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BAD NEUSTADT: Angenehm: Kein Gezicke, kein Geläster

BAD NEUSTADT

Angenehm: Kein Gezicke, kein Geläster

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    Technikbegeistert: Susanne Reußenzehn werkelt an ihrem selbst gebauten Netzteil.
    Technikbegeistert: Susanne Reußenzehn werkelt an ihrem selbst gebauten Netzteil. Foto: Foto: Ines Renninger

    Nur Jungs in der Berufsschulklasse in Bad Neustadt, gerade mal zwei weitere Mädels im selben Semester an der Fachhochschule Schweinfurt, deutlich mehr Kollegen als Kolleginnen auf der Arbeit beim Automobilzulieferer Preh – für die 22-jährige Susanne Reußenzehn aus Hendungen ist das Vor-, nicht Nachteil. „Kein Gezicke, kein Geläster – eine angenehme Atmosphäre“, erzählt sie der Main-Post anlässlich des heutigen Aktionstags Girls Day, bei dem Mädchen mit Jobs in Kontakt gebracht werden sollen, in denen Frauen bislang unterrepräsentiert sind.

    Reußenzehn ist das erste und in ihrem Jahrgang einzige Mädchen, das den dualen Studiengang Mechatronik/Ingenieurinformatik absolviert. Sie und ihre zwölf Mitstudenten schließen in nur fünf Jahren eine Mechatroniker-Lehre und ein Diplom-Studium an der Fachhochschule Schweinfurt ab. Gerade hat die 22-Jährige ihre Facharbeiterprüfung absolviert, studientechnisch ist sie im fünften Semester.

    „Manche sprechen mich an“, berichtet Reußenzehn. Die Leute wollen wissen, weshalb sie sich für diesen doch eher männertypischen Beruf entschieden hat. „Dabei war das alles eher Zufall“, sagt sie. Dass sie als Frau in diesem Bereich momentan noch die Ausnahme ist, darüber macht sie kein Aufhebens.

    Schon in der Fachoberschule hatte sie den technischen Zweig belegt, Naturwissenschaften lagen ihr sowieso. Vor einem möglichen Studium wollte sie auf jeden Fall zuerst eine Ausbildung machen, um Berufserfahrung zu sammeln und „was Handfestes zu haben“. „Außerdem wusste ich zunächst nicht, was ich studieren wollte.“ Über eine Freundin wurde sie auf Preh aufmerksam.

    Am Mechatroniker reizte sie die Kombination aus Elektronik und Mechanik. „Das wird schon passen“, sagte sie sich und bewarb sich um einen Ausbildungsplatz. Im Dezember 2006 sagte Preh zu, im Frühjahr folgte das Angebot, dass sie ab September auch ein duales Studium aufzunehmen könnte – mit Ausbildungsvergütung über die ganzen fünf Jahre hinweg. Das Konzept dafür war frisch aus dem Boden gestampft worden. Reußenzehn hat nicht lange gezögert.

    „Ich bereue nichts“, sagt sie heute. Toll an ihrem Beruf findet sie, dass man etwas schafft. Dass am Ende etwas steht, das funktioniert. Beispiel für eine ihrer Aufgaben: Sie arbeitet an der Entwicklung von Platinen für Klimabedienteile für Autos.

    Einer der älteren Brüder hat Bionik studiert, der andere arbeitet im Bereich Elektrotechnik. Ob sie das in der Berufswahl beeinflusst hat? Sie zögert, glaubt es letztlich eher nicht. Hat sie dann vielleicht einfach schon immer lieber Lego gebastelt als mit Puppen gespielt? Sie lacht: „Ich habe Fußball gespielt.“ Das macht sie auch heute noch, in der Hendunger Damenschaft.

    Allein unter Männern – damit kann die 22-Jährige gut leben. „Ich wurde überall total super aufgenommen.“ Apropos, an dem Punkt würde sie gerne ihre Fahrgemeinschaft – wie sollte es anders sein, lauter Jungs, ganz tolle, wie sie sagt – grüßen.

    Ganz allein als Frau unter Männern sei sie denn aber auch wieder nicht, stellt sie klar. Vor allem nicht bei Preh: „Da werden auch viele Frauen eingestellt.“ Auch im Jahrgang nach ihr gibt es im dualen Studium immerhin schon zwei Mädels. „Ich glaube einfach, das ist alles noch nicht so richtig bekannt.“

    Susanne Reußenzehns Wunsch: „Dass das bei Preh läuft, dass ich mich beweisen kann und die Leistung bringen kann, die ich bringen soll.“ Dass sie ehrgeiziger, leistungsbereiter als so mancher männliche Kollege ist, glaubt sie durchaus. Nicht nur ist, sondern auch ein bisschen sein muss. „Mancher Kerl hat halt doch mehr technisches Verständnis als ich“, sagt sie und spricht vor allem vom Bereich Informatik. Und fügt an: Kein Wunder, schließlich verbringe der ein oder andere auch die ganze Freizeit am Computer. „Ich spiele lieber Musik“, etwa Klarinette beim der Gruppe „Böhmisch Gschtörd“. Auf den Auftritt am Samstag in Bad Königshofen freut sie sich besonders: „Weil ich da mein neues Dirndl anziehe.“

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