, was Elon Musk politisch macht, nehme aber schon wahr, dass gerade diese Klientel, welche Elektroautos kauft, das überhaupt nicht gutheißt. Entsprechend gibt es eine Marktreaktion und in Europa werden wesentlich weniger Tesla abgesetzt als bisher, obwohl das Auto grundsätzlich nicht schlecht ist. Es bietet natürlich eine Chance für andere Hersteller. Da wir noch keinen Tesla-Händler hier im Landkreis haben, ist es für die Fahrzeugshow auch kein Nachteil.

    Wenn jemand jetzt keinen Tesla (mehr) kaufen möchte, entscheidet er sich dann für ein anderes E-Auto oder doch für einen Verbrenner?

    Geier: Jeder überlegt sich, was für einen Antrieb man haben will. Ich bin auch nicht der Meinung, dass wir den Leuten diktieren müssen, was hier gefahren werden muss. Ein Elektroauto funktioniert dann, wenn das Auto Spaß macht, sexy genug ist und den Kunden anspricht. Ich will da keinen indoktrinieren. Das ist eine Show, die zeigt, dass Elektromobilität funktioniert und es Autos gibt, die mittlerweile wirklich Fahrspaß vermitteln können. Davon kann sich jeder überzeugen.

    Einfach mal gucken: Die Fahrzeugschau Elektromobilität in Bad Neustadt soll als Möglichkeit dienen, Hürden abzubauen.
    Einfach mal gucken: Die Fahrzeugschau Elektromobilität in Bad Neustadt soll als Möglichkeit dienen, Hürden abzubauen. Foto: René Ruprecht

    Welchen Effekt erhoffen Sie sich 2025 durch die Fahrzeugschau in Zeiten der Industriekrise, in der in Rhön-Grabfeld vor allem im Bereich Elektromobilität Stellen abgebaut werden?

    Geier: Der Rhön-Grabfelder Markt wird den Automobilbereich nicht dahingehend beeinflussen, dass da jetzt großartig Aufträge für die Zulieferindustrie generiert werden. Ich finde es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den betroffenen Bereichen Signalhaft, wenn gezeigt wird, dass es trotzdem neue Modelle gibt und die großen OEMs (Original Equipment Manufacturer, Zulieferer) sich bemühen, neue Produkte auf den Markt zu bringen, die dann wieder Produkte, die hier produziert werden können, benötigen. Jetzt gar nichts zu machen, wäre ein Signal der Hoffnungslosigkeit. Aufgeben wollen wir nicht!

    Was ist jetzt in Rhön-Grabfeld, aber auch generell in Deutschland gefragt?

    Geier: Wir haben Kompetenzen. In dem Bereich können wir agieren. Wir können Produkte liefern, die durchaus konkurrenzfähig sind. Wir leiden jetzt generell unter einer global-wirtschaftlichen Schwäche, die uns weltweit hemmt. Wir müssen da in Deutschland ein bisschen Abstand nehmen – jetzt nicht nur auf dem Rhön-Grabfelder Markt. Der deutsche Markt hat weit weniger Relevanz als der Deutsche das annehmen mag. Wir sind 80 Millionen Menschen. Das wirkt zwar viel, aber wir sind kaum in der Lage, wirtschaftlich globale Impacts als Kunden zu setzen. Wir müssen Ideen produzieren, die andernorts Lust machen, das Produkt zu kaufen. Dann können wir auch wieder an unsere Exportqualität anknüpfen. Das wird eine Fahrzeugschau nicht direkt beeinflussen, aber vielleicht den Leuten, die an Innovationen arbeiten, Mut machen, weiterzumachen.

    Neben E-Autos und Zweirädern ist auch das Thema Fotovoltaik auf der Fahrzeugschau vertreten. Hat das Thema an Relevanz gewonnen, da mehr Menschen Elektroauto fahren und zu Hause laden wollen, um Geld zu sparen oder um zu Hause beim Strom autarker zu werden?

    Geier: Natürlich interessiert sich derjenige, der sich für ein Elektroauto interessiert, auch für die Frage, wie man das lädt. Wenn ich mit einer eigenen Fotovoltaikanlage in der Lage bin, mein Fahrzeug zu betanken, bin ich auch kostenmäßig unabhängiger und so ein E-Auto rechnet sich dann noch einmal mehr.

    Was würden Sie jemandem raten, der bisher weder ein E-Auto noch eine Ladeinfrastruktur hat?

    Geier: Ich würde erst einmal mit dem Fahrzeug anfangen. Ich kann das zunächst aus der Steckdose betanken. Wenn ich den Eindruck gewinne, dass Elektromobilität etwas Dauerhaftes für mich ist, dann lohnt es sich auf jeden Fall, sich mit einer eigenen Wallbox auszustatten, dass ich mal mit 11 Kw laden kann.

    Auch Wasserstoff wird Thema auf der Fahrzeugschau sein.

    Geier: Wasserstoff ist ein möglicher Energieträger, der einen Elektroantrieb speisen kann. Auch Wasserstofffahrzeuge sind letztlich Elektromobile. Da habe ich eine Brennstoffzelle, die als Energiespeicher anstatt eines Akkus dient. Wasserstoff ist CO₂-neutral. Da ist die Flüchtigkeit das Problem. Da brennt etwas nicht ab, das explodiert kräftig, wenn etwas daneben geht. Deshalb bin ich mir bislang nicht wirklich sicher, ob das massenmarkttauglich ist.

    Wie kann Wasserstoff in Rhön-Grabfeld zukünftig eingesetzt werden?

    Geier: Die Stadt avisiert die Installation einer eigenen Brennstoffzelle in Verbindung mit dem neuen Windpark, sodass wir vielleicht auch mit Bussen und den Müllfahrzeugen perspektivisch eine eigene Flotte haben, die elektrisch fährt, aber Brennstoffzellen-betrieben ist. Es wird in diesem Bereich parallele Entwicklungen und Kompetenzen geben, die an so einem Standort wie Bad Neustadt auch mit dem TTZ gemeinsam entwickelt werden und hier Arbeitsplätze schaffen könnten.

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