Die Professorin Karin Reich aus Berlin veröffentlichte dieser Tage ein Buch mit dem Titel: „Wolfgang Sartorius von Waltershausen, Gauß zum Gedächtnis”. In ihrem Geleitwort schreibt sie, dass es keine Gauß-Biographie gibt, der nicht Wolfgang Sartorius von Waltershausens 1856 in Leipzig erschienenes Buch „Gauß zum Gedächtnis” zugrunde gelegt worden ist.
Wer war nun dieser Gauß? Carl Friedrich Gauß (1777-1855) war Mathematiker, Astronom, Geodät und Physiker. Seine überragenden wissenschaftlichen Leistungen waren schon seinen Zeitgenossen bewusst und bereits ein Jahr nach seinem Tod ließ der König von Hannover Gedenkmünzen mit seinem Bildnis und der Inschrift „Mathematicorum Principi“ (deutsch: „Dem Fürsten der Mathematiker“) prägen. Bereits mit 18 Jahren entwickelte Gauß die Grundlagen der modernen Ausgleichsrechnung und der mathematischen Statistik, mit der er 1800 die Wiederentdeckung des ersten Asteroiden Ceres ermöglichte. Als 30 Jähriger wurde er zum Uni-Professor und Sternwartedirektor in Göttingen berufen.
Wolfgang von Waltershausen war ein Schüler von Gauß, später wissenschaftlicher Mitarbeiter und enger Freund. In dem nunmehr vorliegenden Band von Professorin Reich ist dem Klassiker „Gauß zum Gedächtnis“ zusätzlich eine Biographie über Wolfgang Sartorius von Waltershausen beigefügt.
Wolfgang war der zweite Sohn des hoch angesehenen Historikers, Staatswissenschaftlers und Politologen Georg Sartorius von Waltershausen (1765-1828). Dieser erwarb das Schloss in Waltershausen, nachdem Georgs Frau Caroline ein riesiges Vermögen geerbt hatte. König Ludwig I. von Bayern erhob Georg 1827 in den Freiherrenstand und die Familie nannte sich fortan Sartorius von Waltershausen. Georg Sartorius war mit Johann Wolfgang von Goethe gut bekannt und beide besuchten sich wiederholt.
Georgs zweiter Sohn Wolfgang, der 1809 in Göttingen geboren wurde, erhielt den Vornamen eines seiner Taufpaten Johann Wolfgang von Goethe. Wolfgangs Interesse galt den Naturwissenschaften und er studierte in Göttingen. Die beiden Brüder August und Wolfgang Sartorius schlossen 1833 einen Vertrag, worin Wolfgang seine Rechte am Gut Waltershausen an seinen Bruder für 28.000 rheinische Gulden abtrat. Wolfgang Sartorius promovierte 1837 und unternahm mehrere ausgedehnte Reisen in Europa. 1847 wurde er zum Professor ernannt und heiratete 1848. Er verstarb hoch angesehen 1876. In einem Nachruf heißt es unter anderem: „Wissenschaftlich hat er sich vor allem bekannt gemacht durch seine Untersuchungen über die vulkanischen Gesteine und die Vulkane.“
Karin Reich dankte in ihrem Buch unter anderem insbesondere Pfarrer Andreas Biesold aus Waltershausen sowie Kreisheimatpfleger Reinhold Albert für die Unterstützung bei der Herausgabe ihres Werkes.
Karin Reich (Herausgeber): Wolfgang Sartorius von Waltershausen, Gauß zum Gedächtnis, Leipzig 2011. ISBN: 978-3-937219-57-8, Preis 26,50 Euro.