Vor einem halben Jahrhundert fand im Grabfeld ein spektakulärer Lokaltermin des Landgerichts Braunschweig statt. Rudolf Pleil, der sich selbst als „berühmtester Totmacher Deutschlands“ bezeichnete, und sein Komplize Karl Hoffmann sollten einer ihrer schlimmsten Taten überführt werden, nämlich dem bestialischen Mord an einer jungen Frau und der anschließenden Schändung des Leichnams an der Grenze zwischen Trappstadt und Schlechtsart am 10. September 1946.
Wenn die Rede auf „Frauenschicksale an der Grenze“ kommt, dann fällt noch heute der Name eines Mörders, der in der Nachkriegszeit „im Dschungel des Zonen-Niemandslands“ unter allein reisenden Frauen seine Opfer suchte und fand: Rudolf Pleil. Die Begegnung mit diesem mordenden Schmuggler war das Gefährlichste, was einer Frau in dem unsicheren Gelände widerfahren konnte.
Pleil scheint wie ein Phantom bald hier, bald dort umgegangen zu sein, mal mit Komplizen, mal alleine. Als Motiv für seine vielen Morde wurde blanker Sadismus gepaart mit hemmungsloser Raubgier ermittelt.
Bis zu seinem Tod 1958 soll Pleil mehr als vierzig Morde im Grenzgebiet verübt und gestanden haben, die er entweder allein oder mit seinen Komplizen Karl Hoffmann und Konrad Schüssler beging.
Schmuggler und Grenzgänger
Am 10. September 1946, in einer Zeit, als die Grenzgängerei und der Schmuggel zwischen der Ost- und den Westzonen in voller Blüte standen, gehen zwei Männer und eine Frau durch Königshofen, gelangen nach Trappstadt und schlagen einen Weg nach Osten ein, um die grüne Grenze nach Thüringen ungesehen von Zollbeamten und Grenzposten zu überschreiten. Die beiden Männer, der 22-jährige Rudolf Pleil und der 33-jährige Karl Hoffmann kennen sich gut aus. Sie leben von der Grenzgängerei und haben einer 25-jährigen Frau angeboten, sie sicher über die Grenze nach Thüringen zu geleiten. So gehen die drei die Straße von Trappstadt in Richtung Schlechtsart entlang, biegen in einen Feldweg ein und betreten ein mit dichtem Unterholz und Dornengestrüpp bestandenes Buschgelände etwa 20 Meter von der Grenzlinie entfernt. Hier fühlen sie sich sicher.
Bestialischer Mord
Nun geschieht etwas Entsetzliches. Die beiden Männer schlagen die ahnungslose Frau nieder. Hoffmann zieht ein Fallschirmmesser und trennt der niedergeschlagenen Frau den Kopf vom Rumpf und ein Bein ab. Nun schändet Pleil die Leiche. Bevor sie sich nach der grausigen Tat aus dem Staub machen, raubt Hoffmann noch schnell die Tote aus und sie tauchen unter im Chaos derTotmachers Nachkriegszeit.
Rudolf Pleil wurde einige Jahre später im Braunschweiger Untersuchungsgefängnis der Trappstädter Mord vorgehalten. Doch der Massenmörder reagierte unwirsch. Erst 14 Tage nach dem Verhör erzählte er dem Gefängnisarzt, er könne nachts nicht mehr schlafen, weil ihm ein entsetzliches Bild ständig vor Augen stehe: Das Mädchen „ohne Kopf“ aus dem Trappstädter Grenzwald. Er wolle daher „sein Gewissen erleichtern“ und den Fall schildern, wie er sich tatsächlich zugetragen habe.
Und so kam es am 28. August 1950 in Trappstadt zu einem Lokaltermin. Ein Zeitzeuge aus Bad Königshofen berichtet: „Unglaublich schnell hatte es sich herumgesprochen, dass ein oder zwei mehrfache Mörder zwecks Lokaltermin von Neustadt in unser Städtchen überführt würden“. Dementsprechend waren die Straßen bevölkert, als der Transport tatsächlich eintraf. Unauffällig begleitet, wurde der eine Schwerverbrecher (Pleil) durch die Stadt geführt, während der andere (Hoffmann) gefesselt im Auto dem Ziel zu transportiert wurde.
Beim Eintreffen in Trappstadt war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Bevölkerung nahm eine drohende Haltung ein, als Rudolf Pleil die Kommission zu einer Kapelle in Richtung Alsleben zunächst falsch führte. Den beiden Staatsanwälten gelang es, die empörten Menschen zu beruhigen. Pleil führte die Kommission nochmals falsch bis zum Schlagbaum Trappstadt/Eicha, dann aber genau in Richtung Tatort Nähe der Wegesperre Trappstadt/Schlechtsart. Hier schilderte er in allen Einzelheiten die grausige Tat, während Hoffmann diese leugnete und behauptete, „nie im Leben an dieser Stelle gewesen zu sein.“