(til) Harley-Fahrer sind anders. Egal, wo man als Harley-Fahrer hinfährt – wenn zwei von ihnen aufeinandertreffen, wird gleich gefachsimpelt, die Bikes ausführlich begutachtet und in aller Ruhe gequatscht. Von Hektik, Wettrennen auf der Überholspur von Autobahnen oder arrogantem Konkurrenzgehabe ist keine Spur. Auch beim 22. Harley Davidson-Treffen des „Brother in the Wind“-Club aus Oberlauringen geht es harmonisch zu.
Immer wieder knattern und dröhnen neue Harleys auf den Jugendzeltplatz bei Oberlauringen und suchen sich einen Platz inmitten Gleichgesinnter. Man kennt und grüßt sich. Da muss das Aufstellen des Zeltes natürlich noch warten. Und manch einer begnügt sich mit einer Plane, die kurzerhand über das Motorrad gespannt wird. Fertig. Das muss für eine Nacht reichen. Andere dagegen kennen sich mit der Technik ihrer Harley zwar perfekt aus, haben dafür aber Probleme beim Aufblasen der Luftmatratze, was von Beobachtern mit gutmütigem Spott kommentiert wird.
In kürzester Zeit stehen zwischen den wuchtigen Maschinen und den Zelten viele Grüppchen herum, diskutieren über Vor- und Nachteile der neuesten Um- und Einbauten an ihren Harleys, erzählen von anderen Treffen oder plaudern über alles Mögliche. Es geht herzlich auf dem Platz zu, und die Biker sehen sich alle als eine große Familie. Natürlich wird immer ein bisschen über die anderen Maschinen gefrotzelt, was aber eher spaßig rüberkommt. „Hey, das ist die falsche Maschine. Wenn du eine richtige Harley fotografieren willst, musst du meine nehmen“, bekommt man so einige Male zu hören. Darauf folgt natürlich ein grinsendes, kumpelhaftes Kopfnicken in Richtung des „Konkurrenten“, was dieser sofort kontert: „Der hat doch keine Ahnung.“
Auch die Damenwelt hat die schweren Maschinen für sich entdeckt. „Leider immer noch zu wenige“, stellt „Büffel“ Roland Hellmuth vom Harley-Club fest. Doch sogar aus der Schweiz ist eine Fahrerin angereist. Sabine Trapp aus dem Baseler Land hat mehr als 650 Kilometer zurückgelegt, um mit ihrem Freund aus Erlangen das Harley-Treffen zu besuchen. Sie ist das erste Mal dabei und ist begeistert. „Geil“, sagt sie. „Es sind tolle Maschinen dabei, viele Klassiker und sehr schöne alte Mopeds“, stellt sie fest. „Phänomenal“ findet sie auch die Stimmung und die Leute. Und sie weiß jetzt schon: „Ich werde öfter hierherkommen.“ Auf sechs bis acht Treffen fährt sie pro Jahr, wobei ihr solche kleineren Treffen wie in Oberlauringen mehr zusagen als zu große mit Tausenden von Maschinen.
Im Sommer nur auf zwei Rädern
Schon seit 25 Jahren fährt die 43-jährige Schweizerin Motorrad und ist vor 15 Jahren nach mehreren anderen Modellen bei der Harley gelandet, mit der sie angereist ist – eine Sportster 883, Baujahr 1980. „Eine Harley bietet ein spezielles Fahrgefühl“, erzählt sie begeistert. Sie hat sich sofort in die Maschine verliebt und diese nach ihren Vorstellungen umgebaut. Jetzt ist ihre „Sportster“ eine getunte Maschine auf Leichtbauweise. Da sie im Sommer kein Auto anmeldet, ist sie ständig auf ihrer Harley unterwegs. Und alles, was daran zu schrauben ist, macht sie natürlich selbst. Kein Wunder, schließlich arbeitet sie auch in einer Motorradwerkstatt.
Und was sie besonders zu schätzen weiß: „Man kommt mit Harleyfahrern viel schneller in Kontakt als mit anderen Motorradfahrern.“ Klar, dass sie am Wochenende ständig mit anderen zusammensteht und sich unterhält. Egal, ob man sich kennt oder nicht. Das Thema Harley vereint sie alle.
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