1250 Jahre – dieses Jubiläum feiert der Bad Neustädter Stadtteil Herschfeld in diesem Jahr. Im Veranstaltungskalender taucht unter anderem das Open-Air-Event "Feel the Summer" vom SV Herschfeld am 15. und 16. Juli 2023 auf dem Sportplatz auf.
Eine Musikveranstaltung für die jüngeren Semester, die im vergangenen Jahr ihre Premiere feierte, jedoch nicht bei allen auf Gegenliebe stieß. Sowohl im Verein, als auch im Stadtteil. Es hagelte gar Beschwerden aus der Bevölkerung wegen Ruhestörung.
Die Jugend fehlt in allen Abteilungen beim SV Herschfeld
Der SV Herschfeld ist ein vielseitiger Sportverein. Neben Fußball gibt es beispielsweise die Sparten Kegeln, Laufen, Tennis oder neuerdings Volleyball. Knapp über 730 Mitglieder hat der Verein derzeit. Aber so viele waren es nicht immer, es mangelte vor allem an den Jugendlichen.
"Sie fehlten in allen Abteilungen", sagt Vereinsvorsitzende Stephanie Philipp-Schirmer. Ein Problem, das es schon vor der Corona-Pandemie gab und welches sich danach verstärkte. "Die Jugend wieder zurückzuholen und für das Ehrenamt zu begeistern, war enorm schwer", gibt sie zu.
Gelingen sollte das unter anderem mit dem Gemeinschaftsprojekt "Feel the Summer". Das Ziel: Der Jugend zuhören, sie mitbestimmen lassen und ihnen gleichzeitig etwas bieten, das nicht altbacken daher kommt.
Warum "Feel the Summer" nicht überall beim SV Herschfeld auf Gegenliebe stieß
Einfacher gesagt als getan. Denn selbst vereinsintern war man sich nicht einig, ob man sich eine solche Großveranstaltung aufbürden sollte. Ein Argument der Gegner: Schlechte Erfahrungen vor über zehn Jahren, als ein Rock-Event später sogar ein Loch in die Kasse riss.
Stephanie Philipp-Schirmer wollte es allen Widrigkeiten zum Trotz dennoch versuchen. Gemeinsam mit dem neuen 2. Vorsitzenden Cristiano Santos trieb sie die Planungen voran, es herrschte laut der Vorsitzenden plötzlich eine "Jetzt-erst-recht"-Aufbruchsstimmung im Verein. Die Jugend stand und steht hinter dem Event, wollte plötzlich Verantwortung im Ehrenamt übernehmen.
War das Herschfelder Event im ersten Jahr ein (finanzieller) Erfolg?
Rund 765 Stunden Vorbereitung, rechnete Santos vor, steckte das Führungsduo in die Premiere von "Feel the Summer". Es waren auch deshalb so viele Stunden, weil die Erfahrungswerte für eine Veranstaltung dieser Größenordnung mit Hunderten von Gästen fehlten. Am Ende konnte Cristiano Santos, der sich um den Finanz- und Budgetplan kümmerte, ein kleines Plus für die Vereinskasse verkünden. Ein Erfolg nach der vielen Arbeit.
Doch zum Erfolg kam der Ärger: Trotz Ankündigung und Genehmigung musste die Polizei in beiden Partynächten zum Herschfelder Sportplatz ausrücken. Ab einer gewissen Uhrzeit habe es vermehrt Beschwerden von Bürgern aufgrund von überlauter Musik gegeben. Das sagt Elke Kiesel von der Bad Neustädter Polizei auf Nachfrage der Redaktion.
Woher kamen die Beschwerden aufgrund der Feier in Herschfeld?
Die unerwartet vielen Beschwerden seien nicht nur von Anwohnern aus Herschfeld gekommen, sondern auch aus anderen Stadtteilen, einer angrenzenden Gemeinde und von Mitarbeitern des nahegelegenen Klinikareals.
Laut der Polizistin sei jeweils eine uniformierte Streife zum Sportgelände gefahren, um "die Einhaltung des vorgeschriebenen Lärmpegels zu erwirken". Sprich, die Lautstärke der Musikanlage wurde gedrosselt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag seien zwei Anfahrten der Streife nötig gewesen, da nach der ersten Ermahnung der Lärmpegel nur kurzfristig zurückgenommen worden sei.
Die Polizei Bad Neustadt, so Elke Kiesel, habe im Nachgang das Ordnungsamt der Stadt Bad Neustadt vom kompletten Verlauf der Veranstaltung unterrichtet.
Neuen Ärger vermeiden: Der Verein will aktiv auf die Bevölkerung in Herschfeld zugehen
Mitte Juli 2023 soll die Veranstaltung wieder stattfinden. Dann wollen die Verantwortlichen nicht nur das "Lärmproblem" lösen und besser auf die Einhaltung achten, sondern auch vorab noch aktiver auf die Bevölkerung zugehen. Ein Flugblatt, adressiert an die Bürgerinnen und Bürger von Herschfeld, soll auf die Veranstaltung im Juli hinweisen – mit der Bitte um Verständnis.
"Wir erhoffen uns Ihre Akzeptanz, um eine solche Veranstaltung einmal im Jahr erfolgreich und zugunsten 100 Prozent des Vereins durchzuführen", heißt es in dem Flyer.

Stephanie Philipp-Schirmer und Cristiano Santos ist es wichtig, den Menschen klarzumachen, warum Veranstaltungen wie "Feel the Summer" so wichtig sind. "Es geht um die Zukunft des Vereins. Um den Sport, der immer an erster Stelle steht. Ohne Veranstaltungen wäre der Verein nicht tragbar", macht Santos deutlich, dass es nicht um den reinen Partyspaß geht.
Warum Mitgliedsbeiträge alleine für den SV Herschfeld nicht ausreichen
Die Mitgliedsbeiträge – ein Erwachsener zahlt zum Beispiel jährlich 65 Euro plus Aktivenbeitrag – würden bei weitem nicht ausreichen und gerade einmal die Kosten decken, die die Sportverbände vom Verein verlangen. Eine Kegelbahn und das gesamte Sportgelände in Schuss zu halten oder das monatliche Darlehen abzubezahlen wäre ohne zusätzliche Einnahmen nicht möglich.
Hinzu kämen die gestiegenen Energiekosten. "Wir versuchen bereits zu sparen", erklären die Vorsitzenden, die sich auch Hilfe von einem Energieberater geholt haben. Im Winter schloss man beispielsweise den Kühlraum, um Strom zu sparen.

"Dennoch verschwenden wir zu viel. Aber nicht, weil wir das wollen, sondern weil wir nicht anders können", sagt Cristiano Santos. So brauche es lange, bis das Wasser in den Duschen heiß wird. Der SV Herschfeld habe aber momentan nicht das Geld, 50.000 Euro für eine Renovierung auszugeben.
Stephanie Philipp-Schirmer vom SV Herschfeld: "Wir müssen uns jeden Cent hart erarbeiten."
"Wir müssen uns jeden Cent hart erarbeiten", ergänzt Stephanie Philipp-Schirmer. Auch bei Förderangeboten müsste der Verein teils lange in Vorleistung gehen, bis das Geld auf dem Vereinskonto landet.
Schneller geht das mit verkauften Eintrittskarten und Getränken bei einer Veranstaltung wie "Feel the Summer". In diesem Jahr, so die Hoffnung von Stephanie Philipp-Schirmer und Cristiano Santos, ausgelassen, ohne Ärger und mit einem am Ende vielleicht noch größeren Plus in der Kasse.