„Unglaublich gut“ und „sensationell“ waren nur zwei Superlative, mit denen das begeisterte Publikum am Premieren-Abend des Bauernschwanks „Alles nur Theater“ die Schauspieler der Eußenhäuser Theatergruppe bedachte. Unter der Regie von Günther Krines spielten die Laiendarsteller groß auf.
Ob ein trinkfester Haustyrann, der zum zahmen Ehemann mutiert, eine Pfarrköchin mit Sprach-Macke, ein scheues Muttersöhnchen, das die Hosen runterlässt, oder ein „Aschenputtel“, das sich, gewaschen und geschniegelt, den Respekt seiner Umgebung verdient: Das Stück „Alles nur Theater“ hatte Einiges zu bieten. Was aber jeder einzelne Schauspieler der Eußenhäuser Theatergruppe aus seiner Rolle „herauskitzelte“, wie die Darsteller im ständigen Dialog mit dem Publikum improvisierten und wie örtliche Gegebenheiten in das Stück eingebunden wurden, war schlichtweg faszinierend.
„Ou, ou, ou“ verkündete die alte Jungfer Hilde (Gisela Beck) des Öfteren, die Hände über den Kopf zusammenschlagend. Denn das triste Alltagsleben im bäuerlichen Haushalt ihres trinkfesten, aber arbeitsscheuen Schwagers Alfons (Roland Göpfert), seiner fleißigen, aber für ihn nicht mehr so anziehenden Frau Agnes (Manuela Schmitt) und der ausgeflippten Tochter Eva (Nicole Dietz) nimmt ganz plötzlich eine unerwartete Wende. Der Grund: die neue attraktive Kellnerin bei der „Gisi“, Alfons' Stammkneipe. Er, stellvertretender Bürgermeister und Dauergast im Mellerschter Wirtshaus, will unbedingt mit ihr anbandeln. Sein genialer Plan: das Kulturleben in Eußenhausen durch ein Theaterstück zu fördern. Titel: „Der Schöne und das Biest“ – er als „der Schöne“, die Kellnerin als „das Biest“. Nur so kann er sie unauffällig für sich gewinnen, denn die Pfarrköchin (Michaela Gensler) als wandelndes Dorfgewissen ist allgegenwärtig.
Die Auswahl der Hauptdarstellerin muss natürlich „objektiv“ durch ein Komitee erfolgen. Allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem die übrigen Frauen nicht zu Hause sind. Unterstützung sucht Alfons bei seinem verwitweten Freund Heinz Bohnensack (Günther Krines). Er kann den „Uhu“, wie Alfons Hilde nennt, ebenso wenig ausstehen wie Alfons. Man versucht, sie mittels eines geschönten Inserats zu verheiraten.
Alfons bietet im gleichen Inserat auch eine Kuh zum Verkauf. Worauf sich der hessische Altwarenhändler Franz (Gerald Beck) meldet, der viel mehr an der jungen Tochter Eva interessiert zu seien scheint. Im Kaufgespräch redet man, wie soll es in einem Theaterstück anders sein, völlig aneinander vorbei. Unter anderem die gekonnt in Szene gesetzten Dialoge wie in dieser Szene waren es, die das Publikum begeisterten.
Die Pfarrköchin verbreitet die Kunde von einem Diebespärchen im Dorf. In der Annahme, es handele sich um dieses, schlägt Bohnensack den Altwarenhändler und später die Pfarrköchin von hinten nieder und versteckt die Opfer im Schrank. Währenddessen hat er den Auftrag, Hilde mit ein, zwei Schnäpschen in Stimmung zu bringen, um sie für den Altwarenhändler zu begeistern. Das geht gründlich daneben, denn während der Altwarenhändler außer Gefecht ist, fällt die beschwipste Hilde mit ungezügelter Leidenschaft auf der Couch über Heinz her.
Eva und ihr neuer Schwarm Hans Grundübel, ein von Steffen Krines hochgradig überzeugend dargestelltes Muttersöhnchen, werden Zeugen der Szene. Als im nächsten Akt die Jury – bestehend aus Alfons, Heinz und Hans, die Rollenbesetzung fürs Theater vornehmen will, tauchen statt der erwarteten Kellnerin plötzlich drei verschleierte Hauptrollenbewerberinnen auf. Die Männer sind irritiert und das turbulente Spiel strebt seinem Höhepunkt entgegen.
Überzeugend dargestellte Rollen, Dialoge voller Witz und deftigen Sprüchen und häufig mit Bezug zu lokalen Begebenheiten begeisterten das Publikum im voll besetzten Kulturheim hellauf. Was die acht Eußenhäuser Laienschauspieler aus dem brisanten Inhalt gemacht haben, ist an Humor kaum zu übertreffen.
Die Aufführungen am kommenden Freitag und Samstag beginnen um 19.30 Uhr, die Nachmittagsvorstellung am Sonntag um 17.00 Uhr. Restkarten für das kommende Theaterwochenende gibt es bei Günther Krines unter Tel. (0 97 76) 17 42 (von 17 bis 20 Uhr).