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Sulzfeld: Ärztemangel in Rhön-Grabfeld: Es wird wohl nichts aus einer Hautarzt-Praxis im Grabfeld

Sulzfeld

Ärztemangel in Rhön-Grabfeld: Es wird wohl nichts aus einer Hautarzt-Praxis im Grabfeld

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    Was tun gegen den Ärztemangel (Symbolbild)? Die Grabfeld-Allianz hat sich dazu einen Fachmann der Kassenärztlichen Vereinigung geholt. Ein Allheilmittel hatte er für das Grabfeld nicht parat.
    Was tun gegen den Ärztemangel (Symbolbild)? Die Grabfeld-Allianz hat sich dazu einen Fachmann der Kassenärztlichen Vereinigung geholt. Ein Allheilmittel hatte er für das Grabfeld nicht parat. Foto: Getty Images

    Elf Hausärzte praktizieren noch im Altlandkreis Königshofen und sind für die rund 17450 Einwohnerinnen und Einwohner da. Doch ihr Durchschnittsalter lässt aufhorchen. Es beträgt 57 Jahre. 50 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sind über 60 Jahre alt. Nachwuchs ist nicht immer in Sicht. Drohende Praxisschließungen lassen bei der Politik die Alarmglocken läuten. Doch was tun?

    Bei der Allianz Fränkischer Grabfeldgau ist die Zukunft der medizinischen Versorgung Dauerthema. Zur jüngsten Lenkungsgruppensitzung in Sulzfeld hatte Vorsitzender Jürgen Heusinger Adam Hostätter eingeladen. Der ist bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) Referent für Regionale Versorgung und Politik und zuständig für Ober- und Unterfranken.

    Eine Hautärztin in Bad Königshofen, damit ein Hausarzt noch bleibt

    Vordergründiger Anlass ist der Wunsch einer Bad Königshöfer Hautärztin, sich in Bad Königshofen niederzulassen. Positiver Aspekt: Sie würde in die Hausarzt-Praxis ihres Vaters gehen. Der ist eigentlich im Rentenalter, würde aber noch einige Jahre anhängen. Menschen mit Hautproblemen im Grabfeld hätten also etwas davon und auch die Patientinnen und Patienten des Vaters.

    Doch es deutet alles darauf hin, das dies Wunschdenken bleibt. Denn die KVB sieht sich nicht in der Lage, diesen Facharzt-Sitz zu genehmigen. Mit der Hautarzt-Praxis in Bad Neustadt sei die Versorgung ausreichend gesichert. Rechnerisch bestehe mit 141 Prozent sogar eine hautärztliche Überversorgung, zählte Adam Hofstätter auf - und musste teilweise Kopfschütteln aus dem Gremium entgegennehmen. "Dort muss man ein halbes Jahr auf einen Termin warten", klagte unter anderem Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling.

    Auf dem Papier gibt es eine Überversorgung mit Hautärzten

    Der schon bei vergangenen Gelegenheiten geäußerte Gedanke, dass mit der Verlagerung eines Hautarzt-Sitzes nach Bad Königshofen auch die hausärztliche Versorgung durch den Vater noch ein paar Jahre länger gesichert sei, verfing bei Hofstätter nicht. Die KVB sei verpflichtet, die bundesgesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Theoretisch sei die KVB gar angehalten, die hautärztliche Überversorgung, wie sie für Rhön-Grabfeld auf dem Papier steht, zurückzuführen, so Hofstätter. Der versicherte freilich, dass dies derzeit nicht diskutiert werde. "Ich verstehe aber, dass all das für Sie wie Hohn klingt", sagt Hofstätter. 

    Von mehreren Seiten wurde der Ruf laut an die KVB, doch flexiblere Lösungen zu finden zum Beispiel auch mit Übergangsphasen. Doch Hofstätter sah hier keinen kurzfristigen Ausweg. Die  Bedarfsplanungen des Bundes seien ein ausgehandelter Kompromiss zwischen Bund, Krankenkassen und Ärzteverbänden. "Er hat keine wissenschaftliche Grundlage", so Hofstätter mit etwas Augenzwinkern.

    Was den konkreten Bad Königshöfer Fall mit der Haut-Ärztin betreffe, so sei man in Gesprächen und diskutiere auch einen Arztsitz im benachbarten Thüringen mit Filialbetrieb in Bad Königshofen, erwähnte Hofstätter. 

    Praktisch eine Unterversorgung bei den Neurologen

    Der Bogen wurde schließlich zur medizinischen Versorgung des Landkreises Rhön-Grabfeld generell gespannt. So gebe es bei den Neurologen mit 52 Prozent praktisch eine Unterversorgung, auch wenn man davon erst offiziell bei unter 50 Prozent spreche. Bei den Kinderärzten lautet die offizielle Zahl 95 Prozent Versorgungsgrad. Aber nicht nur Allianz-Mitglieder wie der Mediziner Roland Köth wussten, dass die Bedarfspläne hier eigentlich veraltet sind, weil zum Beispiel auf die Kinderärztinnen und -Ärzte immer mehr Vorsorgeuntersuchungen zukämen.

    Kuhn wusste noch von einer weiteren drohenden Lücke. Sie betrifft einen Internisten-Sitz mit endoskopischen Leistungen wie Darmspiegelungen. Wenn sich dort keine Nachfolge findet, könnten Darmspiegelungen nur noch in Facharztpraxen im Nachbarlandkreis durchgeführt werden, gab er dem Gremium mit. Auch am MVZ in Bad Königshofen drohe Fluktuation und bei Nicht-Neubesetzung der Wegfall eines Arztsitzes.

    Ein zweischneidiges Steuerungsinstrument

    Auch wenn die Bedarfsplanung ein eher starres System ist: Jürgen Heusinger schloss sich letztlich dem Argument von Adam Hofstätter an, dass sie ein Steuerungsmittel ist, um zum Beispiel beliebte Regionen wie das Voralpenland nicht noch überproportional mit Ärztinnen und Ärzten zu versorgen. Die Sogwirkung konnte immerhin gestoppt, wenn auch nicht rückgängig gemacht werden. "Auch wenn das für uns jetzt trotzdem nicht befriedigend ist'", so Heusinger.  

    Adam Hofstätter wiederum erwähnte einen anderen Faktor, der zur Schieflage in der hausärztlichen Versorgung beigetragen habe. Ein strenger Numerus Clausus für zu wenig Studienplätze habe den im Durchschnitt besseren Frauen Vorteile verschafft beim Medizinstudium. Überdurchschnittlich viele Medizinerinnen würden aber vergleichsweise häufiger nur in Teilzeit arbeiten wollen. "Für einen frei gewordenen Arztsitz brauchen wir also zukünftig mindestens zwei neue Köpfe", formulierte es Hofstätter anschaulich. Für Josef Demar wird es Zeit für die KVB, "vom hohen Ross" herunterzukommen.  

    Menschen mit Heimatbezug sind das Potenzial

    Dazu kämen noch die Verlockungen der Wirtschaftskonzerne oder des Auslands, wohin viele in Deutschland ausgebildete Mediziner abwandern, zum Beispiel nach Skandinavien oder in die Schweiz. "Aber es kommen natürlich auch viele Ärzte zu uns", so der KVB-Vertreter. Letztlich müssten KVB und Kommunen an einem Strang ziehen, damit auch das flache Land attraktiv für den Medizinerjob ist.

    Für Allianz-Vertreter Roland Köth wäre dabei Werbung für das Grabfeld der Schwerpunkt nicht. Es seien die jungen Leute, die aus der Region stammen und hier am ehesten eine Perspektive hätten, weiß Köth. Dessen Sohn Fabian sichert in Bad Königshofen die Generationenfolge, so sei es bei vielen Kolleginnen und Kollegen im Landkreis ebenfalls.

    Am besten sei es, wenn bereits eine Bindung zu Rhön-Grabfeld besteht. "Das ist die andere Seite der Statistik: Im Grabfeld sind 27 Prozent der Hausärzte unter 45 Jahren", auch das sei Zeichen für eine Zukunft der ärztlichen Versorgung, wenn auch häufig in Gemeinschafts-Modellen. "Die Einzelpraxis ist ein Auslaufmodell", prognostiziert KVB-Mann Hofstätter.

    Das Thema Hausärzteversorgung war auch Thema der Klausurtagung der Kreistags-CSU. Kreisrätin Karola Back war eigens nach Sulzfeld gekommen, um sich bei der Allianz weitere Anregungen zu holen.

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