„Das wäre eine Bombengeschichte – Bad Königshofen könnte hier Vorreiter sein“, schwärmt Winfried Winter. Die Rede ist von der „Api-Air-Therapie“, dem Einatmen von Bienenstockluft bei Atemwegserkrankungen. Der Allgemeinmediziner und „Api-Therapeut“ aus dem hessischen Seligenstadt kennt sich damit aus. Im Bienenzentrum Bad Königshofen hielt er auf Einladung des Imkervereins einen Vortrag darüber.
Angehört haben sich das neben den stellvertretenden Landräten Peter Suckfüll und Josef Demar auch mehrere Ärzte aus Bad Königshofen, Kurdirektor Werner Angermüller und Bürgermeister Thomas Helbling.
Unter dem Motto „Die Biene hat mehr zu bieten als ihren Honig“ will der Verein nach den Worten seines Vorsitzenden Markus Gütlein zukünftig das Inhalieren von Bienenstockluft anbieten.
Imkermeister Hans Musch aus dem oberschwäbischen Ochsenhausen (Baden-Württemberg) gelte hier als Vorreiter, er habe schon „jahrelange, positive Erfahrungen“ damit gemacht und eine Studie erstellt. Er entwickelte auch das „Api-Air-Gerät“, eine Vorrichtung, die auf der Beute angebracht wird. Mit Hilfe eines kleinen Motors wird die Luft aus dem Bienenstock, in der sich viele Inhaltsstoffe befinden, über einen Schlauch zu einer Inhalationsmaske geleitet. Drei Filter sorgen dafür, dass die Kranken auf keinen Fall mit einer Biene in Kontakt kommen. Wie die Erfahrungen zeigten, wirke die Stockluft besonders bei Menschen mit Bronchitis, Asthma, Pollenallergien, Pseudokrupp, Immunschwäche, Lungenleiden und vielem mehr lindernd und heilend. Winter ist seit 28 Jahren Arzt und dazu seit 15 Jahren Imker. Er bietet die Therapie ebenfalls an.
Laut Professor Eberhard Bengsch, der unter anderem an der Uni München zu diesem Thema forscht, enthält die Stockluft mehrere zehntausend Stoffe, die noch nicht alle bekannt sind. Kinder ab drei Jahren und Erwachsene können pro Bienenstock jeweils zehn Minuten inhalieren, nach dieser Zeit müssen die Bienenvölker gewechselt werden, um ihnen nicht zu schaden.
Insgesamt dauert eine Anwendung 30 Minuten, eine Einheit sollte zehn Behandlungen umfassen. Die Durchführung einer Therapie ist nur während der Bienensaison möglich, ungefähr von Mai bis Ende Juli. Der Bad Königshöfer Imker-Vorstand hat sich deshalb auch weitere Gedanken gemacht und möchte zusätzlich einen „Propolis-Verdampfer“ anbieten, eine Möglichkeit, auch außerhalb der Bienensaison etwas für Gesundheit, Entspannung und Wellness zu tun.
Der Verein plant jetzt einen Anbau für zwei Therapieräume und hofft auf Zuschüsse für das auf rund 80 000 Euro geschätzte Projekt aus dem europäischen Förderprogramm „Leader“. Ursula Schneider, Leader-Beauftragte des Landkreises Rhön-Grabfeld und ebenfalls unter den Zuhörern, wies darauf hin, dass stets geschulte Betreuer anwesend sein müssten und ein Arzt in der Nähe erreichbar sein müsse. Sie schloss nicht aus, dass für dieses Startprojekt eine Leader-Förderung möglich wäre. Im Februar/März 2015 werde darüber entschieden.
Es sei einmalig, findet Kurdirektor Werner Angermüller, dass ein Kurort über einen so aktiven Imkerverein verfüge. Deshalb könnte man diese Ideen ausbauen, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit örtlichen Apotheken, die Bienensalben und weitere Produkte herstellen könnten. Kurse für Mütter, die den Hustensaft für ihre Kinder selbst herstellen wollen, könnte man geben – es wurden viele Ideen genannt, die umsetzbar wären. Kurdirektor Werner Angermüller könnte sich vorstellen, eine derartige Erweiterung des Angebots zu bewerben.
„Wenn Wohlfühlen und Entspannen mit einer therapeutischen Wirkung verbunden sind, passt das zur Ausrichtung des Heilbades. Für viele Kranke sei schon die Linderung von Beschwerden mit mehr Lebensqualität verbunden“, so Angermüller.