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Bad Neustadt: Altkleider: Trotz EU-Richtlinie ändert sich in Rhön-Grabfeld nichts! Doch die Bürger sollten aufmerksam bleiben

Bad Neustadt

Altkleider: Trotz EU-Richtlinie ändert sich in Rhön-Grabfeld nichts! Doch die Bürger sollten aufmerksam bleiben

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    Im Landkreis Rhön-Grabfeld stehen für die Entsorgung von Altkleidern flächendeckend Container parat. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. Seit 1. Januar gilt eine neue EU-Richtlinie für die Entsorgung von Alttextilien.
    Im Landkreis Rhön-Grabfeld stehen für die Entsorgung von Altkleidern flächendeckend Container parat. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. Seit 1. Januar gilt eine neue EU-Richtlinie für die Entsorgung von Alttextilien. Foto: Sigrid Brunner

    Wie soll künftig Altkleidung entsorgt werden? Seit dem 1. Januar 2025 gilt die EU-Richtlinie zur "Getrenntsammlungspflicht" von Textilien. Das bedeutet, dass Alttextilien getrennt vom anderen Abfall gesammelt werden sollen. Ziel der Regelung ist eine nachhaltigere Wiederverwertung. Bislang wurden gut erhaltene Textilien in die Kleiderläden gebracht oder in die Altkleider-Container geworfen. Stark verschmutzte und zerschlissene Kleidung kam in den Restmüll. Ändert nun die Getrenntsammlungspflicht etwas an dieser Praxis? 

    Um Klarheit zu schaffen, informierten Landrat Thomas Habermann und Gerald Roßhirt, Leiter des Kommunalunternehmens Rhön-Grabfeld, in einem Pressegespräch. Der Tenor des Gesprächs lautete: Für die Bürgerinnen und Bürger in Rhön-Grabfeld ändert sich nichts. Diese werden sogar eindringlich aufgefordert, unbrauchbare Textilien weiter im Restmüll zu entsorgen. Der Grund: Komplett abgenutzte oder gar kontaminierte Textilien können nicht mehr wiederverwertet und müssen aufwendig aussortiert werden. Bestehende Sammelstrukturen sollen auf diese Weise nicht gefährdet und hohe Folgekosten für die kommunalen und gemeinnützigen Sammler sollen vermieden werden. 

    Gerald Roßhirt ist als Leiter des Kommunalunternehmens Rhön-Grabfeld für die Abfallwirtschaft zuständig.
    Gerald Roßhirt ist als Leiter des Kommunalunternehmens Rhön-Grabfeld für die Abfallwirtschaft zuständig. Foto: Sonja Demmler (Archivfoto)

    In Rhön-Grabfeld bestehe bereits ein gut funktionierendes System von Abgabemöglichkeiten für Textilien, erläuterte Roßhirt. Gut erhaltene Ware könne als Secondhand-Bekleidung zum Beispiel in den Kleiderläden abgegeben werden. Außerdem stünden für diese flächendeckend im Landkreis Sammelcontainer zur Verfügung.  Auch könnten am Wertstoffzentrum in Bad Neustadt Alt-Textilien abgegeben werden.

    Es werden schon jetzt große Mengen an Textilien getrennt gesammelt

    Auf diese Art und Weise würden schon jetzt erhebliche Mengen an Textilien getrennt gesammelt werden. "Eine Anpassung des bisherigen Sammelsystems im Landkreis Rhön-Grabfeld war durch die neue Richtlinie nicht erforderlich", so Gerald Roßhirt. "Wir sehen keine Notwendigkeit, am Ablauf etwas zu ändern."

    Zum rechtlichen Hintergrund: Die EU-Richtlinie wurde durch eine Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes in deutsches Recht eingebracht. Die Umsetzung erfolgt durch eine Satzung dann auf lokaler Ebene. "Realisierungsdetails der EU-Richtlinie, wie zum Beispiel im Hol- oder Bringsystem, bleiben dem Landkreis überlassen", erklärte Roßhirt. Das bedeutet wiederum, dass die Regelungen von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich sein können.

    Zusammengefasst sieht es nun folgendermaßen aus: Gut erhaltene und brauchbare Textilien – darunter fallen neben Kleidung auch Gardinen oder Tischdecken – können in den Kleiderläden, Containern oder am Wertstoffhof abgegeben werden. Vom Wertstoffhof gelangen diese in das vom BRK-Rhön-Grabfeld betriebene Gebrauchtwarenkaufhaus in Unsleben. Unbrauchbare Textilien gehören wie bisher in den Restmüll beziehungsweise können auch am Wertstoffhof abgeliefert werden. Werden sie in die Container geworfen, dann würden sie ganze Sammelchargen verderben und eine mögliche Wiederverwendung verhindern, warnte der Leiter des Kommunalunternehmens.

    Krise am Alttextilien-Markt: Überangebot und sinkende Preise

    Ganz beruhigt können sich die Bürgerinnen und Bürger jedoch nicht zurücklehnen. Der Markt für Alttextilien befindet sich derzeit in einer Krise. Es gebe aktuell ein Überangebot an Altkleidern und dementsprechend stark gefallene Preise, beschrieb Gerald Roßhirt die besorgniserregende Lage. Mehrere Recycler hätten schon Insolvenz anmelden müssen. Noch könnten die Rhön-Grabfelder Sammler ihren Aufwand decken, doch die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten.

    Sollte sich die Situation nicht wieder normalisieren, die Preise auf Dauer unten bleiben und in der Folge die Altkleidersammlung für die karitativen Einrichtungen nicht mehr rentabel sein, dann falle diese Aufgabe in die Zuständigkeit des Landkreises. Das würde dann so aussehen, dass die Altkleidercontainer in gewohnter Weise bestehen bleiben, die Kosten dafür aber, zum Beispiel mit dem Roten Kreuz, geregelt werden müssten. Das wiederum könne, so Roßhirt, Auswirkungen auf die Gebühren haben. "Aber noch ist es nicht so weit."

    Landrat Thomas Habermann appelliert an die Bevölkerung in Richtung eines bewussteren Konsums.
    Landrat Thomas Habermann appelliert an die Bevölkerung in Richtung eines bewussteren Konsums. Foto: René Ruprecht (Archivfoto)

    Appell an die Verantwortung der Verbraucher

    Der Altkleider-Markt werde momentan von Billigkleidung überschwemmt, führte Landrat Thomas Habermann weiter aus. Ihm ist es wichtig, an die Verantwortung der Verbraucher zu appellieren. "Übermäßiger Kauf von Billigstware über das Internet hat nicht nur Folgen für den örtlichen Handel, sondern auch für die Entsorgungswege." Es seien ein bewussterer Konsum und mehr Sensibilität gefragt.

    Zunehmend minderwertige Textilien würde auch die Wiederverwendung oder Verwertung beeinträchtigen. Die Stoffe könnten gegebenenfalls nicht mehr recycelt werden und müssten entsorgt, also verbrannt werden. Das bedeute steigende Kosten und letztendlich unter Umständen auch steigende Gebühren, betonte der Landrat. "Zerstörte Märkte oder ausblutende Innenstädte kann keiner wollen."

    Das BRK betreibt im Landkreis rund 90 Altkleider-Container

    Der Kreisverband Rhön-Grabfeld des Roten Kreuzes betreibt im Landkreis rund 90 Altkleider-Container und den Kleiderladen im Gebrauchtwarenkaufhaus des Kommunalunternehmens des Landkreises in Unsleben.

    Ralf Baumeister, Kreisgeschäftsführer des BRK Rhön-Grabfeld, beobachtet, dass die Qualität der Altkleider in den Containern stark zurückgeht.
    Ralf Baumeister, Kreisgeschäftsführer des BRK Rhön-Grabfeld, beobachtet, dass die Qualität der Altkleider in den Containern stark zurückgeht. Foto: Hanns Friedrich (Archivfoto)

    "Bei uns funktioniert es noch", sagte Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister. Es gebe aber bereits Landkreise, die in Sachen Altkleider mit Problemen zu kämpfen haben. Was er jedoch auch beobachtet: "Die Qualität der Ware in den Containern geht rapide zurück." Unter anderem werde die Altkleidung zu Putzwolle recycelt. Immer mehr Textilien seien aber dafür nicht mehr geeignet.

    Beim BRK Rhön-Grabfeld sieht der Ablauf so aus, dass der Inhalt der Container zum Kleiderladen nach Unsleben gebracht wird. Dort werde händisch aussortiert, erläuterte Baumeister. Gute Ware werde im Kleiderladen angeboten. Der Rest gehe nach Apolda. Dort sei ein riesiges Sortierwerk, wo nochmals unterteilt wird, und zwar in Recycling oder Entsorgung. 

    Ralf Baumeister fordert die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, nur gut erhaltene Ware in die Container zu werfen. "Es macht unsere Arbeit einfacher und verhindert steigende Kosten."

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