Noch sind in Rhön-Grabfeld keine Coronavirus-Patienten bekannt geworden. "Die Zahl der Anfragen von Patienten nimmt allerdings zu, die Sorge und Angst haben, ob sie bei akuten Atemwegsbeschwerden mit dem Coronavirus infiziert sein könnten und ob eine Testung sinnvoll ist", sagen Dr. Günter Fröhling und Dr. Tobias Fröhling, die ihre Arztpraxis in Hohenroth haben. In einer Zufallsumfrage in einigen Hausarztpraxen wurde mehrmals die Sorge geäußert, dass es einen unvorhergesehenen Kontakt mit Infizierten geben könnte, was eine Schließung der Arztpraxis für 14 Tage zur Folge haben könnte. Damit das nicht passiert, wurde Vorsorge getroffen.
Einen "besonnenen Umgang mit dem Thema" attestiert die Praxis Fröhling den Patienten. Risikopatienten sind aufgefordert, erst gar nicht die Praxis zu kommen. "Bei konkreten Corona-Verdachtsfällen gehen wir so vor, dass in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt entweder der KVB-Fahrdienst (Kassenärztliche Vereinigung) oder ein Arzt aus der Praxis mit besonderen Schutzmaßnahmen (FFP2-Maske, Handschuhe, Schutzkittel, Schutzbrille) im häuslichen Bereich des Patienten den Abstrich vornimmt." Sonstige infektiöse Patienten mit Fieber und Atemwegsbeschwerden bekommen schon bei Eintritt in die Praxis einen Mundschutz und Händedesinfektion und warten in einem separierten Bereich. Trotz Aufklärung durch die Medien bestehe noch Informationsbedarf, so die Ärzte.
Patienten sind gut informiert
Für Dr. Ullrich Sauter in Bad Königshofen war es klar, dass die Skifahrt-Rückkehrer aus Italien auch den Corona-Virus im Gepäck haben könnten. "Die Patienten sind gut informiert und gut erzogen, sie rufen erst an und kommen dann in die Praxis", war von ihm zu erfahren. Auch er hält ein Extra-Zimmer bereit und hat eine Spezialsprechstunde eingerichtet. Ob jemand getestet wird, entscheidet das Gesundheitsamt nach der Abfrage von entsprechenden Kriterien: Liegt eine Atemwegserkrankung vor, bestand ein Kontakt zu einem Corona-Patienten oder einem Corona-Gebiet? Immerhin kostet ein Test 130 Euro. Verdachtsfälle sollen zuhause auf eine Testung durch den Kassenärztlichen Besuchsdienst warten, ist die allgemeine Anweisung. Was Sauter ärgert, ist, dass das Gesundheitsministerium nicht sofort einen Ausfuhrstopp für Schutzkleidung erlassen hat, als sich die prekäre Lage abzeichnete. Man hätte auch am Anfang ganz in Ruhe zentrale Teststellen einrichten und gut ausgestattete Testteams zusammenstellen können. "Ruhige Gelassenheit", wie sie der Gesundheitsminister gezeigt hatte, war "ein Schmarrn", so Sauter. Seine Berater hätten ihn besser informieren müssen.
In der Praxis von Dr. Stefan Reiß in Salz werden ebenfalls schon per Telefon die Risikopatienten herausgefiltert, um die "normalen" Patienten und das Personal nicht in Gefahr zu bringen. An einem Fenster wurde eine Art "Schalter" eingerichtet, dort können sich infektiöse Patienten anmelden. Was Reiß Sorgen bereitet, sind die Engpässe bei der Schutzkleidung, denn bei jedem Patientenbesuch muss eine komplette Ausstattung angezogen und hinterher beseitigt werden.
Empfehlungen müssen beachtet werden
Es komme vermehrt zu telefonischen Anfragen und auch zu Arbeitsunfähigkeitsmeldungen von Menschen, die zuletzt in Südtirol waren, berichtet Dr. Fabian Köth aus Bad Königshofen. Alle Patienten melden sich telefonisch an und werden abgefragt, ob sie in Risikogebieten gewesen sind. "Aufklärungsbedarf und Verunsicherung sind natürlich da, gerade weil sich die Lage täglich ändert", so Köth. Wie die anderen Ärzte auch, rät er, die vom Robert-Koch-Institut herausgegebenen Empfehlungen zu befolgen: Reisen in Risikogebiete unterlassen, keine Hände schütteln, regelmäßige Händedesinfektion und Massenveranstaltungen meiden.
"Keine Panik" sagt Apotheker Michael Weigand aus Bad Königshofen. In seiner Apotheke gibt es noch genug Handdesinfektionsmittel, weil er nur geringe Abgabemengen verkauft. "Der Bedarf wird überschätzt", ist seine Meinung. Mit einer Flasche (mit 500 ml) komme die ganze Familie mehrere Wochen aus – bis dahin sei der Corona-Spuk hoffentlich schon wieder vorbei. "Ich möchte nicht, dass die Desinfektionsmittel hier zum normalen Preis eingekauft werden und dann bei Ebay für 50 Euro auftauchen", sagt Weigand. Die Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen, die Pflegestationen und Senioreneinrichtungen brauchen die Materialien dringender als Menschen, die eigentlich keinen Bedarf haben. Die aktuelle Situation sei ein gutes Beispiel dafür, was bei Engpässen passiert: Wucherer bereichern sich und verschärfen die Lage, ärmere Leute können sich dann Hilfsmittel nicht mehr leisten.