Mit dieser Prognose lag Professor Ralf Borchert von der Hochschule Heilbronn goldrichtig. Der Studiendekan des Studiengangs Tourismusmanagements hatte im Vorfeld der sogenannten Kennzeichenliberalisierung Befragungen in 111 deutschen Städten durchführen lassen und dabei auch im Landkreis Rhön-Grabfeld ein großes Interesse an den seit der Gebietsreform kassierten Kennzeichen festgestellt. Jedenfalls fahren in Bad Königshofen und Mellrichstadt ein Jahr nach Inkrafttreten der Liberalisierung wieder viele Autos mit den „alten“ Kennzeichen auf den Straßen.
Die Zulassungsstelle Bad Neustadt hatte vor einen Jahr im Vorfeld rund 1000 Anfragen. Dass in Mellrichstadt nun 1227 Autos mit dem alten MET-Kennzeichen MET und in Bad Königshofen 1209 mit den KÖN-Schildern umherfahren, zeigt, dass die Bevölkerung das neue Wunschkennzeichen sehr gut angenommen hat.
Interessant übrigens: In Bad Königshofen gab es die Möglichkeit das Kennzeichen „KÖN-IG“ zu bekommen Dieses Kennzeichen wurde bislang nur 101 Mal vergeben, sagt Nicole Schneider von der Zulassungsstelle am Landratsamt Rhön-Grabfeld. Einer der das KÖN-IG Kennzeichen hat, ist Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling. Für ihn ist das ein Stück Heimatgefühl, aber auch ein gewisser Werbeeffekt für die Kurstadt. Festzustellen ist, dass das KÖN Kennzeichen auch von Jugendlichen gerne genutzt wird. Dies vor allem bei Neuanmeldungen von Fahrzeugen. KÖN Kennzeichen findet man auf städtischen Autos ebenso wie bei den Feuerwehrautos.
„Das ist Regionalbewusstsein, das hier gezeigt wird “
Professor Ralf Borchert zum großen Interesse an den alten Kennzeichen
Zudem hat so mancher Bürger in Erinnerung an die früheren alten Kennzeichnen sein bisheriges NES-Kennzeichen mit dem KÖN vertauscht. Interessant dabei ist auch, dass immer mehr Kfz-Kennzeichen ganz persönliche Daten haben. So findet man dort sehr oft die Abkürzung des Namens und ab und zu das Geburtsdatum.
Die jungen Mitbürgerinnen und Mitbürger wiederum sehen in dem neuen Kennzeichen KÖN oder MET eine Verbindung zu ihrer engeren Heimat. „Das ist Regionalbewusstsein, das hier gezeigt wird,“ sagt Professor Bochert von der Hochschule Heilbronn auf Anfrage.
Insgesamt gibt es in Rhön-Grabfeld rund 70 000 zugelassene Fahrzeuge. Dabei gab es in den vergangenen Jahren immer noch 300 bis 400 alte KÖN oder MET Kennzeichen, die vor allem auf landwirtschaftlichen Gerätschaften zu finden waren. Einen übermäßigen Verwaltungsaufwand bedeutet die Umstellung übrigens nicht, nachdem sich die Behörden auf die neue Situation einstellen konnten.
Allerdings ist ein Umstieg vom bisherigen NES auf das Wunschkennzeichen mit Kosten verbunden. Zu den 40 Euro Verwaltungskosten kommen noch etwa 30 Euro für die neuen Schilder hinzu. Bei einer Neuzulassung entstehen lediglich zehn Euro zusätzliche Kosten, wenn man statt NES ein KÖN oder MET Kennzeichnen will. Nicht nur KÖN und MET gibt es seit einem Jahr, sondern auch EBN (Ebern), GEO (Gerolzhofen), oder BRK, also Bad Brückenau.
Für Professor Bochert war es erfreulich, dass das Ministerium die Türe für die Einführung des Wunschkennzeichens geöffnet hat. Kurz noch einmal zurückgeblendet. Im Grabfeld fand im vergangenen Jahr eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger statt. 74,3 Prozent entschieden sich damals für das Wunschkennzeichen KÖN. Übrigens waren es 53,8 Prozent Frauen und 46,2 Prozent Männer. Bei den 16 bis 30 Jährigen waren 88,8 Prozent für die Wiedereinführung, bei denjenigen die 61 Jahre und älter sind pendelten sich die Ja-Stimmen bei 52,4 Prozent, die Nein-Stimmen bei 17,2 Prozent ein. 31,4 Prozent hatten keine Meinung zu diesem Thema.