Vor zehn Jahren hat Altbürgermeister Hans Fischer ihn zum „Ehrenplankrack“ ernannt. Damals blickts Adolf Herda auf 50 Jahre Einsatz auf der Schwamer Kärm zurück. Er dirigierte den Schweinfurter Musikverein, der von der Kirchweih nicht mehr wegzudenken ist. Der damals 73-Jährige versprach anlässlich dieser Ehrung: „Ein paar Jährchen mach ich das noch“.
Es sollten noch einmal zehn werden. Erst heuer verabschiedete sich Herda offiziell aus seiner Rolle als Chef des Schweinfurter Musikvereins. Und er kürte seinen Nachfolger: Jürgen Elsen. „Wollt ihr euch jetzt einen neuen Namen geben“, fragte er seine Musiker, aber die waren sich schnell einig: „Es bleibt!“ Nun, die ganze Kärm spielte Herda schon seit vier Jahren nicht mehr, aber beim Ständelessingen am Kirchweihmontag früh um sieben, war er bis zuletzt dabei. Die Musiker und die Planpaare teilen sich da in zwei Gruppen auf. Frank Böhm fährt die „älteren Herren“ mit dem Traktor und erfreut sich alljährlich an „den Anekdoten, die die so erzählen“.
Menschlich und musikalisch ein Original
„Er war menschlich und musikalisch ein Original“, sagt Elsen und für ihn selbst auch ein „musikalisches Vorbild“. „Beim Adolf hat's Zunder gegeben, er führte ein strenges Regiment“, weiß sein Nachfolger, „aber ein liebes“, ergänzt er. Bis heute spielen die Musiker so wie sie's „beim Adolf gelernt haben, auswendig und ohne Noten“.
1956 wurde Herda als Flügelhornist und Trompeter Mitglied des Schweinfurter Musikvereins. 19 Jahre später war er dessen Geschäftsführer und Dirigent. Auf der Schwebheimer Kirchweih spielte er mit seinen Musikern seit 1957. „Das ist der größte und schönste Plan, die beste Kärm südlich des Mains“, schwärmt Herda bis heute. Dieses Fest ist auch das einzige, an dem der Musikverein noch auftritt.
Die Musiker kommen aus dem ganzen mainfränkischen Raum. Es sei gar nicht so leicht, immer wieder brauchbare neue Musiker zu finden, meinte Herda.
Proben braucht es nicht
Der Schweinfurter Musikverein braucht nämlich auch besonders gute Musiker, denn diese treffen sich nur einmal im Jahr an der Kirchweih, dann wird alles kurz durchgesprochen und los geht‘s. Das hat Herda so eingeführt und so geht's bis heute weiter. Übrigens auch wenn der Jubilar in Schwebheim aufhört, musikalisch setzt er sich dennoch nicht zur Ruhe. In Bad Königshofen hat er zusammen mit Altbürgermeister Clemens Behr eine „Prominentenband“ gegründet, die für soziale Zwecke spielt.
60 Jahren spielte und dirigierte er auf der Schwamer Kärm, wenn auch die letzten vier Jahre nicht mehr alle drei Tage bis zu 50 Stunden lang. Dabei blies Herda nicht nur in seine Trompete, immer wusste er zwischendurch einen Witz zu erzählen. Seine Liedauswahl war auch nie festgelegt, je nachdem, wen er gerade auf dem Plan entdeckte, fiel ihm ein passendes Liedchen ein. So wurde der Aufbruch des jetzigen Altbürgermeisters grundsätzlich mit dem Lied „Hans bleib da, man weiß ja nicht wie's Wetter wird“, kommentiert. Ein bekannter Politiker wurde mit dem Lied „Schwarzer Zigeuner“ begrüßt.
Im Auto übernachtet
Der ehemalige Chef des Schweinfurter Musikvereins erinnert sich bis heute an viele lustige Episoden und daran, wie einfach so manches in Schwebheim war. Da haben seine Klarinettisten einmal nicht mehr in ihr Quartier gefunden und mussten im Auto übernachten – kein Problem, am anderen Morgen sind sie „zum Schaber“ und haben sich rasieren lassen.
Oder als sie vor elf Jahren mit einem Fernsehteam von RTL II ins Schlafzimmer einer „Frauentauschfamilie“ eingedrungen sind, um ihren Weckruf zu spielen. Seitdem sei die „Schwamer Kärm“ sozusagen weltbekannt, meint Herda schmunzelnd.
Ehrung
Seine „Schwamer“ ließen es sich dann auch nicht nehmen, ihr musikalisches Kirchweih-Original zu ehren. Bürgermeister Volker Karb und der Vorsitzende des TSV, Thorsten Grimm, für den Musikverein Jürgen Elsen und für die Planpaare Anke Grimm, dankten Herda auf dem Fest noch einmal für seine musikalischen Verdienste an der Schwamer Kärm. Und der Scheidende schrieb vor allem der Jugend ins Stammbuch: „Haltet diese Tradition in Ehren, auf dass es in 60 Jahren immer noch heißt ,auf zur Schwamer Kärm‘.“
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